Interview mit Joshua Kimmich:"Lieber spiele ich rechts hinten als die fünfte Geige"

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Joshua Kimmich kann eigentlich alles - und er ist ein "süßer, süßer Junge", findet Guardiola. (Foto: Getty Images)

Der DFB braucht einen Rechtsverteidiger, hieß es vor der EM - also erfand Joachim Löw den Rechtsverteidiger Joshua Kimmich. Im SZ-Gespräch erzählt der Münchner, wie das ging.

Von Christof Kneer und Philipp Selldorf, Évian-les-Bains

Der Münchner Joshua Kimmich ist schon jetzt einer der deutschen Gewinner der EM, er hat sich in Frankreich in die Startaufstellung der Nationalmannschaft gespielt - allerdings auf ungewohnter Position. Kimmich verteidigt unter Bundestrainer Joachim Löw auf der rechten Seite, dabei entspricht sein Naturell eher dem eines Mittelfeldspielers: Kluge Pässe, geschicktes Stellungsspiel, aufgeweckt im Zweikampf.

Kimmich: "Ich bin eher ein Mittelfeldspieler"

Zugutekommt dem 21-Jährigen nun, dass er als kluger Spieler gilt, der sich rasch umstellen kann. Pep Guardiola setzte ihn beim FC Bayern mal als defensiven Mittelfeldspieler ein und dann wieder als Innenverteidiger. "Was die Position angeht, würde ich schon sagen, dass ich von Hause aus ein defensiver zentraler Mittelfeldspieler bin. Aber Spieler müssen flexibel sein, und lieber spiele ich rechts hinten als auf der Sechs die fünfte Geige", sagt er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Die EM verläuft für den gebürtigen Rottweiler (eine Kreisstadt zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald) bisher überraschend ereignisreich. Er blickt zufrieden auf seine ersten drei Auftritte im Nationalteam zurück: "Ich war erst mal nur froh, dass ich überhaupt im Kader dabei war. Ich habe dann ja ein paar Mal hinten rechts trainiert, aber dass es so läuft, damit konnte ich selbst auch nicht rechnen. Das ist ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht."

Kimmich hat Respekt vor Italiens "BBBC"-Defensive

Nun, vor dem EM-Viertelfinale gegen Italien am Samstag (21 Uhr), werden bei Kimmich Erinnerungen wach. Besonders die italienische Defensive kennt er bereits: Sie besteht aus Torwart Gianluigi Buffon und seinen Vorderleuten Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini - allesamt bei Juventus Turin aktiv, dem Achtelfinal-Gegner des FC Bayern in der vergangenen Champions-League-Saison. Kimmich zeigte gegen Italiens Meister damals ansprechende Leistungen, auch wenn er im Hinspiel bei einem Gegentreffer zu spät kam.

Dass sich die Bayern gegen den immens defensivstarken Riegel von Juve schwer taten, hat der junge Münchner nicht vergessen: "Ich kann mich an eine Szene aus diesem Hinspiel erinnern, die Pep Guardiola uns später auf Video gezeigt hat: Da standen alle zehn Feldspieler von Juve im und am Strafraum und wir haben drumrumgespielt und keine Lücke gefunden." Am Samstag im EM-Viertelfinale, so hofft er, sollte sich das natürlich ändern.

Kimmich gibt im SZ-Gespräch außerdem eine Einschätzung über den Stilwechsel der Italiener ("gegen Spanien sind sie höher gestanden") ab, er berichtet von bitteren Niederlagen auf dem Tennisplatz gegen Manuel Neuer und erzählt von Erinnerungen an einen tragischen deutsch-italienischen Fernsehabend als Elfjähriger.

© SZ vom 1.7.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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