Japan - Senegal:Der Plan mit Honda

WM 2018 - Japan - Senegal

Zwei gegen zwei: Die Senegalesen Cheikh N’Doye (links oben) und M’Baye duellieren sich mit Hiroki Sakai (rechts oben) und Maya Yoshida.

(Foto: Chen Cheng/dpa)

Im unerwarteten Spitzenspiel der Gruppe H wahren beide Teams ihre jeweiligen Achtelfinalchance. So richtig spitze sind aber beide nicht.

Von Claudio Catuogno, Jekaterinburg

Japan gegen Senegal, das war also die Spitzenpartie des zweiten Spieltags in der Gruppe H. Das hatten die beiden Trainer Akira Nishino und Aliou Cissé wahrscheinlich selbst nicht so erwartet. Aber beide Mannschaften, Asiaten wie Afrikaner, hatten ihre erste Partie gewonnen, Senegal 2:1 gegen die ambitionierten Polen um den FC-Bayern-Stürmer Robert Lewandowski, Japan gegen die noch ambitionierteren Kolumbianer um den FC-Bayern-Mittelfeldspieler James Rodríguez. Und nun ging es bereits um eine Vorentscheidung: Japan träumt vom dritten Achtelfinaleinzug nach 2002 und 2010, Senegal vom zweiten nach 2002.

Nach 90 Minuten Spitzenspiel in Jekaterinburg war dann klar: So richtig spitze sind beide Mannschaften nicht; sie haben jeweils sehr unterschiedliche Stärken, aber auch sehr unterschiedliche Schwächen. Doch zumindest geht der WM-Traum für beide weiter: Senegal und Japan trennten sich 2:2 (1:1) und haben damit beide noch gute Chancen, die K.-o.-Runde zu erreichen. Ein Unentschieden im letzten Spiel würde beiden reichen.

Dass sein ursprünglicher Plan leider nicht funktioniert habe, hatte der Trainer Nishino schon vorab zugegeben. Er habe seinen Spielern gesagt, sie sollten alle "fünf Zentimeter wachsen und fünf Kilogramm zunehmen" - vergeblich, scherzte Nishino in Anspielung auf die für jeden erkennbaren körperlichen Unterschiede der beiden Teams. Sehr wohl geklappt hat dann aber der Plan, fehlende Robustheit durch Wendigkeit, Lauffreude und flinkes Kombinationsspiel zu kompensieren. Und durch Zähigkeit. Zweimal gerieten die Japaner in Rückstand, zweimal glichen sie wieder aus. "Das Achtelfinale ist noch nicht erreicht, aber das Ergebnis hat einen positiven Einfluss auf das dritte Spiel", sagte Nishino in der Pressekonferenz nach dem Abpfiff. "Wir wollten gewinnen, und ich hatte wirklich daran geglaubt", fügte er an, unter anderem deshalb habe er dreimal offensiv gewechselt. Doch in der Abwehr führten individuelle Fehler zweimal zum Rückstand - und im Angriff gelang auch manches auf fast groteske Weise nicht.

Die Führung erzielte Senegal in der 11. Minute: Da faustete der japanische Torhüter Eiji Kawashima einen Schuss von Youssouf Sabaly direkt dem nachsetzenden Sadio Mané ans Knie, von dort prallte er ins Tor. "Der Ball war nicht schwer. Aber Kawashima hat die Entscheidung so getroffen, was er sicher bereut", sagte Nishino: "Aber er hat sich gut von dem Fehler erholt, er hat danach wieder Kawashima-mäßig gehalten." Doch die mit den vier Bundesliga-Profis Makoto Hasebe, Genki Haraguchi, Shinji Kagawa und Yuya Osako angetretenen Japaner mussten nun den ersten Rückstand aufholen.

"Die Japaner waren besser, technisch sehr gut, mit einer hohen Passqualität."

Bis zu ihrer ersten Chance dauerte es bis zur 16. Minute: Da versuchte es Eintracht Frankfurts Hasebe mit einem Weitschuss, kam jedoch nicht durch. Yuto Nagatomo war es dann, der nach einem Lauf etwas glücklich den Ball gegen zwei Senegalesen behauptete - und ihn auf Takashi Inui ablegen konnte. Der schoss ihn zum 1:1 ins rechte untere Eck (34). In der zweiten Halbzeit hätte Japan dann in Führung gehen müssen, doch Yuya Osako verpasste freistehend eine Hereingabe (60.) - einer der kuriosesten Fehlversuche dieser WM. Kurz darauf zwirbelte Inui den Ball aus halblinker Position an die Latte (65.). "Die Japaner waren besser, technisch sehr gut, mit einer hohen Passqualität", gab Aliou Cissé zu, der senegalesische Trainer, der zugleich von den vergebenen Chancen der Japaner profitierte: als nämlich Moussa Wagué das 2:1 für Senegal gelang, nach einer hübschen Kombination über Mané, Sabaly und Mbaye Niang (71.).

Japans Coach Nishino hatte allerdings noch einen weiteren Plan: Nach dem Gegentreffer brachte er Keisuke Honda für den unauffälligen Shinji Kagawa von Borussia Dortmund. Kurz darauf war Honda am rechten Pfosten Nutznießer eines senegalesischen Durcheinanders - und erzielte das 2:2. Er ist jetzt der erste Japaner, der bei drei WM-Turnieren getroffen hat, 2010, '14 und '18.

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