Holländer Afellay bei Schalke 04:Leihgeschäft mit dem 100-Millionen-Mann

Es klingt absurd, ist aber wahr: Die festgeschriebene Ablösesumme für den niederländischen Linksaußen Ibrahim Afellay vom FC Barcelona bewegt sich im dreistelligen Millionenbereich. Deshalb leiht Schalke den Offensivspieler zunächst aus - mit der Verstärkung soll vor allem ein anderer Holländer besänftigt werden.

Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Nachdem am Mittwoch der FC Bayern den Rekordtransfer der Bundesligageschichte besiegelte, schickt sich der FC Schalke 04 an, einen noch teureren Spieler aus Spanien unter Vertrag zu nehmen. Während Javier Martínez für die fixierte Ablöse von 40 Millionen Euro aus dem Baskenland nach Bayern wechselte, kann Schalkes mutmaßliche Neuerwerbung Ibrahim Afellay mit einem noch dickeren Preisschild aufwarten: In seinem Vertrag mit dem FC Barcelona ist die Verkaufssumme mit 100 Millionen Euro festgeschrieben, wie die Katalanen stolz bekannt gaben.

FILE PHOTO: Ibrahim Afellay Expected To Sign With FC Schalke 04 Real Madrid v Barcelona - UEFA Champions League Semi Final

Von Barcelona nach Gelsenkirchen: Ibrahim Afellay wechselt in die Bundesliga. 

(Foto: Getty Images)

Mit solchen Beträgen hat Schalke allerdings allenfalls auf dem Schuldenkonto zu tun, weshalb die Gelsenkirchener den 26-jährigen Linksaußen vorerst lediglich leihweise bis Saisonende aufnehmen werden. Aber auch das ist schon eine Überraschung. In der gut besetzten Offensive des Dritten der vergangenen Bundesliga-Saison hatten die Experten keinen akuten Bedarf geortet.

Eher hatte man Veränderungen in der Defensive erwartet. Das lag vor allem daran, dass der Klub sich bis Donnerstagnachmittag noch nicht entschieden hatte, wie er mit dem hartnäckigen Werben des russischen Erstligaklubs Zenit St. Petersburg um Verteidiger Kyriakos Papadopoulos, 20, umgehen soll. "Wir möchten eigentlich den Spieler nicht abgeben", sagte Horst Heldt zur Mittagsstunde.

Wichtig war dabei das Wort "eigentlich", wie der Manager gestand: "Wir müssen uns damit auseinandersetzen, weil es sich um ein Volumen handelt, das nicht so einfach wegzudenken ist." Angeblich hatte St. Petersburg bis zu 20 Millionen Euro Ablöse geboten, und auch für den jungen griechischen Nationalspieler hätte sich der Wechsel gelohnt: Drei Millionen Euro steuergünstiger Jahresverdienst lockten.

"Ein toller Fußballer"

Dennoch verkündete er am späten Nachmittag auf der Vereinshomepage, dass er nicht in die Zarenstadt umziehen werde: "Ich bleibe, weil ich gern für Schalke 04 spiele." Womöglich erleichterte der Klub ihm die Entscheidung, indem er zusagte, den bis 2015 laufenden Vertrag mit Papadopoulos zu verlängern und aufzubessern.

Finanzieller Spielraum ist vorhanden. Weil sich Borussia Mönchengladbach nicht für die Champions League qualifizieren konnte, darf Schalke mit Mehreinnahmen von vier bis fünf Millionen Euro rechnen. Außerdem steht der Klub kurz davor, den Spanier José Jurado an Spartak Moskau zu verleihen, was sich auf der Gehaltsliste positiv bemerkbar machen würde.

Jurado, der vor zwei Jahren in der kurzen Magath-Ära für mehr als 13 Millionen Euro von Atletico Madrid kam, ist ein Großverdiener. Heldt sagte, die "intensiven Gespräche" mit dem Champions-League-Teilnehmer aus Russland seien schon "sehr weit". Trainer Huub Stevens bedauerte bereits, dass Jurado ("Ein toller Fußballer") zu selten seine Pracht in Schalke entfaltet habe.

Mit Afellay hat Stevens schon beim PSV Eindhoven gearbeitet. Mehr als 14 Jahre hatte der 41-malige Nationalspieler dem PSV angehört, ehe er Januar 2011 nach Barcelona wechselte. Dort zählte er aber oft zur Reserve, zudem erlitt er einen Kreuzbandriss. Im Sommer nominierte ihn Bondscoach Bert van Marwijk für die Europameisterschaft, als Einwechselspieler konnte er das Schicksal der Holländer aber auch nicht mehr abwenden.

Afellays Verpflichtung - die Barcelona durch Gehaltsbeteiligung stützt - gilt nicht zuletzt als Geste an Klaas-Jan Huntelaar, den man für eine Vertragsverlängerung zu gewinnen versucht. Der Transfer soll Schalkes Ambitionen unterstreichen und dadurch Huntelaar zum Bleiben verleiten.

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