Ingolstadt feiert:Nicht eklig, sondern ziemlich schön

Der Aufsteiger arbeitet an seinem Image und schießt, jetzt da der Klassenerhalt greifbar nah ist, Tore in Serie.

Von Sebastian Fischer, Ingolstadt

Irgendwann war der Zeitpunkt erreicht, um jede Hemmung aufzugeben. Die Menschen riefen seinen Namen: "Hasenhüttl, Hasenhüttl". Also drehte sich der Trainer des FC Ingolstadt noch mal um, lief auf die Tribüne zu, schwang seine Arme zur La Ola und sprang in die Luft. Geballte Fäuste. Gesicht verzerrt.

Nein, es hat auch nach diesem 3:0 gegen Schalke, dem höchsten und beeindruckendsten Sieg der Saison, kein Ingolstädter gesagt, dass der Klassenerhalt nun definitiv sei. Die penetrante Zurückhaltung gehört zur Ingolstädter DNA wie Hasenhüttls Pressing und die Freistöße von Pascal Groß. Aber ernsthaft zweifeln kann beim Aufsteiger niemand mehr daran, dass der FCI auch in der kommenden Saison Bundesliga spielt. Das braucht auch niemand zu sagen - es ist nämlich zu sehen.

Auch das Spiel gegen Schalke stellte einerseits wieder die typischen Ingolstädter Eigenschaften zur Schau: zähen Kampf, ein paar theatralische Fall-Übungen und, natürlich, ein Elfmetertor. Doch das Besondere waren ein paar Eigenschaften, die an den 27 Spieltagen zuvor wohl nicht einmal entfernt als typisch für den Aufsteiger bezeichnet worden wären: Torgefahr, Leichtigkeit, Spaß. "Es ist nicht so lange her, dass wir uns rechtfertigen mussten, dass wir keine Tore schießen", sagte Hasenhüttl. Und was ist nun anders? "Man muss nicht mehr Angst haben, dass, wenn man das Ding nicht mehr macht, der ganze Verein Probleme hat", sagte der Trainer.

Moritz Hartmann hat jetzt acht Saisontreffer

Ähnlich wie bei ihm nach Schlusspfiff also scheinen die Ingolstädter immer mehr ihre Hemmungen fallen zu lassen, umso wahrscheinlicher der Klassenerhalt wird.

Schon seit dem 27. Spieltag stellt der FCI nicht mehr die schwächste Offensive der Liga, die hat seither der Tabellenletzte Hannover 96. Die Leistung gegen Schalke bestätigte die Tendenz: Die Ingolstädter Stürmer treffen plötzlich in Serie. Moritz Hartmann verlud Schalkes Torhüter Ralf Fährmann beim Elfmeter souverän, er hat jetzt acht Saisontore. Lukas Hinterseer traf zum sechsten Mal, Dario Lezcano, der in zwei Länderspielen für Paraguay unter der Woche dreimal erfolgreich war, hat nun zwei Saisontore. Beide Treffer bereitete Verteidiger Danny da Costa vor, besonders das 2:0 entstand aus einer sehenswerten Kombination mit Spielmacher Groß. Die Zuschauer waren amüsiert wie verwundert.

Drei Tore beim Heimspiel vor drei Wochen gegen Stuttgart, drei Tore gegen Schalke, der FC Ingolstadt verbessert sein Image, das Hamburgs Lewis Holtby mit dem Vorwurf beeinflusste, der FCI spiele "ekelhaft". Oh, wie ist das schön! - das sangen die Fans in den Schlussminuten. Und Dario Lezcano erklärte, ausnahmsweise nicht ganz so zurückhaltend: "Wir machen das beim nächsten Spiel wieder so wie heute."

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