Kolumne: Kim Ja-scho:Boom Boom Düp Düp

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Mickie Krause hat das dümmste Lied geschaffen, seit der Mensch den folgenreichen Entschluss gefasst hat, das Singen nicht länger allein den Vögeln zu überlassen. Bei Olympia kam sein Werk zu unerfreulichem kurzzeitigen Ruhm.

Von Holger Gertz

Die nordkoreanischen Cheerleaderinnen waren bisher das große Thema bei Olympia: Wie sie lächelten, mit ihren Fähnchen wedelten, kurz aufstanden, sich wieder setzten - alles im Gleichklang, alles mit der heimlichen oder gern auch unheimlichen Absicht, Pyeongchang ein bisschen in Pjöngjang zu verwandeln. Dazu das rhythmische Klatschen und dieser im Comicfigurenklang vorgebrachte Motivationsgesang: eine furchterregende Angelegenheit.

Wobei erstaunlich ist, welche Kraft 200 Stimmchen aufbringen können. Die nordkoreanischen Cheerleaderinnen ("La la la, lalalalalala") übertönten mühelos das kompakte Brummen der Eismaschine und sogar das Jubeln der südkoreanischen Fans.

Nun dreht aber die Stadionregie in der Halle den Lautsprecher beim Eishockey immer gewaltig auf und spielt Stimmungslieder ein, Anheizer, Aufwärmer. Genauer gesagt lief, während sich die Spielerinnen warm machten, das versammelte Horrorprogramm aus Skihütte und Ballermann. "Boom Boom Boom Boom" von den Vengaboys, die Titelzeile wird mehrmals aufgegriffen: "Boom Boom Boom Boom, I want you in my room." Für die Musikauswahl in der Halle ist das lokale Organisationskomitee zuständig, dort sitzen offensichtlich Kenner, die schließlich als Torjingle eine Sequenz des besinnungslosen Mickie Krause wählten, das Lied heißt "Düp Düp" und enthält die Feststellungen, dass "alles klar im BH" sei, außerdem "alles Rodscha in Kambodscha". Es ist das dümmste Lied, seit der Mensch den folgenreichen Entschluss gefasst hat, das Singen nicht länger allein den Vögeln zu überlassen.

Im Spiel der Koreanerinnen gegen Schweden wurde "Düp Düp" bei jedem Tor der Schwedinnen eingespielt, die Schwedinnen trafen achtmal, und am Ende hätte man sich gewünscht, die nordkoreanischen Cheerleaderinnen würden etwas entschlossener dagegen ansingen, so weit ist es jetzt schon gekommen. Aber von denen war ja praktisch gar nichts mehr zu hören.

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