HSV in der Relegation:Glücklicher Sieger im Schneckenrennen

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Beistand aller Fußballgötter: Hamburgs Rafael van der Vaart (Foto: REUTERS)

Null Punkte holten Nürnberg, Braunschweig und Hamburg in der wichtigsten Phase der Saison, das ist eines Erstligisten unwürdig. Dennoch schafft es der Hamburger SV zumindest in die Relegation. Die Vorzeichen für den Klassenerhalt stehen allerdings nicht gut.

Ein Kommentar von Carsten Eberts

Den Abstieg hätten alle drei verdient. Nicht nur Nürnberg und Braunschweig. Nein, auch der Hamburger SV.

Wer es schafft, die finalen fünf Ligaspiele in Serie zu verlieren, hat sich nach branchenüblichen Kriterien nach Kräften um den Abstieg bemüht. Null Punkte von 15 möglichen, in der wichtigsten Phase der Saison, sind eines Erstligisten eigentlich unwürdig. Nicht nur Nürnberg (das sogar sieben Spiele nacheinander verlor) und Braunschweig haben dies fertig gebracht. Nein, auch der HSV.

Mit nur einem Zähler Vorsprung waren die Hamburger am Samstag in den Endspurt im Schneckenrennen gegangen. Ein Sieg der Konkurrenz, und der HSV wäre überholt worden, abgestiegen. Doch zwei andere waren noch schlechter. Nürnberg agierte völlig verunsichert, bei Braunschweig war die kämpferische Einstellung vorbildlich, die Qualität für die Bundesliga jedoch einfach zu gering. So darf der HSV in die Relegation - mit nur 27 Pünktchen. Ein größeres Geschenk wurde lange keinem Erstligisten mehr gemacht.

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Der Hamburger SV trägt nichts aktiv zum Klassenerhalt bei, hat aber das Glück, dass die Konkurrenz noch schlechter ist. Nun entscheidet die Relegation über die Zukunft des Bundesliga-Urgesteins - von einem Vorteil gegenüber dem unterklassigen Gegner will niemand etwas wissen.

Von Carsten Eberts, Mainz

Wie in den Entscheidungsduellen am Donnerstag und Sonntag die Kräfteverhältnisse gelagert sind, ist deshalb eine spannende Frage. Normalerweise wird dem Zweitligisten ein Bonus attestiert, weil er eine gute Saison gespielt hat, die Relegation gestärkt und euphorisiert betritt. Das trifft sowohl auf Paderborn als auch Fürth zu - wer auch immer auf Zweitligarang drei einläuft.

Der Erstligist hat vor den Relegationsspielen dagegen eine Menge Rückschläge erlebt. Viel zu viele Niederlagen, das Dasein als Gespött der Liga, die Suche nach den Schuldigen im Verein. Das lähmt. Der Gedanke, eine ohnehin missratene Saison mit einem Misserfolg zu beschließen, wummert geradezu logisch in den Köpfen. Positive Energie sieht anders aus.

Bei der TSG 1899 Hoffenheim im vergangenen Jahr war es komplett anders. Die TSG rannte in der Liga einem Rückstand hinterher, plante schon für die Zweitklassigkeit. Nach dem Trainerwechsel und dank einer famosen Aufholjagd schaffte das Team jedoch den Relegationsplatz. Die Euphorie war auf Seiten des Erstligisten. Zweitligist Kaiserslautern hatte keine Chance.

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Die Fans entrollen bittersüße Botschaften, die Spieler umarmen sich, Mike Frantz weint: Der 1. FC Nürnberg steigt hinab in die zweiten Liga. Nun muss der Verein die gesammelten Peinlichkeiten der Saison aufarbeiten. Damit der Aufzug nicht zu lange braucht, bis er wieder nach oben fährt.

Von Andreas Morbach

Wie der HSV die Relegation betritt, ist unklar. Einerseits wird sie auch beim Hamburger SV als Erfolg gewertet. Die Relegation war das einzig verbliebene Ziel, seit Wochen schon. Die quälende Angst, von hinten überrollt zu werden, ist nun passé. Andererseits muss der Klub erst wieder das Siegen lernen. Der letzte Erfolg stammt vom 29. Spieltag, das ist mehr als sechs Wochen her.

Immerhin, das Glück, auf das es in der Relegation auch ankommen kann, müssen die Hamburger gar nicht erst bemühen. Das Saisonfinale hat gezeigt: Es ist bereits auf ihrer Seite.

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