Indian Wells:"Es ist eigentlich vorbei"

Tommy Haas

Tomas Haas, Turnierdirektor in Indian Wells.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Der Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt? Tommy Haas erklärt, was es mit den kuriosen Mitteilungen seines Managements über sein Karriere-Ende auf sich hat - und was ihn eigentlich viel mehr beschäftigt.

Von Jürgen Schmieder, Indian Wells

Es sind diese Sachen, die man eben so sagt, wenn man ins Plaudern kommt. Tommy Haas sitzt in seinem Büro auf der Tennisanlage in Indian Wells, auf dem Tisch liegt das Buch Solve for Happy des Google-Ingenieurs Mo Gawdat - eine sehr unterhaltsame Anleitung zum Glücklichsein. Haas spricht über seine Rolle als Turnierdirektor ("Man glaubt gar nicht, wer einen um Wild Cards bittet."), über seine Kinder, über ein künftiges Match gegen John McEnroe auf der so genannten Champions Tour. Dann sagt er: "Es ist eigentlich vorbei. Ich denke nicht, dass ich nochmal irgendwo auftauchen werde auf der Tour."

Wie jetzt? Ist die Karriere des Tennisspielers Tommy Haas, 39, nun wirklich vorbei? Zur Erklärung: Mitte Februar hatte Haas' Management eine kuriose Mitteilung verschickt. Die Überschrift lautete: "Klarstellung zum Karriereende von Tommy Haas" Es war eine Art Rücktritt vom Rücktritt. Haas, so hieß es, habe in einem Interview mit der kalifornischen Zeitung Desert Sun "keinen offiziellen Rücktritt erklärt!". Er war in der Zeitung zitiert worden mit dem Satz: "Das letzte Match, das ich auf der Tour gewonnen habe, ist gegen Roger Federer gewesen." In der Mitteilung sagte Haas dann, er würde schon vielleicht noch einmal Doppel auf der ATP-Tour spielen, wenn er das "gewisse Kribbeln" verspüre.

Und nun? Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt? "Ich kann schon noch spielen", sagt er: "Ich denke mir aber auch: Puh, das ganze Training. Wie ein Profi leben. Das will ich nicht mehr. Ich habe damit auch abgeschlossen." Haas spricht nicht wie einer, der nicht loslassen kann - sondern wie einer, der bereits losgelassen hat: "Es kann schon sein, dass mal jemand fragt, ob ich etwa in Halle zum Doppel antreten will. Da muss man jetzt nicht drei Monate lang trainieren oder topfit sein. Allerdings ist das nur möglich, wenn ich die Karriere nicht offiziell beende - sonst gibt es Probleme beim Anmelden oder mit der Dopingkontrolle."

"Ich kümmere mich um die Kinder, mache Frühstück, fahre sie in die Schule, danach zu Ballett, Gymnastik, Tennis"

Es sind also rein pragmatische Gründe, warum auf der Visitenkarte von Haas auch noch der Beruf Tennisprofi vermerkt ist. "Es wird bald eine offizielle Ankündigung geben - ich möchte mich gerne mit einem Event in Deutschland verabschieden", sagt er. Das könne eine eigene Veranstaltung sein oder eine Trainingspartie am Rande eines Turniers: "Ich überlege mir was und werde das dann irgendwann verkünden."

Auf der Visitenkarte von Haas steht mittlerweile auch Turnierdirektor von Indian Wells, bei den Australian Open stand dort auch Berater des Profis Lucas Pouille - vor allem aber steht da, und das betont Haas immer wieder: Vater. "Ich kümmere mich um die Kinder, mache Frühstück, fahre sie in die Schule, danach zu Ballett, Gymnastik, Tennis - was im Verkehr von Los Angeles auch mal dauern kann. Danach koche ich Abendessen und bringe sie ins Bett. Plötzlich ist es halb neun und ich denke: Jetzt habe ich heute gar nichts gemacht. Man wird ja auch ein bisschen faul." Er sagt das mit der Gelassenheit eines Menschen, der tatsächlich lieber Tochter-Chauffeur ist als Tennisprofi.

Tommy Haas wirkt äußerst entspannt in seinem Büro. Die Tennistasche liegt in Sichtweite, sieht aber nun auch nicht so aus, als würde sie mehrmals täglich benutzt. "Ein befreundeter Arzt hat mir gesagt: 'Das beste Gefühl ist es, morgens aufzustehen und nichts zu spüren'", sagt Haas, der in seiner Karriere häufig verletzt gewesen ist: "Ich spüre gerade sehr wenig - was gut ist." Möge es so bleiben.

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