Ingolstadt - Mainz (15.30 Uhr):Rette sich, wer dran glaubt

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Beim akut abstiegsbedrohten FC Ingolstadt wollen die Verantwortlichen die Hoffnung auf die Versetzung vor der Woche der Wahrheit mit den Spielen gegen Mainz, in Augsburg und gegen Darmstadt nicht aufgeben.

Von Maik Rosner, Ingolstadt

Peter Jackwerth hat beim FC Ingolstadt schon alles erlebt, sogar dessen Geburt. 2004 war das, als der Verein durch die Fusion des MTV und ESV entstand. Seither haben die Ingolstädter vier Aufstiege gefeiert (2006, 2008, 2010 und 2015) und einen Abstieg verkraftet (2009), gefolgt von der direkten Rückkehr aus der dritten in die zweite Liga. Ein Szenario, das nun auch als Zielsetzung ausgegeben werden könnte, nur auf höherem Niveau. Doch bevor sie sich beim FC Ingolstadt wirklich mit der zweiten Liga auseinandersetzen und einen Wiederaufstieg anpeilen, wollen sie lieber erst einmal fest an die Versetzung glauben.

Der Unternehmer Jackwerth, amtierender Vorstandschef und Gründer des Vereins, hat auch schon ausgerechnet, welcher Ertrag aus den verbleibenden neun Spielen reichen könnte. "Ich denke, dass wir noch sechs Siege brauchen. Nächste Woche sind drei Spiele vorbei. Dann wissen wir relativ schnell, wo wir stehen", sagte Jackwerth.

Nach dem Spiel gegen den FSV Mainz 05 an diesem Sonntag (15.30 Uhr) geht es am Mittwoch zum ebenfalls abstiegsbedrohten FC Augsburg, am Sonntag darauf folgt das Heimspiel gegen den Tabellenletzten SV Darmstadt 98. 37 Punkte sind also die Zielmarke, was nahezu einer Verdoppelung der bisherigen 19 Zähler entspräche. Aufgerundet kämen sie sogar auf 39 Zähler, haben die Ingolstädter ausgerechnet, wenn Maik Walpurgis von Saisonbeginn an tätig gewesen wäre. 17 Punkte aus 15 Ligaspielen wurden mit dem neuen Trainer erreicht. In den ersten zehn Partien unter seinem Vorgänger Markus Kauczinski waren es allerdings nur zwei Zähler. Eine Hypothek, das wissen die Ingolstädter, die ein drittes Bundesligajahr hintereinander unwahrscheinlich macht. Zumal der Ertrag der Abstiegskonkurrenten außer Darmstadt nach 25 Spielen nie höher ausfiel als derzeit. Außerdem wurden zehn Punkte Rückstand, die Ingolstadt bereits auf den Relegationsplatz 16 aufweist, in den letzten neun Spielen noch nie aufgeholt.

Erstes Ziel: Mainz ganz unten mit reinziehen

Mainz, so hoffen die Ingolstädter jedenfalls, könnte nach der jüngsten Unruhe um den langjährigen FSV-Präsidenten Harald Strutz und den sportlichen Turbulenzen vielleicht tatsächlich gerade recht kommen. Mit einem Heimsieg könnte der FCI den Abstiegskonkurrenten tief hineinziehen ins Souterrain der Liga. Dass sie mit nur neun errungenen Punkten das mit Abstand heimschwächste Team der Klasse stellen, ficht die Ingolstädter in ihrem Optimismus nicht an. "Ich glaube wirklich daran, dass wir drinbleiben. Wir sind noch lange nicht abgestiegen", sagte Jackwerth.

Es ist jene Tonlage, die derzeit von allen Verantwortlichen des FCI zu vernehmen ist. "Uns sollte niemand abschreiben", sagt Walpurgis. Die realistische Einschätzung von einem Großteil des Publikums, wonach Darmstadt und Ingolstadt sich nicht retten werden, "sehe ich überhaupt nicht so", gab der 43 Jahre alte Ostwestfale an, weshalb für ihn "die zweite Liga aktuell überhaupt kein Thema" sei. Vorsichtshalber haben die Ingolstädter seinen bis 2018 gültigen Vertrag aber für den Fall des Abstiegs schon erweitert.

Der fast schon trotzige Optimismus spricht wohl vor allem für das Ansinnen, noch einmal alles versuchen und der Mannschaft kein Alibi verschaffen zu wollen. Ein Abschenken soll es in keinem Fall geben. Walpurgis bemühte den Vergleich mit einem Marathon: "Wir befinden uns bei Kilometer 35. Das ist eine entscheidende Marke, an der viele vom Kopf einbrechen oder sich den körperlichen Strapazen nicht mehr entgegenstellen. Bei meiner Mannschaft spüre ich das Gegenteil. Jeder spürt, dass wir noch da sind."

Die Ingolstädter wissen, dass sie wohl endgültig anders hochrechnen müssten, sollten in der englischen Woche Siege ausbleiben. Vorerst jedoch setzen sie auf erwartungsfrohe Prognosen, frei nach dem Motto: Rette sich, wer dran glaubt. "Wenn wir danach die Chance weiter haben, werden wir sie garantiert auch nutzen", sagte Jackwerth vor den drei Spielen. Für das neutrale Publikum klang auch das sehr optimistisch. Vor den weiteren Spielen in Wolfsburg, Leipzig und Freiburg sowie gegen Bremen, Leverkusen und Schalke.

© SZ vom 02.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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