Kolumbien:Alle hinter James

James Rodriguez

Zurück auf großer Bühne im kanariengelben Trikot: James Rodriguez.

(Foto: Martin Mejia/AP)

"Er kann eine gute Flanke schlagen, Tore erzielen, überraschende Vorstöße starten": Dank der starken Form des Bayern-Mittelfeldspielers Rodriguez hofft Kolumbien auf eine ähnliche Überraschung wie 2014.

Seine wilde Haarpracht ist Carlos Valderrama heilig, aber im Falle einer Sensation würde er die Schere an sich heranlassen. "Wenn Kolumbien Weltmeister wird, schneide ich mir die Mähne ab", sagte Valderrama vor der WM. Nun ist es natürlich unwahrscheinlich, dass der 56-Jährige, der als bester kolumbianischer Fußballer der Geschichte gilt, tatsächlich seine Locken verliert. Aber allein die Tatsache, dass er sie verwettet, zeugt vom neuen Selbstbewusstsein der Kolumbianer. Und das liegt vor allem an einem: James. Auf dem Mittelfelfspieler von Bayern München liegen nach einer für viele überraschend starken Saison die Hoffnungen der Nation, wenn es darum geht, nun noch einmal das Ergebnis von Brasilien 2014 zu toppen - da war erst im Viertelfinale gegen den Gastgeber Endstation.

Rene Higuita, der exzentrische frühere Torwart, hofft, dass die Konkurrenz in Gruppe H mit Robert Lewandowskis Polen, dem Senegal und Japan "auf ein monströses Kolumbien" trifft, angeführt, na klar, von James. "Er ist die geborene Führungspersönlichkeit. Daher ist er heute auch das absolute Aushängeschild unserer Nationalmannschaft und unseres Landes. Dafür schätzen wir ihn sehr", sagte Higuita: "Er hat das alles mit Talent, Bescheidenheit und harter Arbeit erreicht." James, Torschützenkönig der WM 2014, sei mittlerweile ein "kompletter Spieler" mit unschätzbaren Wert für Kolumbien, sagte Higuita: "Er deckt seine Gegenspieler, ist technisch sehr versiert und mannschaftsdienlich. Er kann eine gute Flanke schlagen, Tore erzielen, überraschende Vorstöße starten. Jedes Team der Welt will einen solchen Spieler haben."

Und tatsächlich: James war es zu verdanken, dass sein Team ohne den Umweg über die Play-offs das Ticket für Russland löste. Der Offensivspieler der Bayern traf in der Qualifikation in 13 Partien sechsmal, das wichtigste Tor gelang ihm dabei am letzten Spieltag in Peru. Durch das 1:1 sicherte James seinen Kolumbianern den vierten Platz ab - und verschaffte sich persönlich damit die Möglichkeit, wie in Brasilien wieder auf der ganz großen Fußball-Bühne leuchten zu können. James ist in einem Team mit einigen interessanten Akteuren mit Sicherheit die prägendste Figur. Aber die Kolumbianer profitieren insgesamt von einer Achse mit talentierten Spielern. Den Rückhalt bildet Keeper David Ospina, 29 Jahre alt und seit 2014 in Diensten des englischen Top-Klubs FC Arsenal. Trotz seiner erst 21 Jahre hält davor Innenverteidiger Davinson Sanchez, der nach einem herausragenden Jahr bei Ajax Amsterdam im Sommer 207 zu Tottenham Hotspur gewechselt war und sich dort gleich einen Stammplatz erspielte, die Abwehr zusammen. Offensiv sind die Kolumbianer nicht minder gut besetzt - James profitiert dabei auch von der Qualität seiner Mitspieler wie Juan Cuadrado (Juventus Turin) und Altmeister Radamel Falcao (AS Monaco). Valderrama, der Kolumbien als Kapitän zu den Turnieren 1990, 1994, und 998 führte, hofft, dass seine nachfolger in Russland für Furore sorgen. "Nicht immer schaffen wir es, bei einer WM dabei zu sein", sagt er. "Deshalb müssen wir bei dieser Gelegenheit alles geben."

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