Katar 2022:Europarat fordert Neuvergabe der WM

  • "Zutiefst illegal" sowie "völlig vergiftet": Auch der Europarat greift die Fifa für ihre Vergabe der WM 2022 an Katar an - und fordert eine Neuausschreibung.
  • Auch die Grünen üben Kritik.
  • Der DFB reagiert wie gewohnt zurückhaltend.

Europarat fordert Neuvergabe

Die Korruptionsvorwürfe rund um die Vergabe der Fußball-WM 2022 an das Wüstenemirat Katar haben einen weiteren Höhepunkt erreicht. Der zuständige Ausschuss des Europarats bezeichnete den Vergabeprozess für die Endrunde am Dienstag als "zutiefst illegal" sowie "völlig vergiftet" und hat vom Weltverband Fifa eine Neuvergabe gefordert. Laut den Abgeordneten habe der Untersuchungsbericht ("Garcia-Report") "extrem dubiose Praktiken" ans Licht gebracht. Dass die Fifa dennoch an der WM in Katar festhalte, ist laut des britischen Labour-Abgeordneten Michael Connarty eine "Farce". Der Verfasser der Entschließung sieht darin den Versuch, die "Affäre zu ersticken".

DFB reagiert zurückhaltend

Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kommentierte den Vorstoß des Europarats wie gewohnt zurückhaltend. Es müssten "Beweise auf den Tisch", was "unsauber oder noch schlimmer gelaufen ist", sagte Wolfgang Niersbach, der Ende Mai als Nachfolger seines Vorgängers Theo Zwanziger in die FifaExekutive gewählt werden will. Niersbach glaubt nicht an eine Neuvergabe. "Meine Informationen sehen so aus, dass der Fall aus Sicht der Fifaund der Ethikkomission abgeschlossen ist und dass an der Vergabe nicht gerüttelt werden soll", äußerte der 64-Jährige: "Gibt es neue Aspekte - dann bitte offenlegen."

Das sagen die Grünen

Anders sieht das die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. "Der internationale Druck auf die Fifa nimmt zu. Und das zu Recht", sagte die Obfrau im Sportausschuss, Monika Lazar: "Die massiven Korruptionsvorwürfe im Vorfeld der WM-Vergabe und die anhaltende Debatte um die menschenrechtlichen und klimatischen Bedingungen des Spielortes sind Grund genug, jetzt rasch zu handeln und eine neue Vergabe einzuleiten." Connarty hat nach eigenen Angaben Einsicht in Dokumente erhalten, die von englischen Medien in den vergangenen Monaten immer wieder auszugsweise veröffentlicht wurden. Diese Dokumente würden vor allem die Zahlung von Schmiergeldern des Katarers Mohammed bin Hammam belegen.

Das ist allerdings nicht neu. Das frühere Mitglied des Exekutivkomitees wurde wegen Korruption von der Fifa längst lebenslang gesperrt. Das genügt dem Europarat allerdings nicht. Die Argumentation der Fifa, wonach Katar nicht für Verfehlungen Bin Hammams verantwortlich gemacht werden könne, reiche nicht aus, um eine "von Illegalität behaftete Prozedur" zu bestätigen.

Entschließung ist rechtlich nicht bindend

In der Entschließung des Europarats wird Katar zudem erneut aufgefordert, die Grundrechte ausländischer Arbeitsmigranten einzuhalten. Die Entschließung wird nun dem Plenum der Versammlung vorgelegt, im April soll darüber abgestimmt werden. Die Entschließung ist rechtlich nicht bindend, da der Europarat institutionell nicht mit der Europäischen Union (EU) verbunden ist.

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