Kaum war das Spiel zwischen den USA und Portugal beendet, da schwirrte bereits der Ausdruck "Schande von Gijon" durch die brasilianische Luft. Denn das 2:2 ist nicht nur für Deutschland ein gutes Ergebnis, auch die USA können - trotz des späten Gegentreffers - mit der Ausgangslage zufrieden sein. Beide Mannschaften haben bislang vier Punkte. Beim direkten Aufeinandertreffen im abschließenden Gruppenspiel am Donnerstag reicht ihnen ein Unentschieden zum Einzug in das Achtelfinale.
Womit wir wieder bei der "Schande von Gijon" wären. Bei der WM 1982 trafen Deutschland und Österreich im letzten Gruppenspiel aufeinander, ein knapper Sieg der BRD reichte beiden zum Weiterkommen. Nach dem schnellen 1:0 durch Hrubesch verflachte das Spiel zusehends, in der zweiten Halbzeit gab es nicht eine Torchance. Leidtragender dieses Ergebnisses war damals Algerien, das knapp ausschied. 2014 würde es Ghana oder Portugal treffen.
Gedanken an eine Absprache und somit ein "Gijon 2014" verbannten die Protagonisten allerdings eilig. US-Trainer Jürgen Klinsmann sagte nach dem Spiel gegen Portugal: "Wir sind kein Team, das für ein Unentschieden gemacht ist. Wir kämpfen immer um den Sieg, das ist unser Spirit. Und zwar in jedem einzelnen Spiel!"
So ist die Ausgangslage in der deutschen Gruppe:
In den meisten Gruppen steht bereits ein Achtelfinalist fest, in der Gruppe G mit Deutschland ist dagegen noch nichts entschieden. Die beste Ausgangslage hat allerdings die Mannschaft von Joachim Löw. Mit einem Sieg gegen die USA erreicht die deutsche Nationalelf Platz eins - nicht unerheblich, schließlich geht man so dem Sieger der benachbarten Gruppe aus dem Weg und trifft auf den Zweitplatzierten.
Bei einem Unentschieden gegen das Team von Jürgen Klinsmann bleibt Deutschland ebenfalls vorne, da bei gleicher Punktzahl das Torverhältnis Ausschlag gibt. Selbst bei einer Niederlage sind die Chancen auf das Achtelfinale gut, dann müsste man sich aber mit Rang zwei begnügen.
Wären Punkte und das Torverhältnis übrigens gleich, würden in einem weiteren Schritt zunächst die Anzahl der geschossenen Tore und dann der direkte Vergleich zählen. Gibt es auch hier keinen Sieger, wird die bessere Platzierung per Los ermittelt.
Schwierig wird es dagegen für Ghana und Portugal, die jeweils nur einen Punkt bislang haben. Ein Sieg allein reicht den beiden Teams nicht fürs Weiterkommen. Zum einen dürfen Deutschland und die USA nicht Unentschieden spielen, zum anderen müsste im passenden Szenario noch immer das schwache Torverhältnis aufgebessert werden. Besonders die Portugiesen, deren Tordifferenz momentan minus vier beträgt, haben eine ungünstige Ausgangslage.
Ghana dagegen steht bei minus eins, die USA bei plus eins. Ein 1:0 für Ghana und ein 0:2 der USA und die Afrikaner würden im Achtelfinale stehen. Bei gleicher Punktzahl und gleichem Torverhältnis würde die USA weiterkommen, da sie den direkten Vergleich gegen Ghana mit 2:1 für sich entschieden hatten.
Spannung auch in den anderen Gruppen
Kamerun kann den Gastgeber ärgern
Auch in der Gruppe des Gastgebers ist noch alles offen. Brasilien ist in der Gruppe A zwar so gut wie durch, doch spielen Kroatien und Mexiko im direkten Duell um den zweiten Platz, der für das Achtelfinale berechtigt. Mexiko würde ein Unentschieden reichen, Kroatien muss gewinnen. Kamerun mit Trainer Volker Finke ist bereits chancenlos, könnte die Brasilianer aber noch um den Gruppensieg bringen - und im schlimmsten Fall um das Achtelfinale. Nämlich dann, wenn Kamerun gegen Brasilien gewinnt und Mexiko und Kroatien sich Unentschieden trennen.
In der schweren Gruppe B stehen mit den Niederlanden und Chile beide Achtelfinalisten bereits fest. Im direkten Duell spielen die beiden Teams zum Abschluss noch den Gruppensieg aus. Für Australien und Noch-Weltmeister Spanien geht es im letzten Spiel um nichts mehr.
Welcher Ex-Weltmeister muss nach Hause fahren?
Besonders spannend ist die Ausgangslage in der Gruppe C, wo sich mit der Elfenbeinküste, Japan und Griechenland noch drei Teams um den zweiten Achtelfinalplatz neben Kolumbien streiten. Japan muss das letzte Spiel gegen die Südamerikaner gewinnen und hoffen, dass die Elfenbeinküste nicht gegen Griechenland gewinnt. Den Ivorern würde schon ein Unentschieden reichen, sollten die Kolumbianer nicht gegen Japan verlieren.
In der sogenannten "Weltmeister-Gruppe D" mit Italien, Uruguay und England ist die Ausgangslage relativ klar. Der einzige Nicht-Weltmeister Costa Rica ist nach zwei Siegen bereits weiter, England tritt die Heimreise an. Italien und Uruguay spielen im direkten Duell um das zweite Achtelfinalticket - und unter Umständen auch um den Gruppensieg, sollte Costa Rica das letzte Spiel gegen England verlieren.
Losentscheid in der Gruppe F möglich
In der Gruppe E kämpfen wohl die Schweiz und Ecuador (beide 3 Punkte) um das verbliebene Achtelfinalticket. Die Südamerikaner müssen gegen Frankreich ran, das bereits für die K.-o.-Runde qualifiziert ist. Die Schweiz spielt gegen Honduras. Die Mittelamerikaner (0 Punkte) hätten nur mit einem hohen Sieg gegen Hitzfelds Team noch eine Chance auf den zweiten Platz.
In der Gruppe H ist Belgien bereits durch. Die Überraschungsmannschaft Algerien hat die besten Chancen auf das zweite Achtelfinalticket. Gegen Russland reicht im abschließenden Spiel bereits ein Unentschieden.
Die Gruppe F wartet dagegen mit einem besonders interessanten Szenario auf. Argentinien ist weiter, Bosnien ist raus, so viel ist klar. Allerdings spielen Nigeria und Iran noch um den weiteren Platz in der K.-o.-Runde. Verlieren die Afrikaner mit 0:1 gegen Argentinien und gewinnt Iran gleichzeitig mit 1:0 gegen Bosnien, wird es richtig interessant. Denn dann hätten die beiden Mannschaften jeweils vier Zähler und ein Torverhältnis von 1:1. Das gleiche gilt auch für ein 1:2 bzw. 2:1 oder auch 2:3 bzw. 3:2. Da der direkte Vergleich mit 0:0 endete, müsste in diesem Fall tatsächlich das Los entscheiden.
