Kneipensport im Aufwind:Sieg der Dart-Lobbyisten

Der Deutsche Olympische Sportbund hat seine Zukunft entdeckt: Im Dezember soll Darts in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Wann folgen Flipper, Tischkicker und Blitzschach?

Christian Zaschke

Der Öffentlichkeit war es zunächst entgangen, vielleicht hat Michael Vesper deshalb noch einmal daran erinnert. Der Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) erzählte am Mittwoch in Berlin, dass der Deutsche Dart-Verband bald Aufnahme in die Gemeinschaft des Sportbunds findet, bei der Mitgliederversammlung im Dezember in München ist es so weit.

Taylor

Pfeilchenwerfen im DOSB? Auch Phil "The Power" Taylor dürfte sich die Augen reiben.

(Foto: imago sportfotodienst)

Das war bereits seit September bekannt, aber weil damals niemand so recht auf die Nachricht reagieren mochte, brachte Vesper sie nun eben erneut unters Volk. Und er hat ja recht, es ist falsch, eine solche Meldung mit Missachtung zu strafen, erzählt sie doch viel mehr, als es zunächst den Anschein hat.

Zwei Jahrzehnte lang haben die Dart-Lobbyisten - aber sicherlich gibt es die - dafür gekämpft, Aufnahme in den Sportbund zu finden. Das klappte lange nicht, weil es eine Mehrheitsmeinung gab, nach der Pfeilchenwerfen nicht als Sport durchgeht. Es half den Bemühungen der Dart-Lobby auch nicht unbedingt, dass die Heimat des Pfeilchenwerfens nicht die Turnhalle ist, sondern die Kneipe, bis vor kürzerem: die verrauchte Kneipe. Und ja, die großen Könner im Pfeilchenwerfen sind nicht diejenigen, die nach jedem Wurf einen Schluck vom isotonischen Getränk nehmen.

Sagen wir es so: Es gibt auch unter den weltbesten Pfeilchenwerfern einige, die ein schönes Bier als solches erkennen und durchaus auch vor dem Wettkampf genießen. Oder während des Wettkampfs. Man tritt zudem Legenden des Darts wie Phil "The Power" Taylor oder Raymond "The Man" van Barneveld nicht zu nahe, wenn man sagt, dass sie von der Statur her eher beim Gewichtheben mitmachen könnten, obwohl die Pfeile - nun ja - federleicht sind.

Dart spielen ist eine wunderbare Beschäftigung, aber ist es auch Sport? Der DOSB beantwortet diese Frage jetzt mit Ja. Dahinter steckt wohl, dass der Verband sich sagt: Wenn die Leute aus der Kneipe nicht zu mir kommen, dann komme ich eben zu den Leuten in die Kneipe. Und wenn die Verbandsmenschen sich da mal umsehen, dann finden sie einen völlig neuen Kosmos des Sports: Flipper, Tischkicker, Billard, Blitzschach und Backgammon, gespielt von Millionen von Meistern.

Darts ist nur der Anfang. Der DOSB hat gerade seine Zukunft entdeckt.

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