Trainer beim FC Bayern und BVB:Der Liga ist eine Generation an Trainern verloren gegangen

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Befinden sich in der Trainersuche in einer schwierigen Situation: Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß. (Foto: dpa)

Ausgerechnet dem deutschen Fußball, der sich für seine Trainer-Ausbildung rühmt, fehlt es derzeit an Spitzenpersonal. Das führt dazu, dass Dortmund und Bayern gerade keine erfahrenen Kandidaten finden.

Kommentar von Christof Kneer

Wenn der FC Bayern einen Trainer sucht, dann muss man sich das vielleicht so vorstellen: Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sitzen gemeinsam im Auto, einer von beiden fährt, und der andere schaut in seinem Handy (Rummenigge) oder auf einem Zettel (Hoeneß) nach der Aufstellung vom 23. Mai 2001. An diesem Abend wurde den Bayern eine Generation von Helden geboren, und nichts würde Hoeneß größeres Vergnügen bereiten, als immer nur in der eigenen Geschichte fündig zu werden. Am liebsten würde er sie alle anstellen, die Champions-League-Sieger von 2001, den Kahn, den Kuffour, den Lizarazu, den Effenberg und den Scholl.

Zwei Helden aus dieser Nacht haben es zuletzt immerhin ins Organigramm geschafft: Willy Sagnol war ein paar Monate Assistent von Carlo Ancelotti, bevor er nach einem einzigen Spiel als Übergangschef gehen musste. Und Hasan Salihamidzic, den keiner mehr Brazzo nennt, ist heute Sportdirektor - Einstellungsvoraussetzung war unter anderem, dass er mal trotz Kopfwunde weitergespielt hat, wie Rummenigge stolz erklärte. Der Name Salihamidzic, übrigens, ist Hoeneß und Rummenigge im Auto eingefallen.

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Von Christof Kneer

Der FC Bayern sucht gerade einen Trainer, auch bei Borussia Dortmund überlegen sie, ob sie mit Peter Stöger in die neue Saison ziehen sollen oder lieber einen Trainer engagieren, der BVB-like stürmen lässt. Auf den ersten Blick ein kurioses Szenario: In einem Land, das sich für seine Trainerausbildung rühmen lässt und zuletzt auch beachtliche Trainertalente hervorgebracht hat, wissen die beiden prägenden Klubs noch nicht, wen sie nächste Saison auf ihre Bank setzen.

Auf den zweiten Blick hängt das vielleicht mit der Aufstellung vom 23. Mai 2001 zusammen, und vielleicht auch mit der vom 28. Mai 1997. An jenem Abend wurden dem BVB Helden geboren.

Können sich die Bayern schon an Trainertalente wie Tedesco heran wagen?

Aus Bayerns Helden-Elf von 2001 ist kein einziger Trainer hervorgegangen, der sich auf dem Markt etabliert hätte, aus Dortmunds Champions-League-Siegerteam hat es nur der eingewechselte Heiko Herrlich mit Verspätung in die Riege der ernst zu nehmenden Erstliga-Coaches geschafft; wenigstens sind ein paar respektable Funktionäre (Zorc, Reuter, Sammer) dabei herausgesprungen. Und von den deutschen 1990ern-Weltmeistern trifft man heute einige bei Autogrammstunden im Möbelhaus oder im Dschungelcamp, andere dürfen kleinere Kolumnen verfassen oder bei Benefizkicks auflaufen, für einen guten Zweck, der manchmal auch das eigene Konto ist. Ja gut, oder sie sind halt Rudi Völler.

Dass sich Bayern und Dortmund nun schwer tun bei ihrer Trainersuche, liegt auch an dieser entsetzlichen Lücke: Dem deutschen Fußball ist eine ganze Generation an Trainern verloren gegangen, und auch die verbliebenen mittelalterlichen Vertreter wie Labbadia, Veh oder Hecking kommen für höhere Aufgaben nicht mehr in Frage (oder sie sind gar Mirko Slomka). Und gleichzeitig sind sich vor allem die Bayern nicht sicher, ob sie sich bereits an Toptalente wie Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco oder international unerfahrene Männer wie Ralph Hasenhüttl oder Niko Kovac heranwagen können. Bayern-Trainer brauchen traditionell eine Mischung aus Stallgeruch und ein paar Sternen auf der Schulterklappe, in Dortmund dagegen trauen sie sich eher Experimente zu, sie holen auch mal Trainer aus Mainz (Klopp, Tuchel).

Auch das, übrigens, verkompliziert die Suche in beide Lagern: dass Thomas Tuchel, der wohl aussichtsreichste Trainer dieser Generation, bei den einen schon war und zu den anderen nicht geht.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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