Italien:Salonfaschisten im Stadion

In Italien gibt es eine unselige Allianz aus Sport, Fernsehen und Faschismus. Nun wechselt eine der bekanntesten Fernsehjournalistinnen in die Politik - zur neofaschistischen Partei La Destra.

Birgit Schönau

Paola Ferrari ist eine der bekanntesten Fernsehjournalistinnen Italiens. Seit 20 Jahren arbeitet sie in der Sportredaktion des Staatssenders RAI, zuletzt als Moderatorin der Traditionssendung Domenica Sportiva (Sportsonntag).

Paolo Di Canio, ap

Hitlergruß im Stadion: Mit eindeutiger Gestik sorgte Fußballspieler Paolo Di Canio von Lazio Rom 2004 für einen Skandal.

(Foto: Foto: ap)

Von Signora Ferrari wusste man bisher, dass sie Fan von Juventus Turin ist und Schwiegertochter des Industriellen Carlo De Benedetti, der unter anderem die große, linke Tageszeitung La Repubblica und das Wochenmagazin l'Espresso verlegt.

Jetzt hat Paola Ferrari sich vom Fernsehen beurlauben lassen. Sie geht in die Politik, als Kandidatin der offen neofaschistischen Partei La Destra (die Rechte). Für die Parlamentswahlen am 13. und 14. April hat sie Listenplatz zwei in der Hauptstadtregion Latium.

Es ist, als wenn Katrin Müller-Hohenstein von NPD-Plakaten lächeln würde. Es ist das erste Mal, dass die für Italien so unselige Vermengung von Sport, Fernsehen und Faschismus derart salonfähig wird. Paola Ferrari findet nichts dabei. "Ich stehe zu dem Slogan: Italien den Italienern", sagt sie.

"Das Böse ist der Teufel"

Ob sie das auch im Fußball gern so hätte, hat sie aber nicht geklärt. Über den Faschismus bemerkt sie: "Ich richte nicht über die Vergangenheit. Ich bin 1960 geboren, nicht zur Zeit des Faschismus. Ich sage nur: Meine Hochzeitsreise habe ich nach Jerusalem unternommen." Was immer das heißen mag.

Die Spitzenkandidatin der Destra, Daniela Santanché, hat vor einer Woche im Fernsehen gesagt, sie verurteile zwar Mussolinis antisemitische "Rassengesetze". Aber: "Ich bin stolz darauf, Faschistin zu sein. Der Faschismus ist für mich nicht das Böse. Das Böse ist für eine Katholikin der Teufel."

Frau Santanché ist nicht nur Paola Ferraris beste Freundin. Sie ist auch die Geschäftspartnerin des Formel-1-Managers Flavio Briatore. Gemeinsam betreiben die beiden die Luxus-Bar Billionaire auf Sardinien. Briatore besitzt neuerdings auch den englischen Zweitligaklub Queens Park Rangers. Er hat öffentlich erklärt, dass er die Neofaschisten wählen wird. Er überlegt sogar eine eigene Kandidatur, für den Senat.

Damit wäre die salonfaschistische Troika perfekt. Man hat Großes vor. "Berlusconi ist ein guter Freund", hat die Sportjournalistin Paola Ferrari gesagt: "Wir haben uns auf einem Fußballplatz kennengelernt." Sie hoffe nun auch auf ein politisches Bündnis.

Billionäre ohne Schmuddelkinder

Bei der Gründung von La Destra vor einigen Monaten war der Milan-Präsident als Ehrengast anwesend. Berlusconi bekam den Hitlergruß zu sehen und Duce-Rufe zu hören. Es war wie im Stadion. Die Schmuddelkinder aus den Kurven wollen die Billionäre aber nicht haben. Sie kommen bei Forza Nuova unter, einer halblegalen Gruppierung, die erst Mitte dieser Woche gegen die Verhaftung von 15 römischen Ultras protestierte.

Die Polizeiaktion habe nur den Zweck, Forza Nuova im Wahlkampf zu schwächen, sagte ein "Parteisprecher". Die rechtsextremen Hooligans werden unter anderem verdächtigt, einen Brandanschlag auf ein Roma-Lager verübt zu haben. Auch sie haben den Slogan: Italien den Italienern.

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