Bundesliga:Putschversuch beim HSV

HSV-Vorstand Heribert Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt im Januar 2018 bei der Vorstellung des neuen Trainers Bernd Hollerbach.

HSV-Vorstansvorsitzender Heribert Bruchhagen (v.l.), Trainer Bernd Hollerbach und Sportdirektor Jens Todt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • HSV-Aufsichtsrat Felix Goedhart soll dafür geworben haben, den Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen und den Sportdirektor Jens Todt zu entlassen.
  • Er soll zwei Vorschläge gemacht haben, bekam jedoch keine Mehrheit.
  • Investor Klaus-Michael Kühne bestritt vehement, etwas mit dem Komplott zu tun zu haben.

Von Jörg Marwedel, Hamburg

Es ist nicht so, dass es beim Hamburger SV derzeit im Abstiegskampf nicht schon genug Probleme gäbe. Vor dem Nordderby gegen Hannover 96 am Sonntag kam aber mal wieder eine neue Episode des unharmonischen Miteinanders beim HSV ans Licht: Der Aufsichtsrat Felix Goedhart soll mit zwei streng vertraulichen Mails im Kontrollgremium dafür geworben haben, den Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen und den Sportdirektor Jens Todt zu entlassen.

Zwei Vorschläge soll Goedhart gemacht haben: Entweder Finanzvorstand Frank Wettstein als neuer Klubchef und Bernhard Peters, bisher sportlicher Nachwuchsleiter, als Nachfolger von Todt. Oder aber jene Lösung, mit der Investor Klaus-Michael Kühne schon einmal 2014 am Ausschuss gescheitert war: Felix Magath als neuer mächtiger Mann des HSV. Das Komplott bekam jedoch keine Mehrheit. Aufsichtsratschef Andreas Peters sagte angesichts der undichten Stelle: "Ich bin sehr enttäuscht, dass kurz vor einem Spiel klubschädigende Unruhe geschürt wird." Man wolle diese Causa "in angemessener Form aufarbeiten".

Investor Kühne soll erneut mit Magath diskutiert haben

Wer der Drahtzieher des Putschversuches ist, darf spekuliert werden. Kühne bestritt gegenüber dem Abendblatt vehement, etwas damit zu tun zu haben. Doch es gilt als sicher, dass er schon im Sommer darauf gedrängt haben soll, die Klubspitze erneut zu verändern. Goedhart und der 2016 wegen "Indiskretionen" zurückgetretene Ex-Aufsichtsratsboss Karl Gernandt (der eigentliche Kühne-Vertreter im Gremium) sollen aber die einzigen gewesen sein, die sich für einen Wechsel aussprachen. Jetzt ist unwahrscheinlich, dass Goedhart am Dienstag erneut für den Aufsichtsrat nominiert wird - wie es Präsident Jens Meier geplant hatte.

Kühne war in diesem Winter nicht mehr bereit, noch mal seine Schatulle für Transfers zu öffnen. Wobei er nun der Morgenpost erläuterte: "Ich wurde nicht angefragt, und man hat öffentlich erklärt, dass man meine Hilfe nicht in Anspruch nehmen wolle." Fraglich also, ob Kühne damit einverstanden war, den Vertrag mit Bruchhagen, der sich zum Sparen bekennt, bis 2019 zu verlängern. Gemunkelt wird, dass Kühne erneut mit Magath Pläne für die HSV-Zukunft erörtert habe. Doch das Klubidol Magath, Torschütze zum 1:0 im Europacup-Endspiel 1983 gegen Juventus Turin, hat offenbar zu viele Leute im Klub gegen sich - auch, weil er extrem machtbewusst ist.

Bruchhagen spielte den Vorgang in einer Stellungnahme herunter: Es sei doch "normal, dass sich angesichts unserer prekären sportlichen Situation im Aufsichtsrat eine Diskussion entwickelt, die über die Position des Trainers hinausgeht". Todt kann übrigens vom Aufsichtsrat gar nicht entlassen werden, sondern nur vom Vorstand.

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