Insolvenz abgewendet:Bayern retten 1860

Mit einer Soforthilfe von elf Millionen Euro hat der FC Bayern München die drohende Pleite des Lokalrivalen und Zweitligisten TSV 1860 München abgewendet. Die Bayern gehen mit der Nachbarschaftshilfe aber ein großes Risiko ein.

Elf Millionen Euro zahlt der FC Bayern München dem Lokalrivalen TSV 1860 München für dessen Anteile an der Allianz Arena GmbH. Außerdem wurde dem Zweitligisten ein Nachlass bei der Stadionmiete eingeräumt.

Insolvenz abgewendet: Aus Rivalen werden Retter: Für den TSV 1860 kamen Stefan Reuter (Manager des TSV 1860) und Stefan Ziffzer (Geschäftsführer) zur Pressekonferenz in die Allianz Arena. Den FC Bayern vertraten Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender), Karl Hopfner (Geschäftsführer) und Uli Hoeneß (Manager).

Aus Rivalen werden Retter: Für den TSV 1860 kamen Stefan Reuter (Manager des TSV 1860) und Stefan Ziffzer (Geschäftsführer) zur Pressekonferenz in die Allianz Arena. Den FC Bayern vertraten Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender), Karl Hopfner (Geschäftsführer) und Uli Hoeneß (Manager).

(Foto: Foto: AP)

"Ohne diese Aktion des FC Bayern hätten wir uns verabschiedet", beschrieb der 1860-Geschäftsführer Stefan Ziffzer die dramatische Lage der "Löwen". Der nahezu zahlungsunfähige Zweitligist hätte ohne die Millionen des FC Bayern beim Amtsgericht München einen Antrag auf Insolvenz stellen müssen.

"Dienstag wäre die Frist abgelaufen, wo ich hätte ins Gefängnis gehen müssen", sagte Ziffzer. "Wir sind schon lange insolvent", gestand er, "das kam aber aus welchen Gründen auch immer nie zur Sprache."

Jahrelang getäuscht worden

Auch Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge zeigte sich über die finanzielle Schieflage der Löwen entsetzt. "Jahrelang ist uns vorgegaukelt worden, dass die Finanzen bei 1860 in Ordnung seien. Ziffzer ist der erste, der hier seit Jahren Licht in den Tunnel gebracht hat."

Mit der Überschreibung der Anteile des TSV 1860 an der Stadion-Gesellschaft wird der FC Bayern bis zur Rückzahlung alleiniger Besitzer der 340 Millionen Euro teuren aber längst nicht abbezahlten Allianz Arena.

Sollte der TSV 1860 doch noch insolvent gehen, würde der FC Bayern die gesamte Belastung des neuen Stadions schultern müssen. "An dem Klotz könnten wir uns verschlucken", sagte der übellaunige Bayern-Manager Uli Hoeneß auf der Pressekonferenz.

Pest oder Cholera

Die Bayern sind nun alleiniger Eigentümer des Stadions, 1860 aber kann seine Anteile in vier Jahren wieder zurückkaufen. Dafür müssten sie dann allerdings an die 19 Millionen Euro aufbringen, rechnet man zu den Stadion-Anteilen auch noch Zinsen und Mietrückstände dazu.

"Wir hatten die Wahl zwischen Pest und Cholera", beschrieb Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge die Entscheidung des FC Bayern. Nicht aus Liebe zu 1860, sondern aus Eigeninteresse habe sich der Verein zur Hilfe für den Lokalrivalen durchgerungen.

1860-Sportdirektor Stefan Reuter kündigte an, dass sich der abstiegsbedrohte Klub zur weiteren Konsolidierung von einigen Spielern trennen wird. Zugleich musste 1860 München einen weiteren Rückschlag hinnehmen: Hauptsponsor Festina kündigte seinen Rückzug vom Krisen geschüttelten Zweitligisten an.

Abstiegskampf gegen Unterhaching

"Das ist bedauerlich", sagte Ziffzer. "Wir hatten die Insolvenz gerettet und eine halbe Stunde später gab es schon wieder eine neue Baustelle."

Nach der vermiedenen Insolvenz müssen die "Löwen" nun aber vor allem sportlich im Soll bleiben und in den letzten drei Liga-Spielen die Rettung vor dem Abstieg perfekt machen. Am Dienstag steht das Derby gegen die Spielvereinigung Unterhaching bevor, bei dem es für beide Vereine um das Überleben in der zweiten Liga geht.

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