Jupp Heynckes:"Man weiß nie, wie viel Zeit man noch hat"

Borussia Moenchengladbach v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

FC-Bayern-Trainer Jupp Heynckes beim Spiel gegen Borussia Mönchengladbach.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Uli Hoeneß wünscht sich, dass Jupp Heynckes bis 2019 beim FC Bayern bleibt. Doch der 72-jährige Trainer winkt ab - und erklärt, warum er nicht verlängern will.

Von Claudio Catuogno, Klaus Hoeltzenbein und Benedikt Warmbrunn

Im Sommer ist definitiv Schluss für Jupp Heynckes als Trainer des FC Bayern München. Und zwar im Sommer 2018 - und nicht erst ein Jahr später, wie der Bayern-Präsident Uli Hoeneß das vor einer Woche überraschend in den Raum gestellt hatte. "Ich mache es bis zum 30. Juni", hat Jupp Heynckes jetzt im Interview mit der Süddeutschen Zeitung ausdrücklich bekräftigt - und keinen Tag länger. "Ich bin zwar fit, es macht mir Spaß. Nur: Man weiß nie, wie viel Zeit man noch hat, sein Leben zu genießen." Er sei nun 72, da sei "die eigene Lebenserwartung nicht mehr so üppig. Ich sehe auch, wie viele Weggefährten in meinem Alter schon gegangen sind."

Heynckes, der sich eigentlich schon nach dem Gewinn der Champions League im Sommer 2013 mit dem FC Bayern in den Ruhestand verabschiedet hatte und auf einem Bauernhof am Niederrhein wohnt, lebt nun in München im Hotel. "Wenn ich spät nach Hause komme, ist da niemand", sagte er der SZ. "Für eine gewisse Zeit geht das, aber das ist nicht das Leben, das man sich wünscht."

Uli Hoeneß und der Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte Heynckes zu den Bayern zurückgeholt, nachdem der Klub Ende September nach einem 0:3 bei Paris Saint-Germain den Trainer Carlo Ancelotti entlassen hatte. Zunächst war Heynckes' Rückkehr als "Freundschaftsdienst" klar bis Saisonende begrenzt. Zuletzt hatte Hoeneß allerdings die naheliegende Frage nach einem Nachfolger für den 72-Jährigen als "respektlos" zurückgewiesen. Und am Rande der Jahreshauptversammlung des Klubs am vergangenen Freitag hatte Hoeneß überraschend erklärt, er halte es für "möglich", dass Heynckes noch ein Jahr dranhänge.

"Nicht ein 4:0 im Kopf haben - ein 1:0 im Kopf haben!"

Mit Heynckes selbst war dieser Vorstoß nicht abgesprochen. Dennoch sagte er im SZ-Interview nun: "Ich bin Ulrich nicht böse." Uli Hoeneß sei eben "ein emotionaler Mensch. Vorher hat er mit dem FC Bayern gelitten, der Klub ist ja sein Kind. Seit acht Wochen hat sich nun viel zum Guten verändert, jetzt hat Uli ein Glücksgefühl, ist happy. Dann kommt diese Mitgliederversammlung, und dann äußert er sich eben entsprechend."

Wenn der FC Bayern am kommenden Dienstag in der Champions League wieder auf das Star-Ensemble von Paris Saint-Germain trifft, schließt sich für Heynckes ein Kreis. Das verlorene Hinspiel war der Auslöser für sein überraschendes Comeback auf der Trainerbank. Fürs Achtelfinale sind die Bayern schon qualifiziert. Das Rückspiel müsste seine Mannschaft aber nun mit vier Toren Abstand gewinnen, um noch Gruppenerster zu werden. Das allerdings hält Heynckes für "unrealistisch". In der Partie gehe es vielmehr "ums Prestige - das ist Psychologie pur". Deshalb habe er seinen Spielern gesagt: "Nicht ein 4:0 im Kopf haben - ein 1:0 im Kopf haben! Das Spiel gewinnen und dem Gegner zeigen, wozu wir in der Lage sind!"

Er sei davon überzeugt, sagte Jupp Heynckes der SZ außerdem, dass unter seiner Führung "die Erfolgsstory weitergeht". Er traue seiner Mannschaft zu, auch in der Champions League sehr weit zu kommen. "Das ist der Anspruch des FC Bayern. Es sind aber immer mehr Top-Teams dabei wie Paris oder Manchester City, die mit Fremdmitteln aufrüsten, mit nicht selbst erwirtschaftetem Geld. Da ist schwer gegen anzukommen. Aber wenn bei uns alle gesund sind, werden wir sehr kompetitiv sein."

Die SZ traf den Bayern-Trainer am vergangenen Mittwoch am Trainingsgelände des FC Bayern an der Säbener Straße. Fast zwei Stunden nahm Heynckes sich Zeit für das Gespräch. Unter anderem spricht er in dem Interview auch über sein spezielles Verhältnis mit dem Mittelfeldspieler Arturo Vidal. Er berichtet, dass er den Bayern-Verantwortlichen einen konkreten Vorschlag unterbreiten wird, wen er selbst als seinen Nachfolger verpflichten würde. Er erzählt, welche musikalischen Vorlieben im Fitnessraum des FC Bayern vorherrschen. Und er berichtet vom kuriosen Schicksal des Koi-Karpfens "Philippo", den die Bayern-Spieler ihm 2013 zum Abschied geschenkt hatten - und der eine Niederlage des FC Bayern in Barcelona nicht überlebt hat.

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