HSV gewinnt 2:1:Date mit der Vergangenheit

Hamburger SV v 1. FC Koeln - Bundesliga

Späte Genugtuung: Lewis Holtby lässt sich nach seinem 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit von den HSV-Fans im Volksparkstadion feiern.

(Foto: Stuart Franklin/getty)

2712 Minuten war er ohne eigenes Tor geblieben. Doch in der Nachspielzeit seines 300. Pflichtspiels entscheidet Lewis Holtby die Partie gegen den 1. FC Köln. Der HSV verlässt damit erstmals seit Februar wieder den Relegationsplatz.

Für den Hamburger Mittelfeldspieler Lewis Holtby war das Spiel gegen den 1. FC Köln am Samstagnachmittag vor allem eine Verabredung mit seiner Vergangenheit. Jörg Schmadtke war 2007 der erste Trainer, der ihn in einem Fußballspiel einsetzte. Holtby war damals 17 Jahre alt und Schmadtke gerade Interimscoach bei Alemannia Aachen. Nun feierte Holtby sein Jubiläum: Gegen den FC mit Sportchef Schmadtke absovierte er Pflichtspiel-Einsatz Nummer 300. Keinen Gegner hat Holtby lieber als den FC: Vier Tore hatte er schon vor dem Spiel erzielt gegen den FC, danach sogar fünf.

In der Nachspielzeit schoss Lewis Holtby mit dem 2:1-Siegtor seinen Hamburger SV vom ungeliebten Relegationsplatz der Fußball-Bundesliga, erstmals seit Mitte Februar stehen die Hamburger wieder höher als Rang 16. Die Party in Hamburg nahm damit ihren Lauf. Mit lauten "HSV, HSV-Rufen" ließen die Anhänger ihre Lieblinge hochleben. "Nach diesem emotionalen Ende muss ich nun erst mal runterkommen", sagte Trainer Markus Gisdol nach dem verdienten, aber glücklichen 2:1 (1:1)-Erfolg gegen den FC.

Es war schon das achte HSV-Heimspiel in Serie ohne Niederlage, welches der später mit einer Knieverletzung ausgewechselte Nicolai Müller (13. Minute) eingeleitet und Holtby (90.+1) vollendet hatte. "Meine Mannschaft hat diesen Sieg unbedingt gewollt. Klasse, wie uns das Publikum wieder unterstützt hat", meinte Gisdol strahlend. Kollege Peter Stöger, dessen Team trotz des zwischenzeitlichen 1:1 durch Milos Jojic (25.) erstmals seit 2012 ein Ligaspiel gegen den HSV verlor, ärgerte sich über sein in der Schlussphase zu inaktives Team. "In der letzten Viertelstunde waren wir nicht mehr so konsequent beim Verteidigen." Sein FC erlitt im Kampf um einen internationalen Startplatz einen Rückschlag.

FC-Angreifer Modeste trifft diesmal nicht, Köln verliert

Siebeneinhalb Wochen nach dem 2:0-Erfolg an gleicher Stelle im Pokal-Achtelfinale hatten sich die Hanseaten vorgenommen, an ihre starken Heimauftritte anzuknüpfen, um endlich den drittletzten Rang zu verlassen. Zunächst hatten sie großes Glück, als Konstantin Rausch per Maßflanke gegen die noch unorganisierte Hintermannschaft den freistehenden Anthony Modeste bediente. Doch der im Hinspiel dreimal erfolgreiche FC-Torjäger war zu überrascht und jagte das Leder aus der Drehung knapp über den Kasten (1.).

Als sich der HSV vom ersten Schreck erholt hatte, entwickelte sich eine flotte Partie. Das lag auch daran, dass die ohne ihren verletzten Spielentwickler Yuya Osako angetretenen Gäste ebenfalls den Weg nach vorn suchten. Doch wie zuletzt so oft kam der HSV, der nach dem Unfalltod seines Mitarbeiters Timo Kraus mit Trauerflor antrat, zum wichtigen 1:0. Bobby Woods Vorarbeit landete bei Müller, der Timo Horn mit einem Schuss durch die Beine überwand. Es war das 2900. Liga-Tor für den HSV. Bald darauf konnte Köln jedoch ausgleichen, Jojic konnte nahezu ungestört einköpfen nach einer Ecke von Christian Clemens.

Nach dem Seitenwechsel ließ das Niveau deutlich nach. Die Kölner, bei denen Toptorjäger Modeste von der Hamburger Innenverteidigung um Papadopoulos und den Ex-Kölner Mergim Mavraj meist gut abgeschirmt wurde, agierten defensiver, was Hamburgs Offensive ohne Müller Probleme bereitete. Außer einem Schuss des erneut auffälligen Wood, der nur das Außennetz traf (49.), war lange Zeit nicht viel zu sehen. Köln verlegte sich nur noch auf die Verteidigung des 1:1, was auch fast geglückt wäre. Aber nur fast. Als kaum noch einer damit rechnete, traf Holtby in seinem 300. Pflichtspiel nach einer für ihn 2172-minütigen Tor-Flaute zum Sieg. Es folgte: Jubel im Volkspark.

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