Köln gegen Mainz 1:1:1. FC Podolski rettet einen Punkt

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Beim 1:1 im Nachholspiel gegen Mainz liegt der 1. FC Köln erst zurück, auch Lukas Podolski spielt schwach - bis er seiner Mannschaft noch das Unentschieden rettet. Damit baut der Nationalstürmer seine imposante Bilanz aus - Sportdirektor Finke kündigt indes baldige Vertragsgespräche an.

Carsten Eberts

Mit kräftigen Schritten stapfte Felix Zwayer aufs Feld. Natürlich waren am Dienstagabend ein paar Kameras mehr auf den Schiedsrichter gerichtet, schließlich sollte die Bundesliga-Partie zwischen dem 1. FC Köln und Mainz 05 ursprünglich am 19. November stattfinden. Sie wurde jedoch abgesagt, wegen des Suizidversuchs des angesetzten Referees unmittelbar vor der Partie - und so erlebte die Bundesliga den seltenen Genuss eines Dienstagabendspiels.

Tor in der 85. Minute: Lukas Podolski jubelt. (Foto: dpa)

Von echtem Genuss zu sprechen, wäre jedoch ungefähr so falsch, wie den 1. FC Köln zum unaufgeregten, harmonischen Fußballbiotop zu erklären. Zu konfus präsentierten sich beide Teams in der Kölner Arena in der ersten Halbzeit. Dass die Partie nicht 0:0 endete, lag an einer beiderseitigen Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte - und an den beiden späten Treffern von Sami Allagui (71.) und Lukas Podolski (85.).

"Die Mainzer hätten heute den Sieg verdient gehabt", gestand Podolski nach der Partie, "wir haben uns heute viel zu wenig Chancen erarbeitet und können mit dem Punkt sehr zufrieden sein." Der Mainzer Trainer Thomas Tuchel erklärte hingegen: "In der zweiten Halbzeit fand ich uns sehr dominant. Wir gehen in Führung und spielen dann unsere Konter schlampig zu Ende." Tuchels Schlussfolgerung: "Den Dreier hätten wir heute eigentlich holen müssen."

Man tat zunächst keinem der 22 Spieler Unrecht, wenn man die ersten 30 Minuten als schlechteste halbe Stunde dieser Bundesligasaison bezeichnete. Die Profis verweigerten ihr ganzes Repertoire: Sie schossen Freistöße in die Mauer oder in die Arme des Keepers, verloren leichte Bälle an den Gegenspieler, foulten viel, sehr viel sogar. Bis kurz vor der Pause ereignete sich nicht mal ein Torschuss. Vielleicht waren diese Dienstagabendspiele doch keine so gute Idee?

Für die gefährlichste Aktion sorgte noch FC-Verteidiger Miso Brecko: Während sein Torhüter Michael Rensing zum Ballfangen nach draußen eilte, köpfte Bresko das Spielgerät zu seinem Keeper - der nur leider gar nicht mehr im Tor stand. Rensing schimpfte wild, Bresko fuchtelte zurück, passiert war jedoch nichts: Der Ball trudelte knapp am Tor vorbei ins Aus.

Die Kölner Augen richteten sich natürlich auf Lukas Podolski. Vor der Partie bezeichnete ihn Sportdirektor Volker Finke als den "mit Abstand werthaltigsten Spieler unserer Mannschaft" und stellte baldige Vertragsverhandlungen in Aussicht. Die Tendenz: In den kommenden ein bis zwei Monaten soll etwas geschehen. Damit der Klub lange vor dem Ende der Rückrunde Gewissheit hat, ob Podolski bleibt oder nicht. So stellt es sich Finke zumindest vor.

Vergebene Torchancen
:Voll an den Pfosten!

Diese Szene wird sich der Fürther Edgar Prib wohl noch in 25 Jahren ansehen müssen: Gegen Eintracht Frankfurt vergab der Mittelfeldspieler geradezu grotesk eine Torchance. Doch Prib muss sich nicht grämen: Es gab in der Geschichte weit schlimmere Fehlschüsse. Von weit berühmteren Kickern.

Nach seinen fulminanten Auftritten zeigte Podolski diesmal zunächst nicht, dass er der werthaltigste Kölner Spieler ist. Der Nationalstürmer fand kaum in die Partie, war erst zu Beginn der zweiten Halbzeit an einer Kölner Chance beteiligt: Er setzte sich auf links durch, passte in die Mitte zu Mato Jajalo, der im Strafraum jedoch am Mainzer Keeper Christian Wetklo scheiterte. Christian Clemens jagte den Nachschuss anschließend über das Tor (49.).

Vergebene Torchancen
:Voll an den Pfosten!

Diese Szene wird sich der Fürther Edgar Prib wohl noch in 25 Jahren ansehen müssen: Gegen Eintracht Frankfurt vergab der Mittelfeldspieler geradezu grotesk eine Torchance. Doch Prib muss sich nicht grämen: Es gab in der Geschichte weit schlimmere Fehlschüsse. Von weit berühmteren Kickern.

Die Mainzer hingegen verbesserten sich in der zweiten Halbzeit deutlich. Sie verminderten ihre Ballverluste, kamen somit zwangsläufig näher an das Kölner Tor heran. Dies wurde prompt belohnt: Julian Baumgartlinger flankte über links auf Sami Allagui, der aus neun Metern hoch stieg und Rensing per Kopf keine Chance ließ (71.). Weitere Chancen durch Allagui und Baumgartlinger nutzen die Mainzer jedoch nicht - sehr zum Ärger ihres Trainers.

Vor allem, weil Podolski in der 85. Minute doch noch zeigte, wie eng Wohl und Wehe des 1. FC Köln derzeit an seine Person geknüpft sind. Zunächst traf der Chefangreifer noch die Latte (75.), dann demonstrierte er, was ihn momentan so stark macht: Aus 20 Metern kam Podolski an den Ball, blickte einmal kurz in Richtung Tor und hämmerte den Ball via Innenpfosten ins rechte, untere Eck (85.).

Damit war Podolski an 16 der letzten 20 Kölner Treffer direkt beteiligt - 14 davon hat er sogar selbst erzielt. Seine Saisonbestmarke aus der vergangenen Spielzeit hat er damit übertroffen. 1. FC Podolski? Klingt zumindest nicht ganz verkehrt.

"Wir hatten das gesamte Spiel über die besseren Möglichkeiten", erklärte der Mainzer Sami Allagui enttäuscht: "Wir hatten gewarnt, Lukas Podolski nicht schießen zu lassen. Dann schießt er das Ding doch rein." Besser konnte man dieses Dienstagabendspiel kaum zusammenfassen.

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