Jahreshauptversammlung FC Bayern:"Stolz auf den FC Bayern wie nie zuvor"

Die Jahreshauptversammlung des FC Bayern war ein kuscheliger Abend, eine Schulterklopf-Veranstaltung, ein Hort der Glückseligkeit. Was hätte man auch anderes erwarten sollen? Ein paar Fans stören die Harmonie, doch Uli Hoeneß hat auch für sie passende Worte.

Jürgen Schmieder

Am Ende wurde es kurz unruhig, ja fast ungemütlich auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern. Auf der Bühne stand ein Fan und beschwerte sich darüber, dass einige Münchner Anhänger in der Arena nichts Besseres zu tun hätten, als Choreographie-Utensilien zu verbrennen und Sitze zu demolieren. Dieser Fan wurde sogleich ausgebuht und beleidigt, wohl von jenen Anhängern, die Verbrennen und Demolieren für eine prima Sache halten.

Jahreshauptversammlung FC Bayern München

Hielt eine launige, markige Rede: FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

(Foto: dpa)

Diese Fans beschimpften dann, wo sie schon mal dabei waren, auch gleich noch andere Vereine - vornehmlich den TSV 1860 München, bisweilen aber auch den 1. FC Nürnberg. Sie brüllten und buhten so lange, bis Uli Hoeneß mit Abbruch der Veranstaltung drohte. Dem Fan auf der Bühne sprach Hoeneß Lob aus: Er bedanke sich für den mutigen Auftritt. Und fügte hinzu: "Der eine oder andere in diesem Raum muss noch lernen, mit Demokratie umzugehen."

Zuvor war es eine harmonische Jahreshauptversammlung gewesen, ein kuscheliger Abend, eine Schulterklopf-Veranstaltung, ein - wie Hoeneß sagte - "Hort der Glückseligkeit". Was hätte man auch anderes erwarten sollen? Aus den Abteilungen Schach, Kegeln, Handball und Turnen gab es ausschließlich Erfolgsmeldungen - auch für die Basketballer gab es Lob. Sie würden finanziell auf eigenen Beinen stehen, "jetzt müssen sie nur noch lernen, wie man in der Verlängerung sechs Punkte Vorsprung über die Zeit bringt", sagte Hoeneß.

Finanziell geht es dem Verein blendend, trotz geringerer Fernseheinnahmen im Vergleich mit anderen europäischen Klubs, trotz einer sportlich unbefriedigenden vergangenen Saison, trotz der Finanzkrise. "Die finanzielle Seite des Vereins ist mustergültig", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Die FC Bayern AG erzielte den zweithöchsten Umsatz nach dem Rekordergebnis im vergangenen Geschäftsjahr - damals allerdings waren die Münchner Meister und Pokalsieger geworden. Zudem hatten sie das Finale der Champions League erreicht. Für den Gesamtkonzern inklusive der Allianz Arena betrug der Umsatz 328,5 Millionen Euro (nach 350,2 Millionen im Geschäftsjahr 2009/10). Die freie Liquidität betrug zum 30. Juni 129,1 Millionen Euro.

Angesichts dieser Zahlen wurde der Vortrag Rummenigges zu einer launigen Angelegenheit. Als er die neuen Sponsoren erwähnte, sagte er: "Die Firma Osram ist nicht wegen Jupp Heynckes zu uns gekommen." Bei der Präsentation eines weiteren Sponsors sagte er: "Joghurt - das wäre vielleicht auch was für Uli Hoeneß , damit seine Jacke nicht mehr so spannt."

Fast schon nebenbei wurde dann auch noch die Verlängerung des Vertrages von Sportdirektor Christian Nerlinger bis zum Jahr 2014 verkündet.

"Die guten Spiele haben Ulis Blutdruck sinken lassen"

Auch sportlich sehen sich die Münchner derzeit auf dem richtigen Weg: fünf Punkte Vorsprung in der Liga (Rummenigge: "Mit einem Sieg gegen Dortmund wären es gar acht"), weiterhin vertreten im DFB-Pokal (im Achtelfinale gegen den VfL Bochum), in der Champions League kurz vor dem Einzug in die Ausschlussrunde. Es laufe hervorragend für den FC Bayern, was vor allem an den Transfers und der Verpflichtung von Trainer Jupp Heynckes liege: "Die guten Spiele haben Ulis Blutdruck merklich sinken lassen."

Da konnte Rummenigge die unbefriedigende vergangene Saison humorvoll betrachten: "Letztes Jahr haben wir gelitten, vor allem Uli ist immer tiefer gesunken, bis ich ihn nicht mehr gesehen habe." Er bedankte sich beim entlassenen Übungsleiter Louis van Gaal: "Es gibt keinen Grund, dass wir uns kritisch zu ihm äußern. Der Trainer Louis van Gaal war gut, der Mensch Louis van Gaal war leider mitunter etwas schwierig. Man hatte das Gefühl, der Mensch van Gaal macht es dem Trainer van Gaal nicht immer leicht. Es war eine interessante Zeit. Ich möchte mich bei Louis van Gaal bedanken für diese Zeit."

Dann kam Rummenigge auf die Transfers zu sprechen - und als er beim neuen Torwart Manuel Neuer angekommen war, mischten sich in den Applaus auch zahlreiche Pfiffe und Buhrufe. Da rutscht Hoeneß schon unruhig auf seinem Sitz - aber er wartete. "Ich habe lange überlegt, ob ich nicht besser meine Klappe halten soll", sagte er, als er schließlich ans Pult trat. Stille im Saal. Dann sagte er: "Nein, das kann ich nicht!" Jubel im Saal.

Dann hielt Hoeneß eine grandiose Rede, eine emotionale Rede ("Ich war auf den FC Bayern noch nie so stolz wie heute"), eine witzige Rede ("Neuer hat nicht nur gute Fäuste, er hat auch ein großes Hirn - und da hat es Spieler hier gegeben, die nicht so gesegnet waren"), eine markige Rede ("So schwach unsere Mannschaft in der vergangenen Saison manchmal gespielt hat, so schwach waren auch die Auftritte einiger Leute in der Arena"). Hoeneß traf mit seiner Rede wie so oft den Nerv der Mitglieder, auch beim Thema 1860 München fand er Worte, die den johlenden Mitgliedern gefielen: "Ich hätte auch gerne eine Arena mit lauter roten Stühlen. Kein Sorge: Das kommt."

Dem FC Bayern geht es blendend in diesen Tagen, das wurde auf dieser Jahreshauptversammlung deutlich. Da störten auch die paar Fans nicht, die auf den oberen Rängen der Basketball-Arena nicht aufhörten zu skandieren. Doch auch in diesem Fall reagierte Hoeneß herausragend. Nach der ersten Ermahnung hielt er sich an einen Satz von Karl Valentin: nicht mal ignorieren.

Es könnte das Motto des Vereins im Umgang mit diesen Mitgliedern werden.

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