Ingolstadt:Auch Bowling hilft nicht

1. FSV Mainz 05 v FC Ingolstadt 04 - Bundesliga

Nur zwei Punkte aus neun Spielen - trotzdem darf Markus Kauczinski wohl das wegweisende Derby am Samstag gegen Augsburg coachen.

(Foto: Alex Grimm/Getty)

Saisonübergreifend sind die Oberbayern seit 14 Spielen ohne Sieg. Bemerkenswert: Seit sich der Wechsel von Ralph Hasenhüttl zu RB Leipzig anbahnte, ist der Trend fallend.

Von Tobias Schächter, Mainz

Markus Kauczinski meisterte in vier Jahren als Cheftrainer beim Karlsruher SC viele knifflige Situationen. In der Saison 2012/13 zum Beispiel ging nach dem Zweitliga-Abstieg der Start in Liga drei daneben, erst am siebten Spieltag gewann der KSC bei Borussia Dortmund II zum ersten Mal - und stieg am Ende als Meister wieder auf. Zwei Jahre später versetzte der unglücklich verpasste Erstliga-Aufstieg in den Relegationsspielen gegen den Hamburger SV den kompletten Verein in Schockstarre. Der Start in die Saison 2015/16 litt darunter, Kauczinski ließ seine Vertragsverlängerung platzen, weil er sich in den Verhandlungen nicht wertgeschätzt fühlte. Danach stabilisierte der hemdsärmelige Gelsenkirchener den KSC dennoch und unterschrieb schließlich einen Vertrag beim FC Ingolstadt in der Bundesliga. Der Mann hat Krisenerfahrung.

Aber so eine knifflig-schaurige Situation wie die aktuelle mit dem FCI sei neu und eine "besondere Herausforderung" für ihn, gestand Kauczinski nach dem 0:2 beim FSV Mainz 05. Selten hat man diesen Trainer so geknickt gesehen. Auch am neunten Spieltag blieb seine Mannschaft nicht nur sieglos, sie lieferte auch eine triste Vorstellung ab. Ob er glaube, im nächsten Heimspiel gegen den FC Augsburg noch Trainer des FCI zu sein, wurde Kauczinski gefragt. Der 46-Jährige überlegte nicht lange und antwortete: "Ich denke schon. Der Verein sagt, dass wir zusammenstehen, das fühle ich auch." Von den Offiziellen gab es direkt nach dem Spiel keine Aussagen, die auf eine schnelle Trennung hindeuten. Aber die bittere Niederlage erhöht den Druck auf den Trainer, dessen Mannschaft nur zwei von 27 möglichen Punkten sammeln konnte.

Wer acht Spiele nicht gewonnen hat, für den genügt ein kleiner Rückschlag, um im neunten völlig aus der Bahn zu kippen. Immerhin 45 Minuten agierten die Ingolstädter in Mainz in der Defensive kompakt, aber als sie durch einen verwandelten Elfmeter von Yunus Malli (51.) in Rückstand gerieten, "war das ein Nackenschlag, von dem wir uns nicht erholt haben", wie Innenverteidiger Marvin Matip feststellte. In Schlüsselszenen, so der FCI-Kapitän, agiere die Mannschaft einfach zu fehlerhaft. Eine Einschätzung, die Kauczinski teilt: "Uns fehlt die Konstanz in den Spielen."

Kauczinski hatte es in Karlsruhe geschafft, in jedem Jahr die Grenzen der Mannschaft nach oben zu erweitern. Das gelang seinem Vorgänger Ralph Hasenhüttl auch in Ingolstadt. Vermutlich aber hat diese FCI-Elf in der vergangenen Saison doch lange über ihre Verhältnisse gespielt, der Leistungsabfall kommt deshalb nicht überraschend. Seit sich der Wechsel von Hasenhüttl zu RB Leipzig anbahnte, ist der Trend fallend, saisonübergreifend ist der FCI seit 14 Spielen ohne Sieg.

Um aus der Krise zu kommen, helfen nur Siege. Aber wie gewinnen, wenn kaum aufs Tor geschossen wird? Kauczinski erklärte die aktuelle Phase bereits zu den "Wochen der Wahrheit". Zunächst wurden auch Hoffnungen geweckt mit einer guten Leistung beim 3:3 gegen Borussia Dortmund. Anschließend aber schieden die Ingolstädter nach freudlosen 120 Minuten (0:0) im Elfmeterschießen bei Eintracht Frankfurt aus dem DFB-Pokal aus, nun blieb in Mainz der erhoffte Befreiungsschlag in der Liga aus. Auch das Trainingslager im Rhein-Main-Gebiet ab Mittwoch mit Bowlingabend am Donnerstag brachte nichts Positives. Kauczinski glaubt aber, dass seine Spieler den Kampf gegen den Abstieg angenommen haben. War die Pleite in Mainz also nur der Tiefpunkt, von dem aus es nur noch aufwärtsgehen kann?

Oder nicht doch ein weiterer Beleg für fehlende Qualität? "Es wird nicht einfach, aufzustehen", weiß Kapitän Matip; er glaubt nicht, "dass es diese Woche eine Trainerdiskussion geben wird". Linksverteidiger Markus Suttner betont, die Mannschaft identifiziere sich mit dem Trainer. Matip sagt: "Augsburg ist ein Schlüsselspiel. Wir wollen in dieser Konstellation den ersten Dreier holen. Das ist eine Mannschaft, die wir zu Hause schlagen können und müssen."

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