Jugendfußball:Kartenhaus mit Fehlern

FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04 - A-Juniors German Championship

Herausragend: Schalkes Haji Wright (Mitte), hier gegen Felix Götze (links) und Niklas Tarnat, stellte die Bayern immer wieder vor Probleme.

(Foto: Alexandra Beier/Getty Images)

Die U19 des FC Bayern verliert das Halbfinal-Hinspiel um die deutsche Meisterschaft 1:3 gegen Schalke 04. Der Nachwuchs des Rekordmeisters zählt in Deutschland noch lange nicht zu den Besten.

Von Christoph Leischwitz

Felix Götze hatte "Blut und Wasser geschwitzt", erzählte sein Trainer vor dem Spiel. Denn Ende April, im U19-Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart, hatte der Innenverteidiger des FC Bayern München die rote Karte gesehen, wegen Meckerns. "Das ist auch eine Erfahrung, die man machen muss", sagt Holger Seitz. Eigentlich war das, was Götze damals zum Unparteiischen sagte, nicht übermäßig schlimm gewesen, aber schlecht getimt. So musste der 19-Jährige warten, für wie viele Spiele er aussetzen muss. Und konnte letztlich aufatmen: Zwei Spiele Sperre bedeuteten, dass er am Mittwochnachmittag, im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft, wieder zur Verfügung stand. Die Bayern empfingen im Hinspiel Schalke 04 im Grünwalder Stadion, Götze war von Anfang an dabei.

Felix Götze leitet die erste Chance für die Schalker ein - und vollendet sie mit einem Eigentor

Und machte wieder eine Erfahrung, auf die er gerne verzichtet hätte. Götze leitete in der siebten Spielminute mit einem Fehler die erste Chance für die Gäste ein - und vollendete sie auch noch mit einem Eigentor. Der Fehler war nur der Auftakt für eine ungestüme Partie mit zwei Elfmetern und einen Platzverweis, am Ende hieß es 3:1 für die Gäste.

Felix Götze, der Bruder des früheren Bayern-Spielers Mario, gilt als eines von mehreren vielversprechenden Talenten in der Münchner U19, die zum ersten Mal seit 2013 wieder das Halbfinale erreicht hat. Gemeinsam mit der U17, die ebenfalls unter den letzten Vier steht, wächst eine Generation heran, die mittelfristig für den Aufstieg der U23 in die dritte Liga sorgen soll. "Wir haben einige Spieler in der Mannschaft, die ein Spiel alleine entscheiden können", hatte der künftige NLZ-Leiter Hermann Gerland vor dem Spiel gesagt. Torwart Ron Thorben Hoffmann ist U-18-Nationalspieler, der 19-jährige Marco Friedl hat bereits einen Profivertrag unterschrieben und trainiert regelmäßig im Bundesliga-Kader, Maxime Awoudja hat Chancen, bei der U-19-EM im kommenden Juli in Georgien im Kader zu stehen. Und so kam auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß ins Stadion, um sich die Mannschaft anzusehen.

Doch nicht nur der Fehler von Götze machte deutlich, dass der Meister der Süd-/Südweststaffel noch wenig Erfahrung mit Drucksituationen gesammelt hat. In der völlig verkorksten Anfangsphase fiel nämlich nur zwei Minuten nach dem 0:1 durch Götze schon das zweite Tor für Schalke, weil sich Keeper Hoffmann bei einem Steilpass verschätzt hatte und so einen Elfmeter verschuldete, den Schalkes Kapitän Jannis Kübler verwandelte (9.). "Zu Beginn sind Fehler passiert, die ich in dieser Form von meiner Mannschaft nicht kenne", sagt Trainer Seitz, da sei einiges "zusammengefallen wie ein Kartenhaus".

Das Spiel blieb geprägt von hohem Tempo, oft aber gepaart mit schlechtem Timing. Zunächst verletzte Friedl seinen Gegner Lennart Czyborra am Knie so schwer, dass dieser nach fünfminütiger Verletzungspause ins Krankenhaus gebracht werden musste. Wenig später bekamen die Bayern nach einem Foul an Manuel Wintzheimer einen Elfmeter zugesprochen. Den verwandelte Wintzheimer selbst (25.), der FCB war zurück im Spiel. Die Nervosität legte sich ein wenig, doch Schalke blieb die bessere Mannschaft.

Die jungen Bayern brachten sich dann selbst um die Chance, die Partie offener zu gestalten, als sich Awoudja innerhalb von drei Minuten die gelbe und die gelb-rote Karte abholte (56.). Seinem zweiten Foul war zudem ein Abspielfehler vorausgegangen, weshalb Seitz später meinte, der Platzverweis sei "beispielhaft für das Spiel" gewesen. Das entscheidende 3:1 machte dann der starke Angreifer Haji Wright, den die Viererkette der Bayern so gut wie nie in den Griff bekam (62.). Götze versuchte noch, seinen Fehler zu Beginn wettzumachen, indem er in die Offensive wechselte, aber vergeblich. "Wir müssen nochmal mit den Jungs reden, was sie dazu zu sagen haben. Vielleicht haben sie auch überdreht", mutmaßt Seitz.

Sein Team in Normalform sei im Rückspiel sicher nicht chancenlos, zumal die Auswärtstor-Regelung nicht gilt. Doch bis Dienstag bleibt erst einmal die Erkenntnis, dass der Bayern-Nachwuchs vielleicht im Süden wieder zu den Besten gehört. Aber noch lange nicht in Deutschland.

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