HSV in der Bundesliga:Kühne stopft die Haushaltslöcher

Klaus-Michael Kühne

Investor Klaus-Michael Kühne will vorerst keine weiteres Geld in den Hamurger SV pumpen.

(Foto: Axel Heimken/dpa)
  • Klaus-Michael Kühne, 79, erhöht seine Anteile beim Hamburger SV und sichert so die Lizenz für die Bundesliga.
  • Er äußert sich aber auch kritisch über den HSV.
  • Doch Kühne stellt auch weitere Investitionen in Aussicht.

Von Jörg Marwedel, Hamburg

Gerade hatte sich Klaus-Michael Kühne, 79, nach längerer Zeit mal wieder gemeldet, um über seine Erfahrungen als Investor beim Hamburger SV zu sinnieren, da gab sein Lieblingsklub am Donnerstag bekannt, er erfülle trotz seiner hohen Verbindlichkeiten (mindestens 75 Millionen Euro) alle Auflagen, um die Lizenz für die erste und zweite Bundesliga zu erhalten. Und zwar, weil der Logistik-Unternehmer Kühne seine Anteile an der HSV Fußball AG von elf auf 17 Prozent erhöht hat. Mit dieser Kapitalaufstockung erwarb der Milliardär laut Vereinbarung vom 28. April exakt 312 500 Aktien.

Laut Satzung darf die Fußball AG insgesamt 24,9 Prozent veräußern. "Wir haben die notwendigen Maßnahmen getroffen, um sowohl für die Bundesliga als auch für die zweite Liga die Spielgenehmigung zu erhalten", sagt HSV-Vorstand Frank Wettstein.

Gleichwohl hat sich Kühne in einem Interview mit der Sport Bild vor dem vorletzten Punktspiel der Saison 2016/2017 am Samstag bei Schalke 04 mal wieder kritisch mit seinem HSV auseinandergesetzt. Auch über einen möglichen Abstieg hat er sich dabei Gedanken gemacht: "Sollte es passieren, was ich nicht hoffe, dann muss ein Jahr später unbedingt der Wiederaufstieg klappen." Sonst stehe der Verein "vor einer Zerreißprobe".

Kühnes frustriertes Zwischen-Fazit

Dabei hat die erste Zerreißprobe ja schon längst stattgefunden. 2014 war das, als die große Mehrheit der HSV-Mitglieder in ihrer Verzweiflung über den sportlichen Misserfolg und ein damaliges 100-Millionen-Minus für die Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Verein stimmte. Auf diese Weise konnte Kühne Anteile an der neuen HSV Fußball AG erwerben. Der Investor und Mäzen, der allein in dieser Saison schon 36 Millionen Euro für neue Spieler bereitstellte, hat seine Investitionen, wie er sagte, "im Geiste bereits abgeschrieben".

Und er zog ein "frustriertes" Zwischen-Fazit, bei dem besonders der frühere Klubchef Dietmar Beiersdorfer, auf den Kühne lange setzte, nicht besonders gut wegkommt. Der sei zwar "ein guter Sportdirektor" gewesen, doch "als Vorstandsvorsitzender vielleicht zu zögerlich und entscheidungsschwach".

Den Vorwurf, er habe sich bei den Spielerverpflichtungen eingemischt, ließ Kühne nicht stehen. "Die Fachleute entscheiden. Und manchmal entscheiden sie leider falsch." Darüber habe er sich oft geärgert.

Kühne lobt Bruchhagen

Anderseits ließ Kühne durchblicken, dass er sich geweigert habe, den einen oder anderen Spieler zu finanzieren. Es seien ja "die dollsten Namen" gehandelt worden, etwa Bastian Schweinsteiger oder Edin Dzeko, damals Stürmer in Wolfsburg. Kühne vergaß dabei allerdings zu erwähnen, dass der gealterte Rafael van der Vaart, der mal sein Lieblingsspieler war, 2012 offenbar nur auf sein Betreiben hin verpflichtet und sodann zum großen Flop wurde.

Trotzdem will der HSV-Liebhaber "nicht ausschließen", weiteres Geld in den maroden Klub zu schießen. "Ich weiß, dass man es von mir erwartet. Aber ich will abwarten, wie die Saison verläuft." Immerhin hält er Beiersdorfers Nachfolger, den ehemaligen Frankfurter Heribert Bruchhagen, für eine gute Wahl. Der sei zwar für viele "eine Art Notlösung" gewesen, habe aber Ruhe in den Klub gebracht. Und auch von Trainer Markus Gisdol hält er, trotz der jüngsten Minusserie, einiges. Ähnliches bescheinigte er Gisdols Vorgängern Mirko Slomka und Bruno Labbadia nicht.

Er wolle "keine Haushaltslöcher stopfen", sagt Kühne. Doch genau das tut er. Solange er ständig frisches Geld gibt, wird sich an der hochfliegenden Grundausrichtung des Klubs, der sich gefühlt immer noch für einen Bayern-Rivalen hält, wenig ändern. Mentalcoach Olaf Kortmann, einst Bundestrainer und HSV-Meistertrainer im Volleyball, sieht im Abstieg freilich kein Mittel, um mit einem neuen Konzept durchzustarten: "Es ist ein Irrglaube zu denken, dass eine Mannschaft sich konsolidieren kann, wenn sie absteigt." Das könne vielleicht in einer Kleinstadt passieren, aber nicht in einer Stadt wie Hamburg. Der HSV habe so viele Schulden, dass er sie in der zweiten Liga niemals abtragen könnte.

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