Kim Ekdahl du Rietz:"Ich dachte, dass ich nie wieder einen Handball werfe"

Kim Ekdahl du Rietz

Wurde beim Abschied gefeiert, bis die Tränen kamen: Kim Ekdahl du Rietz im Juni 2017 (Archivbild).

(Foto: dpa)
  • Handballer Kim Ekdahl du Rietz kehrt überraschend zu den Rhein-Neckar Löwen zurück, nachdem er seine Karriere wegen einer Weltreise beendet hat.
  • Dass er noch einmal drei Monate für den deutschen Meister spielt, fühle sich wie ein weiteres Abenteuer an, sagt der Schwede.
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Von Carsten Scheele

Er sei ja "ein bisschen rumgekommen", sagte Kim Ekdahl du Rietz, und musste lachen. "Ein bisschen" ist gewaltig untertrieben für diese Reiseroute, die der Schwede in den neun Monaten nach seinem Karriereende absolviert hat. Über Schweden, wo er einen Schrebergarten besitzt, ging es zunächst auf Europatour durch die Schweiz und Frankreich, von dort nach Senegal, Sambia, Liberia und Marokko, vier Wochen in die USA, auf dem Rückweg schnell nach Lissabon und schließlich nach Neuseeland und Australien.

Dann schaute er bei der Handball-Europameisterschaft in Kroatien vorbei, fuhr schließlich mit dem Bus von Zagreb bis nach Bordeaux, wo er zuletzt in einer Dreier-WG lebte. "Das waren neun fantastische Monate", sagte du Rietz, und doch tauscht er dieses Leben noch einmal gegen stickige Trainingshallen, lange Auswärtsfahrten und den ganz normalen Stress eines Bundesligaprofis ein. Bis zum Saisonende spielt er für die Rhein-Neckar Löwen.

Er sagt, er habe den Profisport nicht einmal vermisst

Kim Ekdahl du Rietz ist ein besonderer Handballer, einer mit ganz eigenem Kopf. Mit 27 Jahren hatte er im Sommer 2017 seine Karriere beendet. Handball mache ihn "nicht mehr glücklich", hatte der Schwede damals gesagt, der bis zu seinem letzten Auftritt einer der besten Bundesligaspieler überhaupt gewesen ist. Er wollte lieber reisen, Sprachen lernen, die Welt entdecken. "Ich dachte, dass ich nie wieder einen Handball werfen werde", sagte du Rietz. Er habe den Profisport nicht einmal vermisst.

Doch nun ist er zurück, zu einem großen Teil aus Pflichtbewusstsein. "Ich liebe diese Mannschaft, das ist der Grund, weshalb ich hier bin", sagte du Rietz bei seiner Vorstellung am Freitag. Von 2012 bis 2017 hatte er für die Rhein-Neckar Löwen gespielt, der Kontakt war nie ganz abgerissen; als du Rietz im Januar bei der EM in Kroatien schließlich auf Geschäftsführerin Jennifer Kettemann traf, ließ er sich ein Versprechen abringen. Er hatte von den Verletzungssorgen beim Deutschen Meister gehört. Würde noch ein wichtiger Spieler ausfallen, sei er bereit, ein letztes Mal einzuspringen.

Dann zog sich Abwehrchef Gedeón Guardiola einen Sehnenabriss im großen Brustmuskel zu - und du Rietz hielt Wort. Bevor er aufhörte, war der 1,94-Meter-Schlaks einer der besten Abwehrspieler der Liga gewesen, einsetzbar auf der Halb- oder Mittelposition, im Angriff gnadenlos effektiv in den Eins-eins-Situationen. "Im Idealfall übernimmt Kim die Rolle, die er zuvor auch eingenommen hat", kündigte Teammanager Oliver Roggisch an. Große Aufgaben stehen an, die Löwen wollen bis Mai im Idealfall drei Titel einheimsen. Noch am Freitag trainierte du Rietz mit den alten Kollegen, am Dienstag soll er im DHB-Pokal-Viertelfinale gegen Leipzig auflaufen. Er erhält sogar seine alte Rückennummer 60 zurück.

Doch geht das, neun Monate pausieren und dann wieder auf Bundesliganiveau spielen? "Gute Frage, da bin ich auch gespannt", erklärte du Rietz. Während seiner Zeit in Bordeaux hatte er in der französischen Drittligamannschaft eines Freundes ein paar Einheiten absolviert. "Er sieht sehr fit aus", attestierte Roggisch. Sein Verständnis fürs Spiel hat der 75-malige Nationalspieler sicher nicht verloren, überhaupt: Wenn es nicht klappt, dann eben nicht. Du Rietz sieht sein Comeback nicht als Rückkehr in den Sport, eher als weiteres Abenteuer. Er fühle sich "wie im Traum, total surreal".

Seine drei Monatsgehälter will Kim Ekdahl du Rietz übrigens spenden. Wohin, das weiß er noch nicht, die Fans sollen ihm helfen, die passende Adresse zu finden. Er sagt, das fühle sich "verdammt richtig an".

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