Es war ein historischer Moment an jenem 13. Mai 2014, als der 20 Jahre alte Julian Draxler im Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Polen die Kapitänsbinde trug. Der Schalker löste als jüngster Kapitän in der Geschichte der DFB-Auswahl Christian Schmidt ab, dem diese Rolle im Jahre 1910 mit 21 Jahren zuteil geworden war.
Es war eine traumhafte Geschichte, die nur dadurch ramponiert wurde, dass Draxler bei der anschließenden Weltmeisterschaft nicht mehr Kapitän war, was vor allem daran gelegen haben mag, dass der Kapitän laut Spielordnung mitspielen muss. Aber, immerhin: Draxler steht nun in einer Reihe mit Herrschaften wie Lothar Matthäus, Michael Ballack und Karl-Heinz Rummenigge, bei deren Namen man sich die in Fußballkreisen noch immer hochgeschätzte Bezeichnung Führungsspieler in Klammern schon dazu denkt.
Julian Weigl ist nun also mit 18 Jahren der jüngste Kapitän in der Vereinsgeschichte des TSV 1860 München und steht in einer Reihe mit Peter Grosser, Alfred Kohlhäufl und Joachim Goldstein, bei deren Namen man sich in Giesing auch irgendwas dazu denkt. Und was Weigl von Draxler maßgeblich unterscheidet, ist ja, dass er die Rolle dauerhaft behalten soll - da kommt einiges auf den sehr jungen Mann zu.
Konzentration beim Wimpeltausch
Zu den wichtigsten Pflichten eines Mannschaftskapitäns gehört es beispielsweise ab und an, vor dem Spiel einen Wimpel an den gegnerischen Kapitän zu übergeben. Zudem ist er laut Regelwerk "Ansprechpartner des Schiedsrichters" und - auch das noch - "für das Benehmen seiner Mannschaft verantwortlich".
Sonderrechte im Gespräch mit dem Unparteiischen genießt ein Kapitän allerdings nicht, und man sollte meinen, dass selbst bei Sechzig jeder Spieler für sein Benehmen selbst verantwortlich wäre. Den Wimpeltausch gilt es natürlich konzentriert vorzunehmen, ansonsten sieht 1860-Trainer Ricardo Moniz, der Weigl zum Kapitän machte, die Sache gelassen. "Die Binde ist für mich sowieso nur eine Formalität", teilte er mit: "Jeder muss Kapitän sein."
Niederlage für 1860 München:In Überzahl mürbe gemalmt
Die Löwen verlieren in Kaiserslautern 2:3 - nach 2:0-Führung und in Überzahl, in einer denkwürdigen Partie. Der stets erstaunliche 1860-Trainer Moniz verblüfft nicht nur mit der Kapitänswahl. Dann schenkt seine Mannschaft das Spiel her.
Gar nicht so wichtig, wer Kapitän ist? Es war wohl mal nötig, dass ein Niederländer mit portugiesischen und surinamesischen Wurzeln kommt, der sich um Konventionen ohnehin nicht schert, um hierzulande so eine steile These zu formulieren.