Klub-WM:Ronaldos erstaunliche Woche

Real Madrid's Cristiano Ronaldo celebrates winning the FIFA Club World Cup Final with the trophy

Letzter Pokal-Kuss des Jahres: Ronaldo mit der Trophäe der Klub-WM

(Foto: REUTERS)

Im Finale der Klub-WM erledigt der Anführer von Real Madrid aufmüpfige Japaner im Alleingang - und krönt die vielleicht außergewöhnlichsten sieben Tage seiner Laufbahn.

Von Marcel Grzanna, Yokohama

Vor dem Stadion in Yokohoma schrie ein Haufen rot gekleideter Anhänger des japanischen Fußballmeisters Kashima Antlers schon zwei Stunden vor dem Anpfiff seinen Siegeswillen aus dem Leib. Das Gebrüll war deutlich lauter als das übliche Pfeifen im Walde, wenn ein krasser Außenseiter auf eine der größtmöglichen Herausforderungen im Weltfußball trifft. Und dennoch war der neutrale Beobachter geneigt, den Auflauf mit einem amüsierten Lächeln abzutun. Denn wer wollte denn ernsthaft zweifeln, dass sich das Starensemble von Real Madrid im Endspiel um die Klub-WM gegen den Herausforderer aus der J-League durchsetzt? Tatsächlich aber dauerte es bis zur 105. Spielminute in diesem wilden Schlagabtausch zweier ungleicher Kontrahenten, bis der Gewinner der europäischen Champions League alle Zweifel beseitigt hatte. Cristiano Ronaldo machte mit seinem dritten Tor an diesem Abend den Deckel drauf. Zuvor hatte der 31-Jährige per Foulelfmeter das 2:2 erzielt, um dann in der Verlängerung mit seinen Treffern zwei und drei den 4:2 (2:2, 1:1)-Endstand zu besorgen.

Er bescherte den Königlichen damit den zweiten Triumph in der Geschichte des Wettbewerbs nach 2014. Ronaldo hatte 2008 schon mit Manchester United diesen Titel errungen. Mit jetzt fünf Treffern führt Ronaldo die Torschützenliste des Wettbewerbs mit seinem Dauerrivalen Lionel Messi und dessen Vereinskameraden Luis Suarez vom FC Barcelona an.

"Ich bin sehr glücklich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Wir hatten es mit einem sehr starken Gegner zu tun", sagte der Gewinner des Ballon d'Or 2016, des Goldenen Balles. Mit einem dicken Kuss auf die Trophäe für die beste Klubmannschaft der Welt beendete er die vielleicht außergewöhnlichste Woche seiner Laufbahn. Der Dreierpack gegen die Japaner war sein 40. Hattrick für Real Madrid. Am Montag hatte der Portugiese zum vierten Mal die Wahl zum Weltfußballer des französischen Fachmagazins France Football gewonnen, am Donnerstag folgte im Halbfinale des Turniers gegen Club America aus Mexiko sein 500. Pflichtspieltor für Real.

"Wir wollten diesen Pokal unbedingt gewinnen. Deswegen sind wir hierher gekommen. Er hat eine große Bedeutung für uns", sagte Zinedine Zidane, der zum 37. Mal nacheinander als Real-Trainer ohne Niederlage blieb. Während des Spiels war der Franzose in der Coaching Zone auf- und abmarschiert wie ein Nachtwächter beim Rundgang, weil dem Favoriten lange Zeit eine peinliche Niederlage drohte.

Real Madrid muss hart arbeiten

Dabei galt nach dem überraschenden Finaleinzug der Kashima Antlers der zweite Triumph der Madrilenen als reine Formalität. Noch eine Sensation hatte den Japanern nach ihrem Halbfinalsieg über Südamerikameister Atletico Nacional kaum jemand ernsthaft zugetraut. Zumal der Gegner an diesem vergleichsweise milden Dezember-Abend in Japans zweitgrößter Metropole zumindest in diesem Jahr als Maß aller Dinge im internationalen Klubfußball gilt. "Giant Killer" hatten tapfere Fans des japanischen Meisters auf ein Plakat gekritzelt, nachdem dieser die Hürde in der Vorschlussrunde zum Erstaunen der Fachwelt genommen hatte. Als jedoch nach neun Spielminuten Karim Benzema einen Abpraller nach einem Schuss von Luka Modric zur Führung der Königlichen verwertete, schien aus einem global aufgeblasenen Fußballabend früh die Luft raus zu sein.

Aber die Antlers gaben nicht klein bei. Ihr Spiel wirkte zwar häufig hektisch und ungenau, doch das wiegte den Favoriten offenbar in Sicherheit und verleitete Real zu Leichtsinn. Zweimal schlug Gaku Shibasaki daraus Kapitel (44./53.) und drehte völlig unerwartet das Spiel. Die Spanier hatten betont, sie seien nicht zu einem Weihnachtsausflug nach Japan gekommen. Plötzlich mussten sie der Ankündigung Taten folgen lassen und richtig hart arbeiten. Per Foulelfmeter (60.) rettete Ronaldo sein Team in die Verlängerung, wo er er die Hoffnung der Japaner zunichte machte.

"Sie sind gerannt, sie haben gekämpft. Diese Mannschaft hat mehrere Spieler, die das Zeug haben, in Spanien zu spielen", lobte Zidane den Kontrahenten. Dessen Trainer Mastada Ishii war trotz aller Enttäuschung stolz auf die Leistung. "Wir spielen erst seit 25 Jahren professionellen Fußball in Japan. Dass wir es soweit in diesem Wettbewerb geschafft haben, zeigt, dass der Fußball in unserem Land es in kurzer Zeit auf Weltklasseniveau geschafft hat."

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