Homosexuelle bei Olympia in Sotschi:Schwul sein ja, drüber reden nein

Zuerst hieß es, das Anti-Homosexuellen-Gesetz werde bei Olympia in Sotschi nicht gelten. Jetzt hat Russlands Sportminister klar gestellt: Schwulen und lesbischen Athleten ist es auch während der Winterspiele verboten, ihre Meinung frei zu äußern. Eine Ausnahmeregelung gibt es doch nicht.

Witali Mutko

Russlands Sportminister Witali Mutko widerspricht dem IOC: Anti-Homo-Gesetz gilt auch bei Olympia

(Foto: dpa)

Russland will das neue und international scharf kritisierte Anti-Homosexuellen-Gesetz nun doch bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi anwenden. "Niemand verbietet Athleten mit nicht traditioneller sexueller Orientierung, nach Sotschi zu kommen, aber wenn sie diese auf der Straße propagieren, werden sie dafür zur Verantwortung gezogen", sagte Sportminister Witali Mutko am Donnerstag der staatlichen Agentur R-Sport. Damit widerspricht Mutko der Mitteilung des Internationalen Olympischen Komittes (IOC), es habe "von höchster Regierungsstelle in Russland Zusicherungen erhalten, dass das Gesetz diejenigen, die an den Spielen teilnehmen nicht betreffe."

Per Gesetz steht seit Juni in Russland die Verbreitung von Informationen über Homosexualität an Minderjährige unter Strafe. Ausländer, die gegen den Passus verstoßen, können mit umgerechnet etwa 120 Euro bestraft und unter Umständen für 15 Tage unter Arrest gestellt oder des Landes verwiesen werden. In der vergangenen Woche waren erstmals seit Inkrafttreten des Verbots vier Niederländer wegen Verstoßes gegen das Gesetz mit einem dreijährigen Einreiseverbot bestraft worden.

Nun laufen auch homosexuelle Olympia-Athleten Gefahr, ausgewiesen zu werden. Die Sportler müssten sich an örtliche Gesetze halten, sagte Sportminister Muko. "Komm' her, aber zieh' keine Jugendlichen mit hinein, propagiere nicht - darum geht es", meinte der Minister.

Das von Präsident Putin unterzeichnete Gesetz hatte zuletzt international Zweifel an der Offenheit und den Gastgeberfähigkeiten Russlands bei den Winterspielen aufkommen lassen. Auch das IOC hatte Russland aufgefordert, die Sportler nicht zu diskriminieren, und auf die Offenheit für Athleten "aller Orientierungen" hingewiesen. Offenbar ohne Erfolg.

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