HSC Coburg:Nach alter Tradition

Ludwigshafen Dominik Kelm Coburg beim Wurf beim Spiel TSG Ludwigshafen Friesenheim vs HSC 2000 Co; Coburg Handball Dominik Kelm Eibner/Imago

Auf dem Sprung nach ganz oben: Dass Dominik Kelm (beim Wurf) und der HSC Coburg am kommenden Samstag in die erste Bundesliga aufsteigen werden, kann man als nahezu gesichert annehmen.

(Foto: imago/Eibner)

Fanbusse, Public Viewing, Rathausbalkon: Handball-Zweitligist Coburg hat die Feier für den bevorstehenden Erstliga-Aufstieg bis ins Detail geplant.

Von Fabian Swidrak

Die Handballer des HSC Coburg denken dieser Tage viel an die erste Bundesliga. Aus gutem Grund, denn sollte nichts Außergewöhnliches geschehen, werden die Oberfranken am Samstag gegen 21 Uhr der Eliteliga angehören. Zuvor muss allerdings die Partie in Springe absolviert werden, die niedersächsischen Handballfreunde sind noch abstiegsgefährdet, das Spiel dürfte also kein Selbstläufer werden. Doch Coburg hat neben zwei Punkten Vorsprung auf den ärgsten Verfolger TSG Ludwigshafen-Friesenheim auch ein um 28 Treffer besseres Torverhältnis, ein beruhigender und fast unmöglich aufzuholender Bonus.

Zwar hat der Handballsport schon die schönsten Pointen hervorgebracht, etwa als der THW Kiel 2014 im Saisonendspurt der besten Liga der Welt den punktgleichen Rhein-Neckar Löwen trotz deutlichem Tore-Rückstand noch den Titel entriss, aber ernste Zweifel daran, dass sich in naher Zukunft auch der HSC Coburg mit diesen europäischen Spitzenteams messen darf, hat niemand. Coburg ist im Handball-Fieber, das zeigt auch die Tatsache, dass die Mannschaft von zwei Fanbussen auf ihrer letzten Auswärtsfahrt begleitet wird. Daheimgebliebene können die Partie gleich an zwei Orten in Coburg auf Großbildleinwänden verfolgen. "Die Euphorie in der Stadt ist riesengroß", sagt HSC-Geschäftsführer Jochen Knauer. Es wird zweifellos der größte Tag in der Geschichte des oberfränkischen Handball-Klubs.

"Friesenheims Lauf hat uns schon nervös gemacht", sagt Coburgs Geschäftsführer Knauer

Dass auch bei den Verantwortlichen niemand am Aufstieg zweifelt, beweisen die bereits bis ins kleinste Detail geplanten Feierlichkeiten: Gegen 2.30 Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag soll das Team um Trainer Jan Gorr mit dem Mannschaftsbus beim Public Viewing im Coburger Steinweg ankommen. "Am Sonntag gehen wir dann in altbayerischer Tradition auf den Rathausbalkon", kündigt Knauer an. Mindestens 2000 Fans werden von 12 Uhr an auf dem Coburger Marktplatz erwartet.

Der Triumph kommt indes nicht sonderlich überraschend. Hinter den beiden Erstliga-Absteigern Erlangen und Minden war der Klub als Anwärter auf einen Aufstiegsplatz in die Saison gegangen. Spätestens 2017, so das erklärte Vereinsziel, war der Sprung nach ganz oben einkalkuliert. "Wir haben mit unserer Chance in diesem Jahr gerechnet", gibt Knauer zu. Dafür wurde der Etat erhöht, der Geschäftsführer spricht von einem Betrag zwischen zwei und drei Millionen Euro. So konnte eine ganze Reihe international erfahrener Spieler gelockt werden, allen voran der ehemalige tschechische Nationalspieler Jan Kulhanek, der mit 32,72 Prozent gehaltenen Bällen einer der besten Keeper der zweiten Liga ist. Abwehrchef ist der schwedische Nationalspieler Markus Hagelin, der bosnische Auswahlspieler Adnan Harmandic strukturiert das Angriffsspiel. So konnten sich die Coburger früh in der Saison in der Tabelle zusammen mit Erlangen und Minden, die beide bereits als Aufsteiger feststehen, vom Rest der Liga absetzen. Erst nach einem Unentschieden gegen Verfolger Friesenheim Anfang April begannen die Leistungen der Coburger zu schwanken. Es folgten drei Niederlagen in fünf Spielen - weil Friesenheim seine Spiele in dieser Zeit alle gewann, war das Aufstiegsrennen plötzlich wieder spannend. "Deren Lauf hat uns schon nervös gemacht", gesteht Knauer. Jetzt aber ist der Aufstieg kaum noch zu verhindern. Für Knauer wird die Aufstiegsfete gleichzeitig ein Abschiedsfest. Coburgs ehrenamtlicher Geschäftsführer wird sein Amt ebenso niederlegen wie Manager Heyder, der den Klub aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zur Ausrichtung des Vereins nach nur einem Jahr wieder verlassen wird. Über Nachfolger will Knauer zum jetzigen Zeitpunkt nichts mitteilen, er will nur eines: die Feierlichkeiten genießen.

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