Köln:Trotz Pizarro

1 FC Koeln RB Leipzig Fussball Bundesliga Köln 01 10 2017 Rheinenergiestadion Fussball 1 BL

Der nächste Rückschlag für Köln: Lukas Klostermann erzielt das Führungstor für Leipzig.

(Foto: Roger Petzsche/Imago)

Auch im siebten Anlauf gelingt der erste Saisonsieg nicht. Der 1. FC Köln bleibt nach dem 1:2 gegen Leipzig Letzter.

Von Philipp Selldorf, Köln

Die Frage war natürlich die, ob er drei Tage nach seiner Ankunft am Geißbockheim schon bereit sein würde für sein 431. Bundesligaspiel. Die einen verwiesen auf die mangelnde Fitness und die drohende Verletzungsgefahr, die anderen meinten, der Name Claudio Pizarro sei Grund genug zur sofortigen Nominierung. Peter Stöger wählte am Sonntagabend zum Spiel des 1. FC Köln gegen RB Leipzig die Kompromisslösung: Der Trainer setzte den neuen Mann auf die Bank.

In der 54. Minute war es dann soweit. Stöger winkte Pizarro aus der Warmlaufgruppe herbei, und der 38 Jahre alte Peruaner eilte wie ein Jüngling zur Bank, riss die Trainingsklamotten vom Leib und enterte das Spielfeld. Das Publikum schwelgte in Begeisterung, obwohl die Einwechslung einen denkbar schlechten Anlass hatte: Jhon Cordobas Muskelverletzung könnte ein längeres Fehlen zur Folge haben, und der Kolumbianer wird im Abstiegskampf dringend gebraucht, denn nach der zwar ehrenvollen und unglücklichen, aber wegen der großzügigen Chancenverschwendung auch folgerichtigen 1:2-Niederlage gegen Leipzig hat sich der FC auf dem letzten Tabellenplatz festgesetzt.

Bereits ohne den neuen Mitarbeiter kam beim siebten Versuch, das erste Bundesligaspiel der Saison zu gewinnen, ein verwandelter FC auf das Spielfeld. Er sah beinahe aus wie der FC der Vorsaison: zweikampfstark, zielstrebig, gedankenschnell und auch spielerisch ansprechend. Was zu dem Erfolgsrezept der Vorsaison fehlte, das war der Mann, der als eine Art Stargast oben auf der Tribüne saß. Mit Anthony Modeste, am Wochenende auf Heimatbesuch aus dem selbstgewählten Exil in China, wären die Kölner vermutlich in Führung gegangen während der starken Anfangsphase. Cordoba warf sich in jeden noch so aussichtslosen Zweikampf und brachte sich auch immer wieder in Position - aber die brennende Torgefahr ging wieder nicht von ihm aus.

Lange war es ein packendes Duell am Rande des Spektakels - doch für Köln ist das kein Trost

Mehr als zwanzig Minuten setzten die Hausherren die etwas verblüfft wirkenden Leipziger schwer unter Druck, dann lockerte sich ihr Griff etwas, und RB reagierte umgehend. Nachdem sie im Stakkato-Takt eine Reihe von Großchancen vergeben hatten - unter anderem schoss Marcel Halstenberg gegen den Pfosten -, schuf Marcel Sabitzer in der 34. Minute Tatsachen. Aus dem Hintergrund heranstürmend, bezwang er Torwart Timo Horn mit einem harten Flachschuss in die kurze Ecke. Die clevere Vorlage für den Außenverteidiger hatte Bruma gegeben, der portugiesische Stürmer war in Abwesenheit von Timo Werner (krank) und Keita (gesperrt) die treibende Kraft der Leipziger Offensive.

Ernüchterung machte sich breit im eben noch euphorisierten Stadion, aber auf dem Rasen ließ der Widerstand der Kölner nicht nach. Konstantin Rausch gelang mit einem Fernschuss beinahe der Ausgleich, doch Peter Gulacsi wehrte im letzten Moment ab. Auch der Kölner Torwart Horn erhielt mehrfach Gelegenheit zur Bewährung, es war inzwischen ein Spiel am Rande des Spektakels. Kurz vor der Pause nahte dann der verdiente Ausgleich. Leonardo Bittencourt nahm es am linken Flügel mit drei Gegenspielern auf, das konnte er eigentlich nicht schaffen, aber er schaffte es und spielt auch noch den perfekten Querpass - doch Jojic verfehlte den perfekten Treffer um einen halben Meter.

So ging das zunächst auch nach der Pause weiter. Bittencourt vergab die nächste riesige Gelegenheit zum 1:1, aber der Schwung ließ allmählich auf beiden Seiten nach, Folge der Europacup-Engagements während der Woche. Leipzig brachte nun seine spielerische Überlegenheit zur Geltung, kontrollierte die Partie und näherte sich Schritt für Schritt dem 2:0, das schließlich Yussuf Poulsen vollendete. Osakos Anschlusstor, das Pizarro geschickt in die Wege geleitet hatte, weckte noch mal die Kölner Reserven, doch für den Ausgleich reichte es nicht mehr. Es bleibt dabei: Köln sieht alle 17 Konkurrenten vor sich stehen.

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