Hoffenheim - Bremen (15.30 Uhr):Was liefert Pizza Toni? 

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Wieder in grün-weiß: Claudio Pizarro. (Foto: Carmen Jaspersen/AP)

Claudio Pizarro weckt auch bei seinem dritten Engagement für Werder hohe Erwartungen.

Von Jörg Marwedel, Bremen

Es sind ja nicht nur die Bremer Fans, die wegen der erneuten Rückkehr von Claudio Pizarro, 36, in nostalgische Euphorie verfallen sind und wie am Fließband neue Pizarro-Trikots mit der Nummer 14 erwerben. Auch im Team des SV Werder gibt es viel Freude darüber, dass der "Sonnyboy und Vollprofi", wie Co-Trainer Torsten Frings den alten Zugang nennt, helfen soll, den Klub sportlich weiter zu stabilisieren. Anthony Ujah zum Beispiel ist geradezu ausgelassen, dass der Peruaner künftig neben ihm stürmen soll. Der Nigerianer ist Chelsea-Fan, und seit Pizarro 2007/2008 für die Londoner kickte, ist er ein Idol für ihn. Schon als Ujah für Mainz 05 und Pizarro das zweite Mal für Werder spielte, erzählt er, sei er nach dem Spiel in die Bremer Kabine gegangen, um ein gemeinsames Foto zu schießen. Und da Ujah ein kommunikativer Typ ist, hat er im Überschwang via Twitter eine Fotomontage gesendet. Sie zeigt ihn zusammen mit dem neuen Kollegen als Pizzaboten. Bildunterschrift: "Und lass uns jetzt Pizza liefern." Pizza Toni.

Das erinnert ein wenig an die Jahrtausendwende, als der junge Pizarro schon mal mit einem anderen Toni (Ailton) in Bremen sehr erfolgreich war. Ob er schon am Sonntag in der Partie bei der TSG Hoffenheim liefert? Für Trainer Viktor Skripnik, der noch mit ihm als Profi auf dem Platz stand und mindestens so glücklich wirkt wie die Fans, ist das durchaus realistisch. Er könne sich sehr gut vorstellen, dass Pizarro als Einwechselspieler "der letzte Kick für die letzen 20, 30 Minuten ist". Eine Option, die Werder völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Denn das, was Pizarro seinen Mitspielern an Tipps, Tricks und Verantwortung geben könne, "kann man nicht kaufen".

"Er war ein Top-Stürmer, hoffentlich ist er es immer noch"

Pizarro versucht derzeit, in Windeseile fit genug werden für die Bundesliga. Bei aller fußballerischen Klasse hat er neben seinem Alter ein weiteres Handicap: Sein bisher letztes Fußballspiel absolvierte der vom FC Bayern Ausgemusterte vor zweieinhalb Monaten bei der Copa América für Peru. Zudem wurde er in München im vergangenen Jahr nur noch 318 Minuten eingesetzt und erzielte nur noch ein Tor - seinen insgesamt 176. Bundesliga-Treffer. Aber er tut viel, um wieder dynamischer zu werden. Als die Kollegen am Mittwoch frei hatten, hat er mit Reha-Trainer Jens Beulke geübt: Läufe, Koordinationsübungen, Torschusstraining. Am Donnerstag ging er in den Kraftraum, und bei den Trainingsspielen überzeugte er mit klugen Pässen und bester Laune.

So weit wie Kevin Kuranyi auf Hoffenheimer Seite ist er aber noch nicht. Der 33-jährige frühere deutsche Nationalspieler, der zuletzt fünf Jahre bei Dynamo Moskau verbrachte, ist nicht nur drei Jahre jünger. Er hat nach seiner Heimkehr schon die ersten drei Bundesliga-Spiele dieser Saison mitgemacht. Pizarro muss dagegen noch beweisen, ob er das Spitzen-Niveau noch einmal erreichen kann. Werder-Profi Fin Bartels hat in den Hype um die Werder-Legende zumindest eine realistische Note gebracht, als er sagte: "Er ist einmal ein Top-Stürmer gewesen, und er ist es hoffentlich immer noch."

4,5-Millionen-Euro-Einkauf Jóhannsson droht die Ersatzbank

Torsten Frings, der wie Skripnik noch mit Pizarro zusammenspielte (beim FC Bayern und beim SV Werder) und immer SMS-Kontakt mit ihm hatte, ist da ziemlich sicher. Er werde zwar nicht mehr damit glänzen, dass er "die Gegner vorne totläuft". Aber mit seinen Fähigkeiten sei Pizarro "nicht die Nummer drei". Was bedeutet: Der für 4,5 Millionen Euro vom AZ Alkmaar geholte Aron Jóhannsson könnte zunächst einmal der Leidtragende sein - obwohl Skripnik sich beeilte, das Duo Ujah/Jóhannsson mit ihren Vierjahresverträgen als die wahre Zukunft des SV Werder zu verkaufen. Zudem sei es keineswegs "ausgeschlossen", dass sie einmal als Trio auf dem Feld stünden. Im Grunde können nur noch Verletzungen eine erfolgreiche dritte Pizarro-Ära in Bremen verhindern. Sein Schwachpunkt sind die Muskeln. In den vergangenen zwei Jahren war er an 93 Tagen wegen muskulärer Probleme krankgeschrieben.

© SZ vom 13.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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