Hoffenheim:Der Freundin sei Dank

1899 Hoffenheim - SC Freiburg

Zeit für Luftsprünge: Hoffenheims Stürmer Andrej Kramaric freut sich über ein Formhoch.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Andrej Kramaric glänzt beim 2:0 in Augsburg und verschafft seinem Team einen kleinen beruhigenden Moment: Nach den jüngsten Dissonanzen eröffnet der Sieg wieder Chancen auf die Europa League.

Von Maik Rosner, Augsburg

Andrej Kramaric verspürte hinterher wenig Drang, über seinen gelungenen Nachmittag zu reden. Kramaric hatte beim 2:0-Sieg der TSG Hoffenheim beim FC Augsburg ein Tor geschossen (30.) und das zweite durch Serge Gnabry (50.) vorbereitet. Anschließend erklärte er sich zwar zu einem TV-Interview bereit, ließ ansonsten aber lieber andere sprechen. Heraus kam dann für Kramaric' Leistung allerdings eine Erklärung, die weniger ihm, sondern seiner Partnerin schmeicheln sollte. "Das liegt an seiner Freundin", vermutete Kollege Nico Schulz scherzhaft und sagte, Kramaric befinde sich in einer "super Phase". Zumindest Letzteres war ausschließlich sportlich gemeint - und durfte unwidersprochen stehen gelassen werden.

"Jetzt ist er wieder unheimlich präsent", lobt Julian Nagelsmann

Sechs Tore in den vergangenen fünf Spielen sind dem 26 Jahre alten Kroaten gelungen, zuvor hatte er nur in den ersten beiden Ligapartien der Saison getroffen. Diesmal gelang ihm dies durch eine listige Kopfballbogenlampe aus der Rückwärtsbewegung. Als "außergewöhnlich gut" stufte Trainer Julian Nagelsmann diese Aktion ein und bilanzierte: "Er hatte eine schwierige Phase. Jetzt ist er wieder unheimlich präsent. Er ist wieder so bedeutend, wie wir ihn gerne haben." Augsburgs Coach Manuel Baum kam bei allem Ärger über die mangelhafte Verteidigung seiner Mannschaft nicht umhin, das achte Saisontor von Kramaric als "überragend" zu bezeichnen. Es war zudem jener Moment gewesen, mit dem der Weg zum befreienden Erfolg nach den jüngsten Dissonanzen der Hoffenheimer geebnet worden war und der wieder Chancen auf die Europa League eröffnet.

Augsburg hatte auch nach dem Rückstand nie ins Spiel gefunden, das Hoffenheim abwartend, aber kontrolliert gestaltete. "Klar verdient verloren, ganz schlecht mit dem Ball gespielt, viele einfache Fehler, kaum Stafetten, die entscheidenden Zweikämpfe verloren", listete Innenverteidiger Martin Hinteregger die Mängel auf. "Kaum Tormöglichkeiten, insgesamt viel zu wenig, viel zu viele Ballverluste", ergänzte Manager Stefan Reuter, "wir haben überhaupt keine Mittel gefunden, Hoffenheim in Verlegenheit zu bringen." Daniel Baier richtete nach nur einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen den Blick sogar nach unten. Trotz der noch beruhigenden sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, aber wegen der Personalsorgen, die der angeschlagen ausgewechselte Kevin Danso vergrößerte. "Wer von Europa geredet oder geträumt hat, darf das weiter tun", sagte Kapitän Baier, "ich hoffe nur, dass es kein böses Erwachen gibt."

Hinter ihm lag ein Spiel, das aus Augsburger Sicht in der Tat ziemlich bedenklich geraten war und für dessen Verlauf nicht die allgegenwärtigen Statistiken als zuverlässigster Indikator herangezogen werden konnten, sondern ein Schwarm Tauben. Immer wieder landeten die Vögel in der ersten Halbzeit in der Hoffenheimer Spielfeldhälfte und leisteten Torwart Oliver Baumann Gesellschaft, der von den Augsburger selten behelligt wurde. In der ersten Halbzeit konnte nur Mittelfeldspieler Jonathan Schmid, als Rechtsverteidiger für den verletzten Raphael Framberger in der Startformation, für Gefahr sorgen. Es fügte sich ins Bild, dass der Schwarm im Laufe des Spiels kleiner wurde. Offenbar fühlten sich die Tauben ähnlich mäßig unterhalten von dem Auftritt der Heimelf wie ein Großteil der 27 100 Zuschauer. "Wir müssen überlegen: Wie können wir wieder gefährlich werden?", sagte Reuter später.

Zunehmend bemerkbar macht sich beim FCA das Fehlen der Leistungsträger Alfred Finnbogason, Jeffrey Gouwelleeuw und Caiuby. Auch deshalb kam der im Sommer von 1860 München verpflichtete Linksverteidiger Kilian Jakob, 20, zu seinem Debüt in der ersten Liga - wie Schmid aus der Not positionsfremd im linken Mittelfeld. Zudem hatte Baum wegen der vielen Absenzen sogar den gerade erst 17 Jahre alt gewordenen Rechtsverteidiger Simon Asta von den B-Junioren erstmals in den Profikader befördert.

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