Klopp beim FC Liverpool:"Ich werde versuchen, das Ergebnis zu ignorieren"

Manchester City v Liverpool - Premier League

Vorne null, hinten fünf: Jürgen Klopp (vorne, FC Liverpool) geht gegen Pep Guardiola und Manchester City unter.

(Foto: Getty Images)
  • Jürgen Klopp erleidet mit dem FC Liverpool beim 0:5 gegen Manchester City die zweithöchste Niederlage seiner Karriere.
  • Danach gibt er sich trotzig und verteidigt seinen Spieler Mané, der nach einem schlimmen Foul Rot sieht.
  • Sein Gegenüber Pep Guardiola darf hingegen schon vom Triple träumen.

Von Sven Haist, Manchester

Als der brasilianische Torwart Ederson gegen Ende der ersten Halbzeit auf dem Boden lag, war es plötzlich ganz still im Stadion von Manchester City. Nach einem hohen Pass hinter die Abwehr wetteiferten Ederson (für City) und Angreifer Sadio Mané (für den FC Liverpool) um den Ball, allerdings aus genau der entgegengesetzten Richtung kommend. Beim Aufprall der beiden hatte Ederson seinen Kopf nach unten gerichtet und Mané seinen linken Fuß nach oben gestreckt. Das muss dann als Information genügen; die Details spart man sich lieber.

Die Szene endete in einer neun Minuten und 24 Sekunden langen Unterbrechung und einem Platzverweis für Mané. Mehrere Sanitäter kümmerten sich sofort um das Wohlbefinden Edersons, der regungslos auf dem Rasen lag. Mit Halskrause und angeschlossenem Sauerstoffgerät transportierten sie ihn in das medizinische Institut des Vereins am Trainingsgelände. Die Röntgenaufnahmen zeigten, dass Ederson lediglich mit tiefen Schnittwunden im Gesicht davon kam. Das Ende des Spiels verfolgte er gar schon wieder auf der Ersatzbank. Die Schutzengel müssen mit ihm gewesen sei, anders ist die vergleichsweise kleine Verletzung nicht zu erklären. Die Geschwindigkeit Manés ließ mehrere Knochenbrüche vermuten.

Klopps höchste Niederlage als Liverpool-Trainer

Im ersten Affekt klagte Liverpools Trainer Jürgen Klopp an der Seitenlinie die Hinausstellung seines Spielers an, bevor er sich bei seinem Gegenüber Pep Guardiola doch entschuldigte. "Ich finde nicht, dass das eine rote Karte ist", sagte Klopp: "Sadio ist sehr, sehr traurig über die Vorkommnisse. Die Situation ist einfach unglücklich, ein Unfall." Absicht ist Mané nicht zu unterstellen, sein Blick richtete sich ausschließlich auf den Ball.

Das spricht ihn jedoch nicht von den Folgen frei, die er mit seiner Herangehensweise riskierte, wenn er - wie geschehen - nicht an den Ball kommt. Der Ligaverband sperrte Mané umgehend für zwei Spiele in der Premier League (Burnley, Leicester) und das Duell im Ligapokal (Leicester). "Gegen diese Entscheidung vorzugehen wäre reine Zeitverschwendung - so wie das Spiel heute", sagte Klopp.

Der Vorfall in der 37. Minute überschattete zwar die Verabredung und dezimierte die Liverpooler früh, das 0:5 (0:2), die höchste Niederlage des Vereins unter Klopp, rechtfertigte er trotzdem nicht. "Ich werde versuchen, das Ergebnis zu ignorieren, aber nicht die Fehler", sagte Klopp. In seiner Trainerkarriere hat er nur einmal höher verloren: beim 1:6 mit dem FSV Mainz 05 in der Bundesliga gegen Werder Bremen (Oktober 2006).

Manchester City wiederum bekräftigte die eigenen Ansprüche auf die erste Meisterschaft seit 2013/14. Seit einem Jahr trainiert Pep Guardiola nun im Osten Manchesters. Direkt nach Ankunft hat sich der Katalane mit den britischen Gepflogenheiten im Fußball angelegt, zu denen ein rustikaler Stil, intensive Zweikämpfe sowie ein rastloses Hin und Her gehören. Im Duell mit dem FC Liverpool, der ersten Herausforderung für City in dieser Saison, ist nun sichtbar geworden, dass Guardiola den Kampf gewinnen könnte.

Jesus und Agüero eifern einem prominenten Duo nach

Erstaunt verfolgten die Leute die Angriffszüge, in keiner Phase mehr war City auszurechnen. Die Spieler kombinierten sich mit flachen Pässen aus dem eigenen Strafraum in die gegnerische Hälfte vor. Und wenn der Gegner das wie in der Anfangsphase mit frühen Attacken zu unterbinden versuchte, überbrückte der zu diesem Zeitpunkt noch mitagierende Ederson das Feld mit einem punktgenauen Flugball auf die Angreifer.

In den Vordergrund drängte sich Citys Sturmduo, bestehend aus Sergio Agüero und Gabriel Jesus. Zusammen gelangen ihnen die ersten drei Treffer. Das vierte und fünfte Tor setzte der eingewechselte Leroy Sané oben drauf (77./91.). Dabei besaßen die Aktionen allesamt eine Kunstfertigkeit, die in den anderen Ligaspielen jeweils zur Auszeichnung Tor des Tages gereicht hätte. Das 1:0 durch Agüero (24.) leitete etwa David Silva ein mit einem Pass aus dem Mittelfeld, der Liverpools Abwehr mittellos machte.

Das Interagieren zwischen Agüero und Jesus, dem die zwei folgenden Treffer gelangen (45+6./53.), deuteten an, dass die beiden dem legendären Manchester-United-Angriff um Andy Cole und Dwight Yorke nachfolgen könnten. Die Statistiken weisen Agüero nun mit 124 Toren als den besten nicht-europäischen Angreifer der Liga aus und Wunderknabe Jesus, 20, hat in 14 Premier-League-Einsätzen mittlerweile zehn Tore angehäuft. Die Vorgabe von Cole/Yorke liegt bei 35 Treffern in der Meistersaison 1998/99, die mit dem zusätzlichen Triumph im FA-Cup und der Champions League endete. Ein solches Triple strebt auch Manchester City an.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: