Kaderplanung beim BVB:Batman ist unverkäuflich

Borussia Dortmund's Aubameyang reacts after scoring during their friendly soccer match against Kawasaki Frontale as part of Borussia Dortmund's Asia Tour in Kawasaki

Bleibt beim BVB: Pierre-Emerick Aubameyang.

(Foto: REUTERS)

Auf dem Transfermarkt lassen sich mit Mittelstürmern abenteuerliche Summen verdienen. Trotzdem soll Pierre-Emerick Aubameyang beim BVB bleiben - auch wegen Robert Lewandowski.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Während sich die Lizenzspieler von Borussia Dortmund gerade an die frisch verordnete Diät aus Vollkorn und mit vielen gesunden Omega-3-Fettsäuren aus bestem Olivenöl gewöhnen, hat Ciro Immobile den Ort seines Grauens fast fluchtartig verlassen. Dortmund lässt Italiens Torschützenkönig von 2014 zum FC Sevilla ziehen, vorerst aber nur auf Leihbasis, für eine Gebühr, die bei drei Millionen Euro liegen soll. Potenzielle Torjäger soll man ja in der heutigen Zeit nicht ohne Not abgeben, denn nichts hat derzeit so einen so hohen Wert wie zuverlässige Torschützen.

Der BVB verzichtet aber nach Immobiles Abschied auf den Ankauf eines neuen Stürmers, der Klub zieht mit nur zwei echten Angreifern in die neue Saison: Mit Pierre-Emerick Aubameyang, der sich auf der Asienreise vorige Woche bereits in bestechender Form präsentierte - und mit dem nach einer Verletzungspause noch nicht ganz wiederhergestellten Adrian Ramos. Auch Marco Reus könnte die Planstelle des Stoßstürmers übernehmen - eine Variante, mit der sich der neue Trainer Thomas Tuchel sehr gut anfreunden könnte.

Nur für Ciro Immobile findet sich im Moment kein Käufer - er wird nach Sevilla verliehen

Auf der Asienreise spielte Immobile offenbar weitgehend die beleidigte Leberwurst, denn aus den vielen kolportierten Angeboten aus der italienischen Serie A war für Italiens National-Mittelstürmer nichts geworden. "Es gab keine konkreten Angebote aus Italien", bestätigte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. Am Ende wollte offenbar nicht einmal der Europa-League-Gewinner Sevilla Dortmunds Mindestforderung von 15 Millionen Euro mitgehen - deshalb die Leihe.

Der Stürmer Aubameyang stand dagegen auf vielen Wunschlisten. Arsenals Trainer Arsene Wenger soll sich derart in den Düsentrieb-Stürmer verliebt haben, dass er angeblich bereit war, fast 50 Millionen Euro für den BVB-Torjäger zu zahlen. Zorc hat allen Begehrlichkeiten aus London und von Paris Saint-Germain allerdings kategorisch einen Riegel vorgeschoben: "Pierre-Emerick ist Spieler von Borussia Dortmund, wir haben keinerlei Interesse zu verkaufen." Auch Aubameyang selbst soll den Engländern abgesagt haben; ähnlich erging es dem FC Arsenal übrigens mit Gonzalo Higuain, an den der SSC Neapel ein Preisschild von 66 Millionen Euro geklebt haben soll. Was auch Wenger abschreckte.

Beim allgemeinen Ringen um Torjäger drehen die zahlungskräftigsten Klubs Europas ansonsten gerade wieder mal durch: Cavani, Sterling, Jackson Martinez, Falcao, Benteke - sie alle werden hoch- und höchstpreisig gehandelt. Einen wie Aubameyang, der es in der weitgehend haarsträubenden Dortmunder Saison dennoch auf 16 Bundesliga-Tore brachte, will der BVB aber auf gar keinen Fall hergeben; die Wunden, die der Abschied von Robert Lewandowski im vorigen Sommer hinterließ, sind ja gerade erst einigermaßen vernarbt.

Einer wie Thierry Henry?

In Dortmund erinnern sie sich manchmal noch an den vergangenen Sommer, als ausgerechnet Aubameyang auf der Liste der Entbehrlichen stand. Der damalige Trainer Jürgen Klopp konnte mit dem von Zorc perspektivisch als Lewandowski-Nachfolger geholten Aubameyang offenbar nicht so viel anfangen. Wenn der mal wieder getroffen hatte, lobte Klopp meist mit gequältem Gesicht: "Ja, er hat einen bemerkenswerten Torabschluss."

Aber in das enge Pressing- und Gegenpressing-System von Klopp passte der extrem schnelle, aber defensiv weniger mitreißende Aubameyang nicht hinein. Nur am Veto von Zorc und BVB-Boss Watzke soll ein Verkauf im vergangenen Sommer gescheitert sein.

Als Lewandowski dann die Stadt verließ, wurden - anstatt gleich auf Aubameyang zu setzen - Ramos und Immobile verpflichtet, für zusammen fast 30 Millionen Euro. Klopp verkündete zwar, dass man Lewandowski nicht eins-zu-eins ersetzen könne - er ließ aber weiter so spielen, als könnte der Pole weiterhin die hohen, langen Bälle im gegnerischen Halbfeld festmachen. Sowohl Immobile als auch der mit der Referenz von 16 Bundesliga-Toren aus Berlin geholte Ramos verkämpften sich an der Aufgabe. Erst als der BVB dem Tabellenende entgegentrudelte, durfte Aubameyang in die Sturmspitze.

"Pierre-Emerick hätte sicher mehr als nur die 16 Tore gemacht", sagt Klubchef Watzke heute, "wenn er von Beginn an kontinuierlich in der Spitze gespielt hätte." Aubameyang wird inzwischen nicht nur von Arsene Wenger als neuer Thierry Henry eingeschätzt. Sein Torjubel mit Kumpel Marco Reus nach seinem Treffer gegen Schalke 04, in Batman- und Robin-Masken, war eines der meistgedruckten Bilder der vergangenen Saison. Klopp arrangierte sich mit seinem ansonsten durchaus pflegeleichten Torjäger - ohne sich wirklich für den Spieler zu begeistern, der die Dortmunder in der Rückrunde aus dem Tabellenkeller bis in die Europa League und ins DFB-Pokalfinale schoss.

Der inzwischen unverkäufliche 26-Jährige, der mit Eltern, Lebensgefährtin, Söhnchen und Bruder in Dortmunds Stadtteil Bittermark lebt, hat unterdessen gerade sein neuestes Spielzeug vorgeführt: einen Lamborghini Aventador, in goldgelb und schwarz, ein Gefährt, das entfernt an das Batmobile von Batman erinnert und in unter drei Sekunden auf 100 km/h beschleunigen kann. Seinen bekanntermaßen führerscheinlosen Kumpel Marco Reus nimmt Aubameyang oft mit zum Training. Ob die beiden dabei ihre Batman- und Robin-Masken aufsetzen, ist bisher zwar nicht überliefert, aber eines steht fest: Mehr Spaß als Ciro Immobile haben die beiden in Dortmund auf jeden Fall.

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