HSV auf dem Abstiegsplatz:Auf dramatische Art unterlegen

VfB Stuttgart v Hamburger SV - Bundesliga

Enttäuscht in Stuttgart: Heiko Westermann, René Adler und Artjomas Rudnevs (von links).

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Nur der Torwart überzeugt, die Fans zürnen: Nach der Niederlage in Stuttgart rückt der erste Bundesliga-Abstieg des Hamburger SV näher.
  • Am letzten Spieltag ist der Klub auch von der Konkurrenz abhängig.
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Von Matthias Schmid, Stuttgart

René Adler sah im edlen schwarzen Klubanzug nach dem Spiel aus, als würde er gleich noch ins Theater gehen. Doch Lust auf ein Schauspiel dürfte er nicht verspürt haben, er hatte gerade eine Vorführung im doppelten Sinne erfahren müssen. Denn wenn Adler nicht so viele Bälle beim VfB Stuttgart abgewehrt hätte, hätten die Hamburger Profis am vorletzten Spieltag im Duell gegen einen direkten Konkurrenten um den Abstieg ein Debakel moderieren müssen. In der zweiten Hälfte parierte Adler gegen Filip Kostic und Alexandru Maxim so brillant, dass einem wieder in Erinnerung kam, warum er mal Stammkeeper der Nationalmannschaft war - vor Manuel Neuer.

Nur wegen Adlers Reflexen blieb es letztlich beim 1:2 (1:2) in einem existenziellen Spiel, das zunächst so gelaufen war, wie es sich die Hamburger vorgestellt hatten: mit einer früheren Führung. "Wir hatten den VfB da, wo wir ihn haben wollten", sagte HSV-Trainer Bruno Labaddia. Nach einem Kopfballtreffer von Gojko Kacar sah es so aus, als hätte der neue Fußballehrer, der vor vier Jahren noch den VfB vor dem Abstieg bewahrte, tatsächlich alles richtig gemacht, weil er den Mittelfeldspieler vom Tribünenhocker zum Stammspieler befördert hat. Kacar war ausgemustert, er war ein unerwünschter Profi in Hamburg, bis Labaddia kam. Schon in der vergangenen Woche hatte sich der Serbe zum neuen Hamburger Helden aufschwingen können, als ihm in letzter Sekunde der Ausgleich gegen Freiburg gelang.

Doch diesmal war Hamburg vom Ausgleich so weit entfernt wie von der deutschen Meisterschaft, nicht einmal schossen die Gäste in der zweiten Hälfte aufs Tor von Sven Ulreich. "Wir haben nach der Führung zu wenig getan", bekannte Adler. Fehlendes Herz wollte er seinen Mitspielern nicht absprechen, doch der mitgereiste Anhang interpretierte die Leistung einiger Hamburger Profis genau so. "Wir wollen euch kämpfen sehen", hallte es aus der Kurve.

Und danach schien es so, als ob Adler die Fäuste in seinen Taschen vor Wut ballte, doch zumindest nach außen versuchte er, gelassen zu wirken. "Wenn wir alles in Schutt und Asche legen, haben wir auch nichts davon", sagte der 30-Jährige. Er hat von hinten ja mit ansehen müssen, auf welch dramatische Art und Weise seine Mannschaft dem spielstarken VfB unterlegen war, nach dem Führungstor verteidigten die Hamburger ängstlich mit zwei Viererketten vor Adlers Tor. "Wir konnten unsere Konter nicht so durchspielen, wie wir das ausgedacht hatten", sagte Labbadia.

Ihm und dem HSV bleibt nur noch die Hoffnung auf einen Sieg im letzten Spiel gegen den FC Schalke 04 und auf positive Ergebnisse der Mitkonkurrenten. Denn nach dem überraschenden 2:1-Sieg des SC Freiburg gegen den FC Bayern muss der Hamburger SV hoffen, dass die anderen Mannschaften für ihn spielen, um nicht doch zum ersten Mal in der Bundesligageschichte abzusteigen. Ein Punkt fehlt dem HSV auf den Tabellen-16. Stuttgart, zwei Punkte beträgt der Rückstand auf Freiburg und Hannover, die nun gegeneinander spielen. Den Freiburger Sieg nennt Adler "extrem bitter", aber von Wettbewerbsverzerrung will er nicht sprechen. Dass die Bayern verloren haben, findet er sogar "ein bisschen nachvollziehbar", wie er sagte: "Wir haben lange genug Zeit gehabt, das zu korrigieren." Die Bundesliga muss sich wohl daran gewöhnen, dass der Dino nun tatsächlich aussterben wird.

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