Ibrahima Traoré:Ibra verschafft Ablenkung

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Die Familie beflügelt: Ibrahima Traoré trifft gegen Hannover zum 1:0. Angehörige des Franzosen befanden sich im Stadion. (Foto: Marius Becker/dpa)

Vor den Augen seiner aus Paris angereisten Verwandten ("Sie sollten einmal etwas anderes erleben") ist Gladbachs Traoré der herausragende Akteur.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Der Fußballer Ibrahima Traoré wurde vor 27 Jahren in Villepinte am nordöstlichen Stadtrand von Paris geboren. "Paris", sagt er, "ist meine Heimat." Das wird immer so bleiben, auch wenn er 2007 aus Frankreich fortgegangen ist, um in Berlin, Augsburg, Stuttgart und nun Mönchengladbach Fußball zu spielen. Die Ereignisse in der französischen Hauptstadt waren für den Sohn guineischer Eltern folglich besonders schockierend, zumal eine erhebliche Zahl von Geschwistern, Cousins, Cousinen und weiterer Verwandter in Paris wohnt. Als Borussia Mönchengladbach am Samstag auch durch einen Treffer von Traoré mit 2:1 gegen Hannover 96 gewann, saßen auf der Ehrentribüne im Borussia-Park ein Dutzend Verwandter von Traoré, die er in den vergangenen Tagen aus Paris zu sich nach Mönchengladbach eingeladen hatte. "Sie sollten einmal an etwas anderes denken", sagte er am Samstagabend und war glücklich, seiner Familie ein Tor widmen zu dürfen. "Ibra hat gezeigt, dass man in diesen Zeiten auch unbefangen Fußball spielen und sich freuen darf", sagte sein Trainer André Schubert.

"Ich habe ein volles Haus, aber das ist gut so"

Auch in Mönchengladbach waren die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden, aber abgesehen von einem recht zerstörerischen S-Bahn-Streit zwischen Gladbacher und Hannoveraner Fans auf der Anreise kam es zu keinem gefährlichen Zwischenfall. 52.214 Zuschauer verlebten einen angenehmen Fußballnachmittag bei einem mittelmäßigen Spiel, dem der Gladbacher Rechtsaußen Traoré seinen Stempel aufdrückte. Immer wieder suchte er Eins-gegen-eins-Situationen und brachte mit seinem hohen Tempo Gefahr vor das Hannoveraner Tor. In der 34. Minute erhielt Traoré eine wunderbare Vorlage vom Mittelfeldmann Mahmoud Dahoud, einem gebürtigen Syrer, und schob den Ball durch die Beine des Torwarts Ron-Robert Zieler zum 1:0 ins Hannoveraner Tor.

Er rannte zur Außenlinie und schaute vielsagend hinauf auf die Tribüne, auf der unter seinen vielen Verwandten auch seine Mutter Maniera und sein Bruder Hamidou saßen. "Ich hatte heute viel Spaß und ich denke, meine Familie auch", sagte Traoré hinterher. Sie alle wohnten derzeit bei ihm in Mönchengladbach. "Ich habe ein volles Haus, aber das ist gut so." Er habe die Familie lieber um sich, als sich um sie sorgen zu müssen. Zum Champions-League-Heimspiel am kommenden Mittwoch gegen Sevilla seien alle noch da. Sie sollen in Mönchengladbach Ablenkung und Ruhe finden, bis sich die Lage in Paris wieder ein bisschen beruhigt hat.

© SZ vom 22.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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