Julian Weigl beim BVB:Wohlerzogener Zauberlehrling

Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach 4:0

Junger Antreiber im Dortmunder Spiel: Julian Weigl.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)
  • 11,71 Kilometer, 91 Mal am Ball, 94 Prozent erfolgreiche Pässe: Gegen Gladbach erlebt BVB-Zugang Julian Weigl ein herrliches Bundesliga-Debüt.
  • Dortmunds Coach Thomas Tuchel lobt den 19-Jährigen als "aufmerksamen Lerner" und "wohlerzogenen jungen Mann".
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Julian Weigls letzter Tweet datiert vom 8. August: "Geil SECHZIG! Freut mich, dass ihr ne Runde weiter seid! Morgen sind wir dran", schrieb der Mittelfeldspieler im Kurznachrichtendienst. Mit "wir" meinte Weigl, 19, Borussia Dortmund, seine neue Mannschaft.

Spätestens jetzt dürften Glückwünsch-Noten von seinen alten Kollegen und früheren Trainern und Verantwortlichen des TSV 1860 München angebracht sein. Beim herrlichen 4:0 Dortmunds gegen Mönchengladbach gelang Weigl ein mindestens ebenso herrliches Debüt in der Bundesliga.

Dass er zum Einsatz kommen würde, hatte sich angedeutet. Trainer Thomas Tuchel hatte den für 2,5 Millionen Euro Ablöse geholten Junioren-Nationalspieler in allen drei vorherigen Pflichtspielen auch schon eingesetzt. Im Pokal für 18 Minuten, in den zwei Europa-League-Qaulifikationsspielen insgesamt für 155 Minuten.

Gegen Gladbach spielte er durch.

An der Seite von Ilkay Gündogan organisierte er das Spiel der Dortmunder - als ob er nie was anderes gemacht hätte. 11,71 Kilometer legte er zurück, starke 91 Mal war er am Ball, 94 Prozent seiner Pässe kamen an. Gündogans Zahlen waren nicht viel besser. Nur an seinen Zweikämpfen kann der 1,87-Schlacks noch arbeiten. Er gewann 56 Prozent. Andererseits: Für einen, bei dem man sich nie so richtig vorstellen kann, wie er angesichts seiner Statur überhaupt nur einen Zweikampf in der Bundesliga bestreiten kann, sind 56 Prozent eine ordentliche Quote.

"Ganz wohlerzogen, ein sehr angenehmer junger Mann"

"Wir haben Ju die Leistung zugetraut. Sonst hätten wir ihn nicht aufgestellt", sagte Tuchel. Der Jungstar, der den Vorzug vor Sven Bender erhalten hatte, ein weiterer Ex-Löwe, sei ein "wahnsinnig aufmerksamer Lerner", der sich "jeden Tag freut, wenn er ins Training kommt." Außerdem bescheinigte der Coach dem gebürtigen Rosenheimer eine gute Erziehung. "Er ist ganz wohlerzogen, ein sehr angenehmer junger Mann."

Höflich, angenehm und talentiert war Weigl auch zu seiner Zeit in München. So sehr, dass er bei den Löwen von Ex-Trainer Ricardo Moniz und Ex-Sportchef Gerhard Poschner vor der letzten Saison sogar zum Kapitän gemacht wurde. Nur, um das Amt wenige Wochen später wieder nach einer nächtlichen Taxifahrt durch München wieder zu verlieren. Weigl war mit einigen Kameraden vor zwei trainingsfreien Tagen zu später Stunde unterwegs gewesen, der Taxifahrer hatte das ausgeplaudert. Weniger als eine Jugendsünde des Spielers, mehr als unnötig vom Fahrer. Die Löwen suspendierten Weigl, nahmen ihm die Binde weg, begnadigten ihn, doch es war nicht mehr das gleiche. Also ging Weigl, der das Gesicht der Löwen werden sollte zu Dortmund. Um Tuchels Zauberlehrling zu sein.

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