Jahn Regensburg:Anzeige des FC Bayern

Lesezeit: 2 min

Im Visier: Philipp Schober teilte mit, bei den Betrugsvorwürfen habe es sich um Bagatelldelikte gehandelt. (Foto: OH)

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung gegen den Investor des Vereins, Philipp Schober.

Von Markus Schäflein

Ob Guns 'N Roses, Helene Fischer, FC Bayern gegen Dortmund oder Schalding-Heining gegen 1860 München - Tickets für mutmaßlich ausverkaufte Veranstaltungen zu erwerben und auf den einschlägig bekannten Internetplattformen zu Mondpreisen weiterzuverkaufen, ist ein beliebtes Geschäftsmodell geworden. Allerdings auch ein juristisch fragliches, weil der gewerbliche Weiterverkauf der Karten von den Veranstaltern zumeist ausdrücklich untersagt wird. Auch Philipp Schober, der Investor des Fußball-Zweitligisten SSV Jahn Regensburg, soll laut einem Bericht der Mittelbayerischen Zeitung mit derartigen Geschäften zu tun gehabt haben. Unter Berufung auf ehemalige Mitarbeiter Schobers hieß es dort, "der Kauf und Weiterverkauf von Tickets für Sportveranstaltungen" sei "eine von Schobers wichtigsten Einnahmequellen" gewesen. Schobers Accounts bei den Fußballklubs seien mehrfach gesperrt worden, er habe immer wieder neue E-Mail-Adressen verwendet, um das Geschäft weiterzuführen.

Doch nicht nur diese Geschichte warf ein merkwürdiges Licht auf Schobers berufliche Vergangenheit. Die Staatsanwaltschaft München I bestätigte am Freitag, dass gegen Schober mehrere Ermittlungsverfahren anhängig seien. Es gehe dabei nicht nur um Betrug, sondern auch um Insolvenzverschleppung. Unter den Anzeigeerstattern befindet sich demnach auch der FC Bayern München, der über eine Kanzlei Strafanzeige wegen Verdachts der Insolvenzverschleppung gestellt habe. Dabei handele es sich um Tickets für Fußball- und Basketballspiele, die nicht bezahlt worden seien. In anderen Fällen soll es um nicht beglichene Hotelrechnungen gehen.

Schobers Firma Mainspo Marketing GmbH wurde Anfang 2017 abgewickelt, seine Firma Mainspo/Phyllos GmbH hatte er im Mai 2016 nach Polen verkauft. In beiden Fällen wird offenbar ein Fehlverhalten des 31-Jährigen in Bezug auf seine Tätigkeit als geschäftsführender Gesellschafter geprüft. Schober ließ der Mittelbayerischen per Anwältin mitteilen, dass keine strafrechtlichen Ermittlungsverfahren gegen ihn geführt würden - weder wegen Verdachts auf Insolvenzverschleppung noch wegen Betrugs. Bei den Betrugsvorwürfen habe es sich um Bagatelldelikte gehandelt, sie seien fallen gelassen worden.

Der Verein sieht seine "ohnehin vorhandene Skepsis bestätigt"

Nachdem Schober im Juni 90 Prozent der Anteile am SSV Jahn vom Immobilienunternehmen Bauteam Tretzel (BTT), das in die Regensburger Korruptionsaffäre verstrickt ist, übernommen hatte, hatten sich die Vereinsverantwortlichen von Beginn an in ungewöhnlich deutlicher Weise gegen jegliche Einflussnahme des Investors auf die Entscheidungen des Klubs positioniert. "Der Verkauf der Aktien der KGaA hat keinerlei Auswirkungen auf die laufende Geschäftspolitik des Jahn. Herr Schober kann gegen unseren Willen keinen Einfluss ausüben, weder rechtlich noch wirtschaftlich noch sonst irgendwie. Und das wird auch so bleiben", erklärte Vorstandsvorsitzender Hans Rothammer. "Wenn es notwendig sein sollte, uns vor Herrn Schober zu schützen, dann werden wir das tun."

Der Klub nahm am Freitag schriftlich zu der Berichterstattung über Schober, die für Gesprächsstoff vor dem ersten Heimspiel am Sonntag (13.30 Uhr) gegen Nürnberg sorgt, Stellung. "Auch wir haben uns natürlich Informationen über Herrn Schober und seinen beruflichen Werdegang eingeholt und konnten uns dazu inzwischen auch ein relativ transparentes Bild verschaffen, das unsere ohnehin vorhandene Skepsis bestätigt hat", teilte SSV-Geschäftsführer Christian Keller mit. "Insofern wurden wir von den Inhalten des Artikels nicht überrascht." Die Aussage, "dass wir keine Basis für eine Zusammenarbeit mit dem neuen Mehrheitseigner sehen", habe Bestand. "Herr Schober kann schließlich in keinster Weise in das operative Geschäft des SSV Jahn eingreifen."

Die Ankündigung Schobers, er werde "eine konsequente Aufklärung der Korruptionsaffäre in den Reihen des SSV Jahn" betreiben, habe er "mit Verwunderung zur Kenntnis genommen", erklärte Keller: "Der SSV Jahn hat sich ja bereits mehrfach sehr transparent zu seiner Position in der mutmaßlichen Korruptionsaffäre geäußert und auch die Beziehungen offen gelegt, die zu den Angeschuldigten bestanden. Wir erfüllen im Zuge der Ermittlungen eine Zeugenfunktion, der wir auch weiterhin vollumfänglich nachkommen werden." Zudem betonte Keller, dass er an einer Lösung für die Zukunft interessiert ist: "Wir haben Herrn Schober Szenarien darüber eröffnet, wie wir uns die Zukunft in Bezug auf seine Person und seinen Status als Anteilseigner vorstellen könnten. Es liegt nun an ihm, mit Vorschlägen auf uns zuzukommen."

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: