Kamerunischer Nationalspieler:Patrick Ekeng hätte vielleicht gerettet werden können

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Patrick Ekeng starb am Freitag im Alter von 26 Jahren. (Foto: dpa)
  • Warum starb der kamerunische Nationalspieler von Dinamo Bukarest während eines Spiels?
  • Nun ermittelt sogar die Mordkommission.
  • Fans werfen dem Rettungsdienst Versagen vor.

Patrick Ekeng stand frei im Mittelkreis, er wollte den Ball haben in der 71. Minute des Spiels zwischen Dinamo Bukarest und Club Vitorul, als er plötzlich auf den Rücken fiel. Die Bilder des rumänischen Fernsehsenders Digisport zeigen, wie sich die Mitspieler geschockt anschauen, ihren Kollegen auf die Seite legen, ihn anzusprechen versuchen. Die Bilder zeigen, wie die Fußballer hektisch die Sanitäter herbeirufen, die erst nach mehr als einer Minute im Krankenwagen auf den Platz fahren und Ekengs Körper auf eine Trage wuchten. Die Bilder zeigen Fußballer, denen das Spiel egal ist, weil sie um das Leben ihres Kollegen bangen, vergeblich.

Kameruns Nationalspieler Ekeng ist am Freitagabend im Alter von 26 Jahren gestorben. Aus Respekt ruht Rumäniens Fußball, der Verband FRF verschob alle für dieses Wochenende und Montag angesetzten Spiele. Das für Dienstag geplante nationale Pokalfinale zwischen Ekengs Verein Dinamo Bukarest und CFR Cluj wurde ebenfalls neu terminiert. Doch es ist nicht nur Trauer, die Ekengs tragischen Tod begleitet, sondern auch Wut. Bereits in der Nacht zum Samstag begannen die Ermittlungen der Mordkommission der rumänischen Polizei, es gab Hausdurchsuchungen in der Zentrale des privaten Rettungsdienstes. Es gebe Hinweise, dass es bei der Versorgung schwere Pannen gegeben habe, hieß es am Samstag.

Der Tod sei nach anderthalbstündigen Wiederbelebungsversuchen festgestellt worden, sagte der Arzt Cristian Pandrea vom Krankenhaus Floreasca. Der Patient sei mit einem Herz-Atemstillstand eingeliefert worden - allerdings in einem Krankenwagen eines privaten Rettungsdienstes, der für Wiederbelebungsversuche nicht ausgestattet gewesen sei. Der Arzt des Clubs Dinamo, Liviu Baltineanu, erklärte, dass im Krankenwagen Wiederbelebungsversuche unternommen worden seien. Er selbst habe Ekeng auf dem Platz zu retten versucht. Der Sportler habe zu dem Zeitpunkt noch geatmet. Der Herz-Atem-Stillstand sei vermutlich erst im Krankenwagen eingetreten. Der Rettungswagen sei erst drei Minuten nach Ekengs Kollaps auf dem Platz eingetroffen.

"Die Frau Doktor rauchte derweil eine Zigarette"

Einige Fans warfen dem Rettungsdienst Versagen vor. "Der Fahrer des Krankenwagens kam ohne Arzt auf den Platz. Die Frau Doktor rauchte derweil eine Zigarette", sagte ein namentlich nicht genannter Fan der rumänischen Nachrichtenagentur Mediafax. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen die Ärztin ein. Der Krankenwagen stand routinemäßig bereit, so wie es bei allen Fußballspielen in Rumänien Vorschrift ist. Entgegen der Vorschriften soll der Krankenwagen aber keinen Defibrillator gehabt haben. Die Polizei ermittelt nun unter anderem, warum das Fußballspiel dennoch stattfinden durfte. Es wurde auch nicht abgebrochen.

Ekeng hatte mehrere Länderspiele für Kameruns Nationalmannschaft bestritten. "Unsere Fußball-Familie hat einen Bruder verloren", schrieb Teamkollege Stephane Mbia auf Twitter. Vor seinem Engagement in Rumänien spielte Ekeng beim FC Cordoba in Spanien, Lausanne Sport (Schweiz) und dem FC Le Mans (Frankreich). Im Oktober 2015 hatte er ein Probetraining beim Zweitligisten Arminia Bielefeld bestritten. Begonnen hatte er seine Fußball-Laufbahn bei Kameruns Club Canon Yaounde. Ekeng hinterlässt eine Frau und ein Kind.

© SZ vom 08.05.2016 / SZ, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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