Keeper Oliver Baumann beim SC Freiburg:Erfolgreich im Stile der Kanzlerin

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Umringt von den Kameraden: Freiburgs Keeper Oliver Baumann. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Freiburgs Torwart Oliver Baumann wehrt scharfe Schüsse ebenso gekonnt ab wie heikle Fragen - beim umkämpften Pokal-Erfolg gegen Stuttgart rückt er in den Mittelpunkt. Dass der junge Keeper trotz der Probleme in Freiburg seinen Vertrag verlängert hat, rechnen sie ihm im Breisgau hoch an.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Am Mittwoch ist etwas Merkwürdiges passiert in Freiburg - wobei es grundsätzlich schon seltsam ist, dass eine Mannschaft, die saisonübergreifend sieben Bundesligaspiele nicht gewinnen konnte, nun im Pokal 2:1 gegen Stuttgarter siegt, die gerade viel Wind in den Segeln haben.

Mancher mag es auch seltsam gefunden haben, dass Torwart Oliver Baumann mit Sprechchören gefeiert wurde, wo er doch seinen ersten groben Fehler seit Jahren just in der Vorwoche gegen Liberec gemacht hatte, woraufhin der SC in der Europa League prompt eine 2:0-Führung aus der Hand gab.

Wirklich bemerkenswert aber war am Mittwoch, dass die Leistung des 23-Jährigen diesmal auch überregional auffiel. Kaum ein Fernsehbeitrag, der nicht mit den Großtaten des Freiburger Keepers aufmachte, der unter anderem gegen Vedad Ibisevic (59.) und Cacau (86.) rettend zur Stelle war.

Tatsächlich steht da ein außergewöhnlich starker Keeper zwischen den Pfosten - und nicht erst seit gestern. Baumann, zwölfmaliger U21-Nationalspieler, hält gut, seit er 2010 im zarten Alter von 20 Lenzen Simon Pouplin als ersten Mann im Freiburger Tor abgelöst hat. Seitdem gehört er zur raren Spezies jener Bundesliga-Torhüter, die in der Strafraumbeherrschung und auf der Linie gleich gut sind.

Dass er sich einen Platz im Kader der A-Nationalmannschaft zutrauen würde, hat er bereits durchblicken lassen, Baumann weiß, dass solche Steinchenwürfe in den großen Medien-Teich von Vorteil sein können. Doch wer versucht, ihm ein paar skeptische Aussagen zu konkurrierenden Kollegen wie Marc-André ter Stegen oder Ron-Robert Zieler abzutrotzen, scheitert.

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Das liegt nicht daran, dass Baumann ein ungewöhnlich edler Mensch ist, sondern daran, dass er zu jenen Bundesligaprofis gehört, deren Skepsis gegenüber Medien so weit geht, dass ihnen auch bei minutenlangen Frage-Antwort-Spielen kaum einmal Unbedachtes entgleitet.

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Wer bei dieser Konfliktvermeidungsstrategie an die Kanzlerin denkt, liegt nicht ganz falsch. Wenngleich Baumann durch ein gelegentlich aufflackerndes ironisches Lächeln durchblicken lässt, dass er durchaus eine Meinung hat - aber nicht für die Öffentlichkeit.

Während Baumann also nach dem Pokalsieg lapidar betonte, dass dieser "für den Kopf wahnsinnig wichtig" gewesen sei, geriet sein Trainer ins Schwärmen. "Oli ist einer der besten Torhüter in Deutschland, das ist unbestritten", sagte Christian Streich, der den Weggang vieler Spieler, die er schon als Kinder kannte, erst mühsam verarbeiten muss.

Mit Freude hat er daher zur Kenntnis genommen, dass sein Torwart seinen bis 2015 datierten Vertrag soeben verlängert hat. "Das ist mal ein anderes Signal: 'Ich bleibe hier'. Wenn irgendwann ein ganz Großer kommt, dann können sie gehen" - am liebsten gegen Ablöse, hätte Streich noch ergänzen können.

Tatsächlich hat Torwart Baumann schon oft betont, dass es sein Ziel ist, irgendwann bei einem Verein mit internationalen Ambitionen zu spielen. Im vergangenen Sommer waren alle interessanten Torwartstellen in der Liga besetzt.

Das könnte in späteren Transferperioden anders werden. So lange hält es der in Breisach unweit von Freiburg geborene Baumann sehr gerne bei dem Verein aus, für den er seit der D-Jugend spielt.

© SZ vom 27.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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