50 Jahre Bundesliga:Die Elf der verrücktesten Trainer

Rehhagel gibt den strikten Lehrmeister mit Herz, Toppmöller bringt einen riesigen Vogel mit in die Frankfurter Kabine und Ede Geyer zieht Vergleiche mit leichten Damen: Die Bundesliga brachte die legendärsten Trainertypen hervor - die SZ hat sich für elf besonders schillernde Figuren entscheiden. Stimmen auch Sie ab!

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50 Jahre Bundesliga:Otto Rehhagel

REHHAGEL UMARMT BREHME UND RATINHO

Quelle: DPA

Rehhagel gibt den strikten Lehrmeister mit Herz, Toppmöller bringt einen riesigen Vogel mit in die Frankfurter Kabine und Ede Geyer zieht Vergleiche mit leichten Damen: Die Bundesliga brachte die legendärsten Trainertypen hervor - die SZ hat sich für elf besonders schillernde Figuren entscheiden. Stimmen auch Sie ab!

1. Otto Rehhagel: Urgesteiniger geht es kaum - "König Otto" ist so etwas wie ein immer dagewesenes Phänomen der Bundesliga. In Bremen bis heute verehrt, in München gefeuert, Kaiserslautern als Aufsteiger zum Titel geführt. Der Mann, dessen größte Inspirationsquelle laut eigener Aussage seine Gattin Beate ist, hat fast alles gewonnen und baute stets auf seine eigenen Methoden. Und wenn das nichts half, sagte er Dinge wie "Jeder kann sagen, was ich will" oder "Ich biete mich nirgendwo an - außer bei meiner Frau". Nur die Episode mit dem Hertha-Abstieg hätte er sich schenken können. 

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50 Jahre Bundesliga:Christoph Daum

SV WERDER BREMEN - BAYER 04 LEVERKUSEN DAUM

Quelle: DPA

2. Christoph Daum: Der Trainer Daum verkörperte den Typus des Aufsteigers, der sich um jeden Preis zu exponieren und vor den Konkurrenten zu profilieren sucht. Daum revolutionierte - unter anderem durch das forcierte Einbeziehen von Medien und Öffentlichkeit - das Trainergewerbe, in dem Männer aus den Gründungszeiten der Bundesliga die herrschende Lehrmeinung und den eher diskreten Ton bestimmten.

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50 Jahre Bundesliga:Klaus Toppmöller

MAMIC TOPPMOELLER

Quelle: AP

3. Klaus Toppmöller: In der Saison 1993/1994 bringt der Frankfurter Trainer (im Bild eine Szene aus seiner Bochmer Zeit) einen zahmen Adler mit in die Kabine. Warum keinen Gartenrotschwanz, keine Schleier-Eule oder keine Schwalbe? Ganz einfach: Der Adler ist das Wappentier des Vereins. "Ihr müsst den Gegner packen wie ein Adler seine Beute", soll Toppmöller seinen Spielern zugerufen haben. Die Eintracht führt zu diesem Zeitpunkt souverän die Tabelle an. Am Saisonende wird sie Fünfter.

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50 Jahre Bundesliga:Dettmar Cramer

DETTMAR CRAMER

Quelle: DPA

4. Dettmar Cramer: In der Saison 1975/1976 passiert ein Wunder: Gerd Müller hat eine Krise. Bayern-Trainer Dettmar Cramer, ein feiner, hoch gebildeter Mann, bittet Müller zum Gespräch und lässt ihn von seinen schönsten Toren erzählen. Mit jedem erzählten Tor hätten Müllers Augen mehr geleuchtet, berichtet Cramer später. Folge des Gesprächs: Gerd Müller trifft wieder, und der FC Bayern gewinnt zum dritten Mal den Landesmeister-Pokal. Im Finale trifft allerdings Bulle Roth.

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50 Jahre Bundesliga:Thomas Tuchel

RNPS IMAGES OF THE YEAR 2010 - GERMANY

Quelle: REUTERS

5. Thomas Tuchel: Auch Konzepttrainer sind Motivationsfüchse. So wie Ralf Rangnick einst beim VfB Stuttgart einen Knallfrosch in der Kabine zündete, worauf Torwart Franz Wohlfahrt sehr erschrak, so setzt auch Thomas Tuchel auf gelegentliche Überraschungen. Im August 2009 verzichtet der Trainer von Mainz 05 vor dem Spiel gegen Bayern auf die übliche Ansprache. In der Kabine sagt er nur: "Es gibt einen, der unbestritten die beste Rede auf der Welt gehalten hat. Dem erteile ich das Wort."

Er meint Hollywood-Legende Al Pacino und dessen flammende Worte in "An jedem verdammten Sonntag". Ein Auszug: "In drei Minuten beginnt die größte Schlacht unserer Profi-Laufbahn. Entweder bestehen wir als ein Team, oder wir zerbrechen als Einzelne", sagt Pacino in seiner Rolle als Trainer eines Footballteams. Und weiter: "Der Spielraum für Fehler ist winzig. Ein halber Schritt zu weit oder zu kurz heißt meistens: Ihr kriegt den Ball nicht. Wir kämpfen hier um jeden Zentimeter. Wir krallen uns mit den Fingern in die Erde für jeden Zentimeter. Weil wir wissen, wenn wir die Zentimeter zusammenzählen, die wir geholt haben, gibt das am Ende den wichtigen Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren." Mainz besiegt Bayern 2:1.

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50 Jahre Bundesliga:Eduard Geyer

FC ENERGIE COTTBUS - HAMBURGER SV

Quelle: DPA/DPAWEB

6. Eduard Geyer: Die Kunst der Beleidigung zu Motivationszwecken beherrscht keiner so meisterhaft wie der frühere Cottbuser Trainer. Im Herbst 2001 sagt er: "Manche junge Spieler haben eine Einstellung zum Leistungssport wie die Nutten auf St. Pauli. Die rauchen, saufen und huren rum, gehen morgens um sechs ins Bett." In den Agenturen wird Geyers Aussage als "Kritik an der Ausbildung deutscher Nachwuchstalente" zusammengefasst.

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50 Jahre Bundesliga:Alexandar Ristic

Alexandar Ristic

Quelle: imago sportfotodienst

7. Aleksandar Ristic: Der listige Bosnier schenkt Schiedsrichtern blaue Pfefferminzbonbons. Er weiß: Haben Schiedsrichter gute Laune, hat auch Ristic gute Laune.

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50 Jahre Bundesliga:Jenö Csaknady

Jenö Csaknady

Quelle: imago sportfotodienst

8. Jenö Csaknady: Der Ungar, der Mitte der Sechziger den 1. FC Nürnberg trainierte, ist einer der ersten, die sich um die Stimmung im Publikum kümmert. Seinen Spielern, so berichtet es später der langjährige Club-Kapitän Nandl Wenauer, gibt er daher die Anweisung, nach einem Foulspiel länger liegen zu bleiben, damit die Fans ihre Wut auf Gegner und Schiedsrichter steigern können. Er weiß: Ist Publikum heiß, ist auch Mannschaft heiß.

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50 Jahre Bundesliga:Thorsten Fink

Hamburger SV - Fortuna Düsseldorf

Quelle: dpa

9. Thorsten Fink: Vor dem Anpfiff des Nordderbys gegen Bremen liest HSV-Trainer Thorsten Fink seinen Spielern aus dem Buch "Sei wie ein Fluss, der still die Nacht durchströmt" des brasilianischen Schriftstellers Paulo Coelho vor - eine Art Wegweiser für Menschen, die ihre Träume verwirklichen wollen. "Manchmal ist es besser, Passagen vorzulesen", sagt Fink, "weil ich sie mit eigenen Worten gar nicht so präzise ausdrücken könnte." Stimmt.

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50 Jahre Bundesliga:Felix Magath

Magath wechselt zu Schalke 04

Quelle: dpa

10. Felix Magath: Die vom Österreicher Ernst Happel etablierte Kunst des bedrohlichen Anschweigens zu Motivationszwecken hat keiner so meisterhaft weiterentwickelt wie der ehemalige Trainer vom Hamburger SV, 1.FC Nürnberg, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart, Bayern München, VfL Wolfsburg, Schalke 04 und VfL Wolfsburg. Magath hat noch weitere Motivationstricks im Repertoire, über die man allerdings schweigen muss, weil man sie mit eigenen Worten gar nicht so präzise ausdrücken könnte.

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50 Jahre Bundesliga:Franz Beckenbauer

EXPO-MASKOTTCHEN "TWIPSY" GRATULIERT "KAISER" FRANZ

Quelle: OBS

11. Franz Beckenbauer: Die Lichtgestalt unter den Trainerfüchsen. Sagt "geht's raus und spuit's Fußball", und seine Jungs gehen raus und spielen Fußball. 

© SZ vom 11.5.2013/jbe
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