Hymnendebatte um die DFB-Elf:Bloß keine Sangespflicht!

Wer für Deutschland spielen will, muss auch die Hymne mitsingen? Von einigen Gestrigen hat sich der Sport eine Debatte aufdrängen lassen, die mit einer modernen Gesellschaft nichts zu tun hat. Eine Sangespflicht für Khedira, Özil und Co. wäre nicht nur demokratischer Unfug. Sondern auch fehlender Respekt vor der komplizierten Biografie junger Menschen.

Klaus Hoeltzenbein

Je lauter einer singt, desto besser spielt er Fußball? Diese Gleichung hinkt. Sonst hätte der Deutschtunesier Sami Khedira kaum der herausragende Spieler der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft sein können.

Die Hymne als Politikum

Deutsche Hymne vor deutschen Länderspielen - nicht jeder singt mit.

(Foto: dapd)

Er will die Hymne auch künftig nicht singen, obwohl der einstige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder im Chor mit diversen politischen Frontstimmen "eine Singpflicht" für Nationalspieler fordert.

Von einigen Gestrigen hat sich der Sport eine Debatte aufdrängen lassen, die mit einer modernen Gesellschaft nichts zu tun hat. Die doppelzüngig ist, da sie von denselben Populisten angestoßen wird, die diese Nationalelf 2010 bei der Weltmeisterschaft in Südafrika als Beispiel für Toleranz und eine gelungenen Integration von Migrantenkindern feierten. Wer sang, der sang; wer nicht sang wie Özil, Khedira, Podolski, Boateng, der konnte unbekrittelt schweigen.

Es ist ja nicht so, dass im konservativen DFB nicht bekannt wäre, dass ein Lied identitätsstiftend wirken kann. Der neue Sportdirektor Robin Dutt, Sohn eines Inders und einer Deutschen, hat gleich bei Amtsantritt erklärt, niemand werde der Pädagogik der Jugend-Nationalteams entkommen, ohne die deutsche Hymne zumindest zu kennen.

Eine Sangespflicht will er daraus nicht ableiten. Das wäre nicht nur demokratischer Unfug, sondern auch fehlender Respekt vor der komplizierten Biografie junger Menschen.

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