Karlsruher SC:Nobodys starten durch

Karlsruher SC - VfL Bochum

Jubel über das 3:0 gegen Bochum - aber verlängern wird Trainer Markus Kauczinski (l.) beim KSC trotzdem nicht.

(Foto: Uli Deck/dpa)

Für die Karlsruher hatte die Saison miserabel begonnen. Doch jetzt ist der Klub seit sieben Spielen unbesiegt. Und nach dem 3:0 gegen den VfL Bochum herrscht eine spezielle Form der Euphorie.

Von Christoph Ruf, Karlsruhe

Um plastisch zu veranschaulichen, wie Euphorie in Karlsruhe zelebriert wird, genügte es, einen x-beliebigen Vater und dessen Sohn auf dem Nachhauseweg durch den Wald zu belauschen, der das Karlsruher Stadion von der Straßenbahn trennt. "Die Chancenverwertung war wieder schlecht"; "aus Standards machen sie halt auch nix" und andere Weisheiten über KSC-Mängel reihten sich aneinander, ehe Minuten später dann doch ein versöhnlicher Satz folgte: "Immerhin haben sie drei Tore geschossen..." Tatsächlich hatte der KSC gerade durch ein 3:0 den höchsten Saisonsieg eingefahren, gegen ein Team aus Bochum, das bis vor wenigen Wochen noch Tabellenerster war.

Dennoch: Es ist wohl auch diese Grundstimmung im Badischen, die Markus Kauczinski vor vier Wochen bewogen hat zu erklären, dass er seinen Vertrag beim KSC nicht verlängern wird. Dabei geht es allerdings um die Wertschätzung seiner Arbeit durch das Präsidium, in dem einzelne Mitglieder offenbar nicht die Wahrnehmung hatten, dass die ausgesprochen erfolgreiche vergangene Saison vor allem mit der Arbeit des Chefcoachs zusammenhing. Das durch nichts gedeckte Denken, wonach der KSC ein geborener Bundesligist sei, steckt in diesem Verein eben traditionell wie der Rost in weiten Teilen der Stadionkonstruktion.

Diamantakos glänzt bei seinem ersten Auftritt für den KSC

Dass der KSC miserabel in die Saison gestartet ist, verwunderte dann auch nur bedingt, schließlich verlor man mit Rouwen Hennings, Philipp Max und Reinhold Yabo im Sommer die drei besten Spieler - geholt wurden fast ausschließlich günstige Nachwuchsleute.

Spätestens jetzt, nach dem 3:0 gegen Bochum und dem siebten ungeschlagenen Spiel in Serie, ahnen aber auch manche Beobachter im Verein, dass der Weggang dieses Trainers mehr zerstören könnte als man jetzt absehen kann. Kauczinski selbst äußert sich seit Wochen nicht zu seiner persönlichen Lage, auch am Freitag beschränkte er sich auf das Spielgeschehen. "Ab der 20. Minute haben wir ein sehr starkes Spiel gemacht und nur den Weg nach vorne gesucht. Nach dem 2:0 hat man dann gemerkt, dass das Selbstbewusstsein kommt und wir die Partie im Griff haben."

So war es, zumal es gegen den schwächelnden VfL wieder ein weitgehend Unbekannter war, der auf sich aufmerksam machte. Im Saisonverlauf waren schon die Nobodies Boubacar Barry, 19, und Grischa Prömel, 20, Stammspieler geworden. Diesmal machte Dimitrios Diamantakos auf sich aufmerksam: im Sommer von Olympiakos Piräus verpflichtet, stand er nach monatelanger Verletzungspause erst gegen den VfL erstmals in der Startelf. Und die Art und Weise, wie er dort gleich seinen ersten Saisontreffer erzielte, zeigte, was bislang gefehlt hatte: ein Spieler, der eine der zahlreichen Flanken in den Innenraum auch dann verwerten kann, wenn sie nicht auf Kniehöhe angesegelt kommen. Diamantakos drückte sich nach Flanke von Manuel Torres in ungeahnte Höhen und nickte in leichter Rücklage ein - ein Ding der Unmöglichkeit für Erwin Hoffer, der mit seinen 1 Meter 77 bislang mangels Alternative den Alleinunterhalter im KSC-Sturm mimen musste.

Die beiden anderen Treffer durch Hiroki Yamada (46.) und Barry (77.) waren dann einfach das Ergebnis sauberer Konter-Kunst. Und in einem Punkt hatte dann ja auch der badische Papa Recht: Mit etwas mehr Konsequenz im Abschluss hätte der Sieg auch deutlich höher ausfallen können.

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