Jenson Button:Spice Boy auf der Piste

Dem Formel-1-Piloten haftet das Image des Verlierers an. Dabei will er Weltmeister werden.

René Hofmann

Wenn es so weitergeht, ist Jenson Button am Ende wieder in aller Munde. Aber ohne Pokal.

Jenson Button: Immer nur lächeln: Jenson Button, gut aussehend und unentschlossen.

Immer nur lächeln: Jenson Button, gut aussehend und unentschlossen.

(Foto: Foto: Reuters)

Zwei Rennen ist die Formel-1-Saison 2006 alt. Renault hat zweimal gewonnen, Michael Schumacher sah einmal gut und einmal schlecht aus, Kimi Raikkönen hatte schon wieder etliche Male Pech - so ganz klar sind die Verhältnisse noch nicht.

Nur Jenson Button, der hat seine Rolle offenbar schon wieder gefunden. Beim Auftakt in Bahrain verpasste er die Siegerehrung als Vierter knapp, eine Woche später in Malaysia wurde er als Dritter hinzugebeten. Gesagt hat er beide Male das Gleiche: "Ich sehe uns als Verlierer."

Hundert Rennen ohne Sieg

Button fährt für Honda. Kein anderes Team hat im Winter mehr getestet. Kein anderes Team ist ähnlich oft ähnlich schnell gewesen.

Bevor es losging, sah es aus, als könne Jenson Button sein großes Ziel in diesem Jahr erreichen. Weltmeister will er werden. Das heißt, genau genommen wollte er das schon sein.

"Bis 2005 will ich Champion werden", hat er einst versprochen. Zur Vorbereitung schloss er sich im Winter in einem Trainingscamp auf Lanzarote ein.

Hinterher verkündete er: "Ich bin so fit wie nie. Ich weiß, das sagt sich leicht, aber ich fühle, dass meine Zeit kommt." Weil Button Brite ist, die Formel 1 auf der Insel eine große Tradition hat und die britischen Blätter in der Serie den Ton angeben, fand das einen gehörigen Widerhall.

Seit Damon Hill 1996 hat das Land keinen Weltmeister mehr hervorgebracht. Button gilt seit seinem Debüt im Jahr 2000 bei BMW-Williams als einer, der es schaffen könnte. "Der Michael Owen der Rennpiste", nannte ihn die Sun, "unsere große weiße Hoffnung" die Times.

Auf dem europäischen Festland sieht das manch einer ein wenig anders: "Es ist immer das Gleiche. Am Donnerstag schreibt die britische Presse, Jenson sei für den ersten Sieg bereit. Am Freitag werden die Töne etwas verhaltener.

Am Samstag gibt es Probleme. "Am Sonntag gewinnt ein anderer", sagte Flavio Briatore im Februar der Motorsport aktuell, und so, wie es der Renault-Teamchef prophezeit hatte, kam es in den ersten Rennen dann auch.

In Manama wurde Button gleich am Start durchgereicht, in Kuala Lumpur hatte er lange gute Chancen auf den zweiten Rang, hing auf den entscheidenden Runden aber hinter dem Nachzügler Scott Speed fest.

Über dessen Impertinenz, sich nicht anstandslos überrunden zu lassen, schimpfte Button anschließend ausführlich. Dabei hatte er einst getönt: "Wenn ich einmal vor einem Manöver stehen sollte, das mich das Leben kosten oder einen Sieg bringen könnte - ich werde alles riskieren."

Mehr als hundert Grand Prix hat er inzwischen bestritten - ohne auch nur einen Sieg einzufahren. Ein "winless wonder"- siegloses Wunder - nennt ihn die Daily Mail, einen "Smiley" - Lächler - Jacques Villeneuve.

Dass sein Rennstall vor kurzem Simon Fuller, den Erfinder der Spice Girls, als PR-Berater anheuerte, weil Teamchef Nick Fry glaubt, dass die Formel1 in der Publikumsgunst längst nicht mehr mit anderen Motorsportserien konkurriert, sondern mit TV-Serien wie Desperate Housewives, hat Buttons Image auch wenig geholfen.

Mit Papa um die Welt

Er gilt als Spice Boy: gutaussehend und gefragt, aber unentschlossen, womit er ein gutes Beispiel abgibt, warum es viele Fahrer in der Formel 1 trotz bester Voraussetzungen nicht ganz nach oben schaffen.

Im Alter von 26 Jahren reist er immer noch mit dem Papa durch die Welt. Er ist mit drei Schwestern aufgewachsen. "Das hilft, die Frauen zu verstehen", behauptet er.

Trotzdem rutschte ihm auf die Frage, was er von Rennfahrerinnen halte, der Satz heraus: "Einmal im Monat möchtest du kaum mit ihnen auf der gleichen Strecke sein." Als der Spruch in vielen Zeitungen stand, entschuldigte er sich umgehend.

Freigekauft von Williams

Fernando Alonso, der 2002 seinen Platz bei Renault übernahm, hat es mit seiner Zielstrebigkeit inzwischen zum WM-Titel gebracht, Button weiß noch nicht einmal, was er sagen will und darf. Erst so, dann so - der Zug zieht sich durch viele seiner Entscheidungen.

Erst konnte er seine 22-Meter-Jacht Little Missy gar nicht oft genug erwähnen, inzwischen gibt er den Seriösen und hat sie verkauft. Seine Hochzeit mit dem Starlet Louise Griffith sagte er im vorigen Jahr kurzfristig ab; die BBC hatte schon alle Vorbereitungen getroffen, die Mann-und-Frau-Werdung des Glamour-Paares mit einer Doku-Serie zu begleiten.

Aus der Verpflichtung, 2006 beim Williams-Team antreten zu müssen, kaufte sich Button mit so viel Geld frei, dass bei dem überschaubaren Privatteam in diesem Jahr einige sagen: "Unser größter Sponsor? Jenson Button."

Über die Höhe der Ablöse wird geschwiegen, aber Frank Williams hat zu den Verhandlungen verraten: "Es war beeindruckend zu sehen, dass ein Fahrer so tief in die eigene Tasche greift, um einen Traum zu verfolgen."

Möglich wurde der Handel, weil Honda Button gleichzeitig einen Vertrag offerierte, der ihm in fünf Jahren mehr als 140 Millionen Dollar einbringen soll. Für einen, der bisher nur Nebenrollen spielte, ist es ordentlich.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: