Kölns Sportdirektor:Jörg Schmadtke: "Eierkopp ist keine Beleidigung"

Jörg Schmadtke wird Sportdirektor bei Hannover 96

Kölns Jörg Schmadtke (M.) musste im Spiel gegen Bremen auf die Tribüne, weil er den vierten Offiziellen einen "Eierkopp" nannte.

(Foto: dpa)

Von Stefan Rommel, Bremen

Jörg Schmadtke gehört ganz sicher nicht zu den Diplomaten unter den Verantwortlichen der Bundesliga. Kölns Sportdirektor wählt gerne mal die direkte Linie, ohne sich dabei unnötig zu verstellen oder auch seinen Gegenüber zu schonen. Im Bremer Weserstadion waren 34 Minuten gespielt, als sich Schmadtke erstmals etwas flotteren Schrittes aufmachte in Richtung des vierten Offiziellen. Schmadtke diskutierte mit Robert Hartmann eine an und für sich positiv bemerkenswerte Szene.

Schiedsrichter Guido Winkmann hatte nach einem Abwehrversuch von Alejandro Galvez auf Eckball entschieden und sah sich plötzlich einer stattlichen Zahl Bremer Spieler gegenüber. Auf deren Anraten hin bat Winkmann den Kölner Angreifer Yuya Osako um Aufklärung der unübersichtlichen Szene. Der Japaner gab zu, den Ball als Letzter berührt zu haben, woraufhin Winkmann seine Entscheidung revidierte und auf Torabstoß für Bremen entschied.

Drei Minuten später wurde Schmadtke dann erneut bei seinem persönlichen Blitzableiter vorstellig, diesmal aber in einer deutlich angespannteren Haltung. Anthony Ujah hatte sich für Werder einen Elfmeter ergaunert, und Schmadtke wollte nun wissen, weshalb sein Spieler vom Schiedsrichter befragt, der Bremer Ujah aber nicht um einen erhellenden Kommentar gebeten wurde.

"Habe ihn 'Eierkopp' genannt"

Die Diskussion schaukelte sich hoch und endete schließlich damit, dass sich Schmadtke zu einer wenig charmanten Formulierung hinreißen ließ. "Ich habe versucht, mit dem vierten Offiziellen zu sprechen. Ich wollte wissen, wieso man bei einer Ecke nachfragt und bei einem Strafstoß nicht. Am Ende habe ich ihn dann einen 'Eierkopp' genannt." Ob damit nun der vierte Offizielle oder Hauptschiedsrichter Winkmann gemeint war, ließ Schmadtke offen.

Vor Beginn der zweiten Halbzeit wurde er also aus dem Innenraum und auf die Tribüne verbannt - dabei wollte der gebürtige Düsseldorfer die offensichtliche Verunglimpfung gar nicht als solche verstanden wissen. "Nach seiner Einschätzung habe ich ihn beleidigt", erklärte Schmadtke. "Ich verstehe, dass der eine oder andere das vielleicht so interpretieren würde. Ich habe das anders interpretiert. Aber wo ich herkomme - aus dem Rheinland -, gehört 'Eierkopp' nicht zu einer Form der Beleidigung. Da würde ich andere Dinge sagen, wenn ich jemanden beleidigen will", sagte er nach dem Spiel bei Sky.

Vielmehr gehe es ihm um die Ungleichbehandlung, die sein Klub nicht zum ersten Mal in dieser Saison erfahren habe. Erst in der Vorwoche hatte Köln nach einem falschen Freistoßpfiff gegen Augsburg einen Punkt verloren, die andere Szene mit FCA-Keeper Marwin Hitz und dem ominösen Elfmeterpunkt sorgte noch Tage danach für reichlich Gesprächsstoff.

"Ich kann das alles nicht nachvollziehen. Diese Ungleichbehandlung ärgert mich jedes Mal", sagte Schmadtke dann noch und fügte etwas kryptisch an: "Wenn wir jetzt wegen allem nachfragen, dann sollen sie zu Hause bleiben - dann regeln wir das selbst. Das kann doch nicht funktionieren." Immerhin konnte sich Schmadtke dann doch noch zu einer Art Entschuldigung durchringen. "Es war nicht richtig, das zu sagen. Er war da vielleicht etwas empfindlich. Aber aus meiner Sicht ist das Thema damit auch erledigt." Mal sehen, ob das DFB-Sportgericht noch Redebedarf hat.

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