Kommentar:Arme Serena

Gut, dass in Serena Williams zumindest eine Sportmillionärin auf der Liste der bestbezahlten Athleten der Welt vertreten ist. Doch das lenkt nicht von der Tatsache ab, dass die Branche von der Gleichstellung weiblicher Sportler noch weit entfernt ist.

Von Barbara Klimke

Die letzte Bastion fiel im März dieses Jahres. Seither darf man sich schon fragen, warum dies seit Klubgründung 1744 so lange dauern musste. Denn von schweren Schäden für das seelische Gleichgewicht der ehrenwerten Gesellschaft der Edinburgher Golfer - oder für ihre Balancehaltung beim perfekten Schwung - ist vorerst nichts zu erkennen. Weder hat sich der Muirfield Golf Club pink gefärbt, seit Frauen dort Mitglieder werden dürfen. Noch sind die Greens von Stilettos durchpflügt. Auch staut sich die Warteschlange vor Loch 9 nicht, wie ebenfalls befürchtet, bis zur Küstenstraße zurück, weil Frauen beim Abschlag, wie man weiß, immer etwas zögerlich sind. Stattdessen geht das Leben so gediegen weiter, wie es Schottlands Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon vorausgesagt hatte.

Doch wer glaubt, Gender Mainstreaming im Sport schreite forsch voran, der irrt. Nicht Sturgeon, die Frau an der Regierungsspitze, hatte die Ohren der Golfer vor Scham erröten lassen. Sondern die Administratoren, die das Prestigeturnier British Open finanzieren und den Männerhort Muirfield als Austragungsort etwas zu chauvinistisch fanden. Der Sport ist, nicht nur im Golf, noch ein paar weite Abschläge davon entfernt, Vorbild für die Gleichstellung zu sein.

Rauschgoldengel drapierten beim DFB-Pokalfinale die Szene

Wer Augen hat, der konnte das jüngst in Berlin beim DFB-Pokalfinale besichtigen, wo Frauen besonders in der Rolle als Rauschgoldengel vorgesehen waren, die, hübsch an der Treppe drapiert, die Aufgänge zur Ehrentribüne zierten. Es passt ins Bild, dass die kickenden Frauen des VfL Wolfsburg, Sieger in der Bundesliga und im Pokal, kürzlich die Meisterfeier verschieben mussten - aus Rücksicht auf die weniger begabten Männer des VfL, die in der Erstliga-Relegation noch um den Klassenerhalt zitterten.

Das mag polemisch klingen, aber zur Stützung der These lässt sich das passende Zahlenwerk finden. In der Forbes-Liste, dem Index für die bestbezahlten Sportler der Welt, werden aktuell 100 Namen aufgeführt. Neben 99 männlichen Millionären ist nur eine Frau zu finden: Serena Williams, 35, erfolgreichste Tennisspielerin mit 23 Grand-Slam-Siegen, wird auf Position 51 geführt. Ihr japanischer Kollege Kei Nishikori (null Grand Slams) steht 25 Plätze vor ihr.

Dass Serena Williams überhaupt auf die Liste kam, verdankt sie dem Fakt, dass es im Tennis, zumindest bei Grand Slams, keinen Preisgeldunterschied zwischen Männern und Frauen mehr gibt. Das Gros der Einnahmen erzielt die reiche Männergilde dagegen durch Werbeverträge. Und in der Branche herrscht oft noch das Denken von 1744 vor.

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