Hummels und Boateng:Neuers zuverlässige Gehilfen

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Jérôme Boateng und Mats Hummels kämpfen mit Frankreichs Stürmer Olivier Giroud um den Ball.

(Foto: AFP)

Gegen Frankreich konzentriert sich die die DFB-Elf nach der frühen Führung auf das Verteidigen. Das Passspiel leidet, und im Mittelfeld gehen zu viele Zweikämpfe verloren. Doch Manuel Neuer kann sich auf seine Innenverteidiger verlassen, wie die WM-Analyse des Tages zeigt.

Von Martin Anetzberger

Karim Benzema lächtelte, als er nach knapp 94 Minuten seinen letzten Schuss auf das Tor von Manuel Neuer abgegeben hatte. Sein Gesichtsausdruck verriet Verzweiflung gepaart mit Anerkennung für den Mann, der mit seinem rechten Arm gerade die letzte Hoffnung der Franzosen auf eine Verlängerung im WM-Viertelfinale gegen Deutschland zerschmettert hatte.

So früh wie nie in diesem Turnier - sieht man vom ersten Gruppenspiel gegen schwache Portugiesen ab - waren die Deutschen gegen die französische Elf in Führung gegangen. Es entwickelte sich ein Spiel, das sich erheblich von den Duellen gegen Ghana, die USA und Algerien unterschied. Und das lag nicht nur daran, dass Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger zum ersten Mal gemeinsam von Beginn an im defensiven Mittelfeld agierten und Philipp Lahm auf die rechte Außenverteidigerposition rückte. Es lag vor allem an diesem frühen Kopfballtreffer von Mats Hummels, dass die DFB-Elf die Kontrolle über das Spiel weitgehend dem Gegner überließ und sich auf die Defensive konzentrierte.

Das lässt sich gut an den Daten unseres Kooperationspartners Opta ablesen. Gerade einmal 400 Pässe spielte das Team von Joachim Löw, deutlich weniger als in jedem anderen WM-Spiel - im letzten Gruppenspiel gegen die USA und im Achtelfinale gegen Algerien waren es annähernd doppelt so viele. Die vergleichsweise mäßige Passquote von 76,8 Prozent zeigt, wie sehr "Les Bleus" das deutsche Team unter Druck setzten und Fehler provozierten (klicken Sie auf die Kategorie "Passspiel").

Vor allem in der zweiten Halbzeit schoben die Franzosen ihr Spiel wesentlich weiter nach vorne und besetzten das Mittelfeld, wie die Opta-Heatmap zeigt (klicken Sie zum Vergleich der beiden Halbzeiten auf die Schaltflächen im unteren Teil der Grafik). Die Karte zeigt auch, dass sie vorwiegend über die linke Seite angriffen:

Die Deutschen verloren zu oft den Ball und leiteten damit Gegenangriffe ein. Sami Khedira (Passquote 77,1 Prozent), Jérôme Boateng (71,4) und Benedikt Höwedes (76,2) spielten als Defensivakteure ihre Pässe zu unpräzise. Auf Bastian Schweinsteiger und Mats Hummels hingegen war Verlass, die höchste Passquote erreichte Lahm mit starken 88,9 Prozent. Er war es auch, der mit Schweinsteiger zusammen das deutsche Spiel bestimmte. Zusammen kamen die Bayernprofis auf 107 Pässe.

Mehr vom Spiel hatten trotzdem die Franzosen, und sie kamen auch zu guten Gelegenheiten vor allem durch Benzema. Sie gewannen mehr Zweikämpfe (55,7 zu 44,3 Prozent). Die für den Spielaufbau und die Defensive so wichtigen Spieler Khedira und Schweinsteiger erreichten schlechte Zweikampfquoten: 20 beziehungsweise 14,3 Prozent. Das erklärt auch, warum die Mannschaft von Didier Dechamps zu ihren Chancen kam.

Dass sie nicht traf, lag vor allem an der guten Arbeit der beiden Innenverteidiger Hummels und Boateng. Hummels allein blockte drei Schüsse des quirligen Mittelstürmers Benzema. Boateng klärte acht Mal und gewann 75 Prozent seiner Kopfballduelle. Natürlich konnten sie nicht jeden Ball vom deutschen Tor entfernt halten. Doch dann war Neuer zur Stelle.

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