Außergewöhnliche Athleten in London:Einhändig und halbblind

10.500 Sportler treten bei den Olympischen Spiele an: Der älteste Sportler sitzt auf einem Pferd, beim Tischtennis tritt eine Einhändige an und bei den Luftgewehrschützen steht eine Hochschwangere am Schießstand. Außergewöhnliche Sportler in London.

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London 2012 - Hiroshi Hoketsu

Quelle: dpa

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10.500 Sportler treten bei den Olympischen Spiele an: Der älteste Sportler sitzt auf einem Pferd, beim Tischtennis tritt eine Einhändige an und bei den Luftgewehrschützen steht eine Hochschwangere am Schießstand. Außergewöhnliche Sportler in London.

Hiroshi Hoketsu

Dass der Sportler Hiroshi Hoketsu so wenig graue Haare hat, überrascht. Schließlich ist er schon 71 Jahre alt. Damit ist der japanische Dressurreiter der älteste Olympiateilnehmer in London. Seine ersten Spiele erlebte Hoketsu 1964 in Tokio. Damals war er noch Springreiter. Doch als die Sehkraft nachließ, und er die Distanzen zwischen den Sprüngen nicht mehr so gut abschätzen konnte, sattelte er um.

Kieran Behan of Ireland reacts after falling from the vault at the men's gymnastics qualification during the London 2012 Olympic Games

Quelle: REUTERS

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Kieran Behan

Mit acht Jahren begann Kieran Behan zu turnen. Als er elf war, sagten die Ärzte: "Du wirst nie wieder laufen können." Der irische Turner hatte bereits einen schweren Unfall hinter sich. Nach einem Sturz im Training blieb er dann gar gelähmt, erst Monate später konnte er seine Hand wieder bewegen. Doch nun ist der 23-Jährige dabei - bei Olympia 2012. Und Behan sagt: "Sie haben gesagt, es ist unmöglich. Aber ich habe es geschafft."

Saudi Arabia's Wojdan Ali Seraj Abdulrahim Shaherkani gestures as she walks with the contingent in the atheletes parade during the opening ceremony of the London 2012 Olympic Games at the Olympic Stadium

Quelle: Reuters

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Wojdan Shaherkani

In London werden erstmals bei Olympischen Spielen alle Nationen mit Frauen im Team starten. So hat auch Saudi Arabien zwei Damen entsendet: Die 29-jährige 800-Meter-Läuferin Sarah Attar und die 16-jährige Judoka Wojdan Shaherkani (im Bild).

Doch bevor es für Shaherkani losgehen konnte, wäre es schon fast wieder vorbei gewesen. Sie darf nämlich ihr Kopftuch nicht tragen. Das würde gegen "die Idee des Judo" verstoßen und sei zudem eine Gefahr für die Athletinnen, sagte der Sprecher des Internationalen Judo-Verband IJF, Nicolas Messner. Shaherkani wird ohne Kopftuch starten, Saudische Politiker hatten der Reise aber nur zugestimmt, wenn die Sportlerinnen dort die Möglichkeit hätten, die für muslimische Frauen korrekte Kleidung zu tragen. Entwarnung gab der Olympia-Sportchef von Saudi-Arabien vor der Ausscheidung der Schwergewichtsklasse (mehr als 78 Kilogramm): Shaherkani kämpft ohne Kopfbedeckung.

Malaysia's Nur Suryani Mohd Taibi prepares before the women's 10m air rifle qualification competition at the London 2012 Olympic Games in the Royal Artillery Barracks at Woolwich in London

Quelle: REUTERS

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Nur Suryani

Die 29-jährige Nur Suryani aus Malaysia ist mit einem ziemlich dicken Bauch zu den Olympischen Spielen gereist. Doch sie hat nicht etwa zu wenig trainiert und deswegen zugenommen. Nein, Suryani ist hochschwanger. Im achten Monat. Dennoch wollte die Sportschützin unbedingt an den Spielen teilnehmen. Bereits am ersten Wettkampftag waren sie und ihr Nachwuchs beim Luftgewehr an der Reihe. Sie atmete tief durch, setzte an, doch das Finale verpasste sie.

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Quelle: AFP

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Ezekiel Kemboi

Ob sich Ezekiel Kemboi auf die Olympischen Spiele konzentrieren kann? Der kenianische Hindernisläufer, der sogar Medaillenchancen hat, ist in seiner Heimat angeklagt. Er soll mit einem Messer auf eine Frau eingestochen haben. Laut Kemboi soll die Frau versucht haben, ihn auszurauben.

Es wurde heftig diskutiert, ob Kemboi in London starten soll. Kipchoge Keino vom Nationalen Olympischen Komitee Kenia sagte: "Unsere Gesetze besagen, dass einer so lange unschuldig ist, bis seine Schuld vor Gericht bewiesen ist." Und nun ist Kemboi in London dabei.

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Quelle: AP

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Natalia Partyka

Schon zum zweiten Mal ist Natalia Partyka bei Olympia dabei - und das gleich doppelt. Wenn alle Athleten wieder nach Hause reisen, bleibt die Polin noch ein paar Tage in der Stadt und will dann noch einmal versuchen Olympiasiegerin zu werden. Die 23-jährige Tischtennisspielerin nimmt im Einzel teil (und steht bereits unter den letzten 32), anschließend bei den Paralympics. Partyka hat nur einen Unterarm.

Oscar Pistorius

Quelle: dpa

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Oscar Pistorius

Für jeden Athleten ist es etwas besonderes, Teil der Olympischen Spiele in der britischen Hauptstadt zu sein, aber für den "Blade Runner" Oscar Pistorius - und für die Leichtathletikwettbewerbe - ist die Teilnahme durchaus noch bedeutender. Der 25-Jährige ist an beiden Beinen amputiert und läuft auf Karbonprothesen - er startet trotzdem bei den Spielen der Unversehrten.

Hat Pistorius durch seine Prothesen Vorteile bei der Kraftübertragung? Nein, sagte der Sportgerichtshof CAS. Er kam 2008 nach wissenschaftlichen Untersuchungen zu dem Schluss, dass Pistorius mit seinen Prothesen an allen Rennen teilnehmen darf. In dem Jahr schaffte er die Olympianorm zwar nicht, gewann aber bei den Paralympics in Peking dreimal Gold. In London wird er bei den Olympischen und den Paralympischen Spielen (100, 200 und 400 Meter) starten und erlebt seine Starts mit einer "Mischung aus Stolz, Glück und Vorfreude".

Olympics Opening Day - Archery

Quelle: Getty Images

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Im Dong-Hyun

Bereits am Freitag haben für den Südkoreaner Im Dong-Hyun die Olympischen Spiele begonnen - und das mit einem Weltrekord. In der Platzierungsrunde beim Bogenschießen gelangen ihm 699 von 720 möglichen Ringen. Und das, obwohl der 26-Jährige kaum etwas sieht. Im Dong-Hyun besitzt auf dem linken Auge nur zehn Prozent Sehkraft, auf dem rechten 20 Prozent. Die Scheibe sieht er nur verschwommen, Zeitung kann er kaum noch lesen.

Palästinensische Olympioniken

Quelle: dpa

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Abu Remeleh

Er ist der erste und einzige Palästinenser, der sich seine Teilnahme an den Olympischen Spielen offiziell erkämpft hat: Judoka Abu Remeleh (re. im Bild). Die anderen vier palästinensischen Sportler, die in London mit dabei sind, sind der speziellen Einladung des Internationalen Olympischen Komitees gefolgt - so wie alle palästinensischen Sportler seit 1996.

Das IOC vergibt Sonderstartplätze an Nationen mit schlechten Trainingsbedingungen. Trotz dieser hat es der 28-jährige Abu Remeleh aus eigener Kraft nach London geschafft. Tagsüber arbeitet er als Verkäufer, anschließend geht's zum Sportklub. Remeleh tritt in der Gewichtsklasse bis 73-Kilogramm an "Ich werde mein Bestes geben, um das Finale zu erreichen", sagt Abu Remeleh. "Nichts ist unmöglich."

Olympia 2012: Eroeffnungsfeier

Quelle: dapd

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Markus Rogan

2004 in Athen holte Markus Rogan für Österreich die ersten Medaillen im Schwimmen seit 1912: Silber über 100 und 200 Meter Rücken. Doch eigentlich hätte er sogar Gold bekommen.

Nach dem 200-Meter-Rennen wurde der Sieger Aaron Peirsol wegen eines Beinfehlers nach einer Wende disqualifiziert. Doch Rogan bestand darauf, dass Peirsol die Goldmedaille gebührt, er sei der bessere Schwimmer gewesen. Für sein Verhalten erhielt Rogan den Special Fair Play Award des European Fair Play Movements. Bei der Eröffnungsfeier 2012 durfte Rogan die österreichische Fahne tragen.

London 2012 - Pferdesport Vielseitigkeit

Quelle: dpa

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Zara Phillips

Sie ist die Enkelin von Queen Elizabeth II., in der Thronfolge steht sie an Nummer 14 - und sie nimmt an Olympia teil. Die Adelige Zara Phillips startet mit ihrem Pferd High Kingdom im Vielseitigkeitsreiten. Wohnen wird die 31-Jährige nicht etwa im Buckingham Palace, sondern im Olympischen Dorf.

© Süddeutsche.de/sonn/ske/mane/goro
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