Hockey:Chef für ein Jahr

Hockey: Mit Trainerdiplom und Erfahrung in Indien: Valentin Altenburg ist der bislang jüngste A-Bundestrainer des Deutschen Hockey-Bundes.

Mit Trainerdiplom und Erfahrung in Indien: Valentin Altenburg ist der bislang jüngste A-Bundestrainer des Deutschen Hockey-Bundes.

(Foto: Michael Schulz/Imago)

Der junge U21-Trainer Valentin Altenburg soll das Hockey-Team zu Olympia führen und dort Gold holen. Dabei kann er auf moderne Strukturen und eine erfahrene Mannschaft zurückgreifen. Doch das wird nicht genügen.

Von Volker Kreisl

Der Neue heißt Valentin Altenburg, und auf den ersten Blick kann er dieser Aufgabe gar nicht gewachsen sein. Er ist erst 34 Jahre alt und soll jetzt für ein Jahr der Bundestrainer im Hockey sein. Chefcoach - genauer heißt das, er soll die deutsche Mannschaft zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio führen. Und weil diese schon 2008 und 2012 Olympiasieger war und sich gerade erneut zu einem Favoriten entwickelt, heißt die Aufgabe ganz genau: Altenburg, der eben noch der U21-Trainer war, soll in Rio Gold holen und danach wieder die U21 betreuen.

Es ist andererseits kein Job im Profi-Fußball, kein Chefposten eines Großsportverbandes, sondern in einem speziellen Milieu. Der Deutsche Hockey-Bund organisiert sich seit Langem erfindungsreich, so sehr, dass der Deutsche Fußball-Bund den Gold-Trainer Markus Weise abwarb, weshalb Altenburg überhaupt erst diese Aufgabe bekommen hat. Er ist selbst ein Kind dieser innovativen Trainer-Ausbildung namens "Next Coach", und deswegen ist seine Berufung auch ganz logisch.

Jung sind sie ja alle. Altenburg stellt mit 34 zwar einen Rekord im Hockey auf, aber Frauen-Bundestrainer Jamilon Mülders war mit 36 bei seinem Einstieg auch nicht viel älter. Der deutsche Hockeysport erzieht sich seine Trainer selbst, weshalb Altenburg in dem von Weise aufgebauten Assistentenstab auch mit Kollegen wie Akim Bouchouchi oder Stefan Kermas zusammenarbeiten wird, die alle schon jung Verantwortung in Nationalteams hatten. Präsident Wolfgang Hillmann ist sich sicher, dass Altenburg "gemeinsam mit dieser erfahrenen Mannschaft und dem aus vielen erstklassigen Fachleuten bestehenden Staff seine eigene Art findet, um dieses Team bis Rio optimal zu entwickeln".

Altenburg kann da fliegend reinwechseln. Das Trainerteam greift flexibel ineinander, und es befindet sich in gewisser Weise auch selbst auf dem Platz. Denn dort stehen Moritz Fürste, Tobias Hauke, Martin Häner und Christopher Zeller, je nach Position verteidigen sie, bauen das Spiel auf, schießen Tore - und setzen zugleich Anweisungen um, oder, besser noch, sehen diese gleich vorher. Mit Altenburg dürften sie kein Problem haben, als Mannschaftsrat war das Quartett ja auch an dessen Einsetzung beteiligt.

Die Frage ist nur, wer in dieser Fülle an Kompetenzen das letzte Wort hat. Es war eine von Weises Stärken, die Ergebnisse der Videoanalyse, Gegnersichtungsresultate und Taktikänderungsvorschläge umzusetzen. Hillmann sagt, niemand erwarte von Altenburg, "dass er wie ein zweiter Markus Weise die Rolle als Cheftrainer ausfüllt". Dennoch ist er nun der Chef und muss sich durch kluge Entscheidungen empfehlen.

"Es wird auch Widerstände geben", sagt der Neue. Zum Einstieg geht es am Sonntag zum World-League-Finale nach Indien. Da kommt Altenburg entgegen, dass er auch schon Erfahrung gesammelt hat. Zum Beispiel vergangene Saison als Chefcoach der Dabang Mumbai in der indischen Profiliga.

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