Jahn Regensburg:"Ich habe auch gesagt: Macht unbedingt weiter"

TSV 1860 München - Jahn Regensburg

Wie weitermachen? Schiedsrichter Daniel Siebert (M.) spricht mit Regensburgs Torwart Philipp Pentke (l.).

(Foto: dpa)
  • Jahn Regensburg überzeugte trotz randalierender 1860-Fans mit einem nervenstarken Auftritt vor über 62 000 Zuschauern.
  • Die Verantwortlichen hatten Sorgen, dass sich die Spieler verletzen.
  • Die Mannschaft feierte anschließend mit ihren Fans - und in der Kabine mit alkoholfreiem Bier.

Von Christoph Leischwitz

Die allerletzte Prüfung war noch einmal besonders hart, und das, obwohl die Aufstiegsfrage schon entschieden war. Vor sich hatte Philipp Pentke das wichtigste Spiel seiner Karriere, hinter und neben ihm flogen Sitzschalen und Stangen auf den Rasen - und immer, wenn etwas neben ihm landete, warf er es eiligst wieder zurück.

Es war der bizarre, gefährliche Schlusspunkt einer Entwicklung des SSV Jahn Regensburg, die in einem nervenstarken Auftritt vor über 62 000 Zuschauern mündete. "Letztes Jahr haben wir noch gegen Buchbach gespielt", sagte Trainer Heiko Herrlich eine gute Stunde später, jetzt sei man in der Münchner Arena zum zweiten Mal hintereinander aufgestiegen, der 2:0-Erfolg erfülle ihn mit Freude und Demut. Auch wenn man sich verdient durchgesetzt habe.

Demütig klang sein Torwart Pentke ganz und gar nicht, als er über die 15-minütige Pause und die restlichen Spielminuten sprach, die trotz der Fanausschreitungen hinter seinem Tor, in der Nordkurve, durchgezogen wurden. "Solange ich nicht getroffen werde, soll ich dafür sorgen, dass die Sachen ganz schnell wieder vom Platz runter sind." Das habe der Schiedsrichter sinngemäß zu ihm gesagt, und Pentke wollte auch, dass das Spiel fortgesetzt wird: "Ich habe auch gesagt: Macht unbedingt weiter. Die Polizei ist ja da, die können was aushalten mit ihren Rüstungen." Er sei ja aus dem Osten, er sei solche Zustände fast gewöhnt, merkte er dann noch an. Pentke spielte übrigens von 2003 bis 2007 auch für 1860 München.

"Wir kommen immer zurück, wenn es schwer ist"

Und auch, wenn Pentke die ganze Situation vielleicht sogar cool fand, obwohl sie es nicht war, so war den Regensburgern den ganzen Abend über anzumerken, wie gut sie mental auf diese Aufgabe vorbereitet waren. "Wir sind Mentalitätsmonster", sagte Kolja Pusch, der das Führungstor erzielt hatte. "Wir kommen immer zurück, wenn es schwer ist." Und an diesem Abend hatte sogar die eine Sache geklappt, die während der Saison in der dritten Liga noch das größte Problem gewesen war: Die Effizienz im Torabschluss.

Pentke erinnerte sich zurück. Man habe während der Saison schon einmal so eine lange Spielunterbrechung gehabt, eine etwa zehnminütige Verletzungspause im Auswärtsspiel bei Fortuna Köln. Auch damals hatte man 2:0 geführt, "aber dann haben wir noch 2:2 gespielt". Das habe man nicht noch einmal erleben wollen.

Trotzdem hatten die Verantwortlichen natürlich auch Sorge gehabt, dass sich Spieler verletzen könnten. "Die Polizei hatte gesagt, dass die Situation im Griff ist. Ich kann das jetzt nicht näher bewerten, aber es war schon eine unglückliche Situation, dass Gegenstände von hinten aufs Spielfeld geworfen werden", sagte Herrlich. Vor der Unterbrechung in Minute 82 hatte seine Mannschaft aber auch dafür gesorgt, dass sich im eigenen Strafraum auch gar nicht mehr viel abspielte. Kurz vor Schluss klärte Pentke aber noch einmal hoch konzentriert gegen einen scharfen Schuss von Sascha Mölders.

Dann feierte das Team mit ihren Fans in der Südkurve, ausgelassen, aber doch irgendwie gedämpft inmitten der vielen Löwen-Tränen. Und dann zeigte sich, dass Regensburg eben doch nicht auf alles vorbereitet war. "In der Kabine gibt es nur alkoholfreies Bier", sagte Philipp Pentke, und merkte erneut cool an, womöglich müsse man heute Abend noch "eine Tankstelle plündern".

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