Ingolstädter 3:3 -:Unzufrieden im Spektakel

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Der FC Ingolstadt erlebt gegen den VfB Stuttgart ein ungewohntes Torfest, alle Stürmer treffen. Doch am Ende überwiegt der Ärger.

Von Patrick Reichardt, Ingolstadt

Als Dario Lezcano in der 76. Minute einschussbereit vor dem leeren Tor stand, schien die Partie in Ingolstadt entschieden. Das Netz wackelte, die Fans sprangen schon wieder zum Jubeln auf, sogar die Torhymne war für die bis zu diesem Zeitpunkt herausragenden Ingolstädter zum bereits vierten Mal erklungen. Erst wenige Sekunden später erkannten Fans, Zuschauer und auch der euphorische Stadion-DJ, dass der Ball nicht in, sondern wenige Zentimeter neben das Gästetor gegangen und von der Werbebande ans Außennetz gesprungen war: Kein Treffer, weiter 3:1. Was in diesem Moment als Randnotiz unterzugehen schien, wurde am Ende spielentscheidend. Statt mit dem vierten Treffer endgültig den Sieg zu sichern, ließen die Ingolstädter zu, dass sich Stuttgart noch einmal aufbaute - und dank einer furiosen Schlussphase zum 3:3 kam.

"Das war das wohl beste Heimspiel der Saison, wir haben eine tolle Entwicklung genommen", sagte Trainer Ralph Hasenhüttl, der seine Mannschaft "zwischenzeitlich sensationell" gesehen hatte. Das Ergebnis wollte beim Österreicher aber keine rechte Freude auslösen: "Das hätte ich nicht geglaubt, dass ich über einen Punkt in der Bundesliga mal nicht erfreut bin", sagte er. Er wisse aber sehr wohl, dass auch dieser Zähler noch wichtig werden könne. Mit nun 33 Punkten nähert sich Ingolstadt dem Klassenerhalt mit kleinen Schritten, die letzten vier Partien endeten allesamt Remis.

Auch drei Stürmertore haben nicht zum Sieg gereicht: Ingolstädter Enttäuschung nach dem wohl besten Heimspiel der Saison. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Der VfB Stuttgart spielt "hopp oder top"

Davon war allerdings keines so spektakulär wie das Sechs-Tore-Fest mit dem VfB. "Das war ein superintensives Spiel. Wir haben einen Punkt der Moral geholt", erklärte Stuttgarts Trainer Jürgen Kramny, der nach zwei Toren Rückstand das Risiko erhöhte und alles auf eine Karte gesetzt hatte: "Hopp oder top", nannte er das später. Die Schwaben wurden mit einem Punkt belohnt.

Von Anfang an hatten sich die beiden Teams einen leidenschaftlichen und ereignisreichen Schlagabtausch geliefert. Der erste Wirkungstreffer gelang den Hausherren: Moritz Hartmann nutzte nach vier Minuten einen gravierenden Fehlpass von VfB-Kapitän Christian Gentner und ließ sein Team mit einem satten Schuss ins kurze Eck jubeln. Nur wenige Minuten später rauschte Stuttgarts Flügelflitzer Filip Kostic über die linke Seite durch und verwandelte zum Ausgleich.

Die zweite Halbzeit ließ Hasenhüttl zunächst eher als Prophet denn als Fußballtrainer erscheinen. Der Österreicher hatte angekündigt, ohne Standardspezialist Pascal Groß, der wegen einer Sperre fehlte, "schwerer ausrechenbar" zu sein. Genau so kam es: Zunächst traf der Australier Mathew Leckie nach einem Freistoß von Groß-Ersatz Max Christiansen per Kopf, wenige Minuten später traf Lezcano mit einem direkten Freistoß wundervoll ins rechte obere Toreck. Hasenhüttl tanzte auf dem Spielfeld, seine Prognose hatte sich bewahrheitet: "Wir wollten anders spielen und waren variabler als sonst", erklärte er.

Beide können Positives aus dem Remis ziehen

Als Lezcano dann aber neben das Tor schoss, kippte die Partie. Dem Anschlusstreffer von Lukas Rupp folgte nur wenige Minuten später ein Foul von FCI-Spielführer Marvin Matip an Kostic im Strafraum. Den fälligen Strafstoß verwandelte Daniel Didavi zum 3:3. "Wir sind nach dem Rückstand nicht weggebrochen", lobte Kramny.

Aus den 90 emotionalen Minuten können beide Teams etwas Positives ziehen. Nach der 0:3-Niederlage von Frankfurt in Gladbach vergrößern sowohl Stuttgart als auch Ingolstadt den Abstand auf die Abstiegszone um einen weiteren Punkt. "Schon morgen werden wir wissen, dass wir tolle Arbeit geleistet haben", betonte Hasenhüttl. Vor allem seine Offensive, die mit nun 22 Treffern immer noch die torärmste der Bundesliga ist, hat ihn diesmal überzeugt. Dass jeder seiner drei Stürmer ein Tor erzielt, erlebe er ja auch nicht alle Tage, sagte er. Dass die Tormusik schon erklingt, wenn der Ball gar nicht drin ist, wohl auch nicht.

© SZ vom 13.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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